242. Verhandlungstag, 28.10.2015 Wie wahrscheinlich ist der große Knall?
Man hat das Gefühl als erwarteten momentan viele Prozessbeteiligte und Beobachter einen Paukenschlag, sprich eine Aussage von Beate Zschäpe. Ist diese Annahme wirklich begründet oder nur der mittlerweile zermürbenden Länge des Verfahrens geschuldet?
28. Oktober
Mittwoch, 28. Oktober 2015
Ein Anwalt der Nebenklage hat kurz vor der Sommerpause in diesem Jahr den NSU-Prozess mit einem Marathonlauf verglichen. Man stehe seiner Meinung nach bei Kilometer 39 (von 42). Das wäre ja gar nicht schlecht, anders ausgedrückt hieße das nämlich: Ein Urteil gäbe es in der ersten Jahreshälfte 2016, was in der NSU-Prozess-Historie durchaus als "sehr bald" bezeichnet werden könnte. Doch egal wie realistisch diese Einschätzung auch sein mag, käme es tatsächlich noch zu einem derartigen Paukenschlag, könnte das auch erhebliche Auswirkungen auf die noch verbleibende Länge dieses Verfahrens haben. Anders gesagt: Der NSU-Prozess könnte dann zum "Iron Man" werden und man stünde vielleicht sogar erst am Anfang einer Marathonstrecke.
Zschäpe und das eiserne Schweigen
Was würde Beate Zschäpe dazu bewegen ihr eisernes Schweigen endlich zu brechen? Wenn man davon ausgeht, dass das Gericht bisher der Anklage folgt, was den allermeisten Prozessbeobachtern als sehr realistisch erscheint, steuert sie auf eine Verurteilung zu. Das heißt, eine Aussage würde nur dann Sinn machen, wenn der Senat diese auch als wirkliche Einlassung ansähe, also einen Mehrwert für das Verfahren und einen Aufklärungswillen der Angeklagten erkennen würde. Die wohl spannendste Frage lautet: Würde Zschäpe am Ende vielleicht doch umfangreiche Einblicke und Erkenntnisse eines mutmaßlichen Unterstützerkreises des National Sozialistischen Untergrunds preisgeben?
Zugegebenermaßen, der Gedanke, mit Hilfe von Beate Zschäpe ein mögliches rechtes Terrorunterstützer-Netzwerk aufzudecken, klingt tollkühn. Doch würde sie im NSU-Prozess tatsächlich noch ihre Stimme erheben, ist es schwer vorstellbar, dass es dabei dann nur um Belanglosigkeiten ginge. Eher wäre es doch wahrscheinlich, dass Nachermittlungen und weitere Beweismittel die Folge sein könnten.
Ein Satz, den Zschäpe vor Prozessbeginn einem BKA-Ermittler gesagt haben soll, lässt zumindest noch auf eine verbale Regung der Angeklagten hoffen: "Ich habe mich nicht gestellt, um nicht auszusagen."