204. Verhandlungstag, 12.05.2015 "Sie war keine, die geschubst wurde"
Als selbstbewusst hat ein Mundlos-Freund Beate Zschäpe am heutigen Verhandlungstag im NSU-Prozess beschrieben. Von Ina Krauß
Der Freund war mit Uwe Mundlos auf der Schule und auch später noch befreundet. In zahlreichen Details beschreibt Aleksander H. die Entwicklung von Mundlos vom "Pazifisten" zum gewaltbereiten Neonazi. Es habe bei Mundlos und seinen Mitstreitern eine "Sehnsucht nach den Verhältnissen zwischen 1933 und 1945" gegeben. H. berichtete vor Gericht aus seinen Unterhaltungen mit Uwe Mundlos aber auch über eigene Erlebnisse mit dessen Freundeskreis, zu dem Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe, André K., und Ralf Wohlleben gehörten. Die Gruppe verhielt sich im Laufe der neunziger Jahre immer gewalttätiger, die Übergriffe richteten sich dabei gegen politische Gegner und "klassische Ausländer". Zum harten politischen Kern gehört er selbst aber nicht. Seine Biografie hätte etwa eine nähere Bekanntschaft mit Uwe Böhnhardt verhindert:
"Mein Vater ist Bulgare, meine Mutter Deutsche. Das hat nicht in sein Rassenkonzept gepasst."
Zeuge Aleksander H.
Sie war ein anerkanntes Mitglied
Beate Zschäpe habe er neben André K. als eine der "verträglichsten" in der Gruppe wahrgenommen. Einmal sei es jedoch in einem Club zu einem "Vorfall mit einem Glas und einem Geschädigten" gekommen. Die Angreiferin sei Beate Zschäpe gewesen. Sein eigenes Verhältnis zu ihr beschrieb er als distanziert. Zschäpe sei selbstbewusst in der Gruppe aufgetreten: "Sie war keine die in der Gruppe geschubst wurde. Sie war ein anerkanntes Mitglied."
Ralf Wohlleben, der in München als Unterstützer des NSU-Trios angeklagt ist, erlebte der Zeuge nicht als führendes Mitglied des Freundeskreises. Bei einer Wintersonnwendfeier habe der ganz sicher keine Rede gehalten, dazu sei er "zu dumm" gewesen.
Aleksander H. sah seinen Jugendfreund Uwe Mundlos zum letzten Mal im Februar 1998, in dem Jahr, in dem Mundlos gemeinsam mit Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe untertauchte. Im Vorfeld hatte Mundlos darüber gesprochen, dass die Polizei wegen Terrorismus gegen ihn ermittelte.
Die Zeugenaussage von Aleksander H., der heute als Lehrer arbeitet, sorgte im Gerichtssaal für harte Auseinandersetzungen zwischen den Verteidigern von Zschäpe und der Bundesanwaltschaft. Die Verteidigung zweifelte die Aussagekraft von H.s Erinnerungen an und bezichtigte ihn der Dreistigkeit. H. hatte mehrfach betont, dass er lediglich seine Erinnerungen wiedergeben könne und die Ereignisse lange zurücklägen. Die Bundesanwaltschaft warf Zschäpes Verteidigern vor, den Zeugen runterzumachen.