NSU-Prozess, 250. Verhandlungstag Richter erlaubt schriftliche Antworten
Nach der schriftlichen Erklärung Beate Zschäpes in der letzten Woche hat der Vorsitzende Richter nun 63 Fragen an die Hauptangeklagte im NSU-Prozess formuliert - mündlich. Er erlaubt aber die Beantwortung in schriftlicher Form.
Götzl hatte zunächst versucht, mit Zschäpe direkt zu sprechen. Doch schon bei der ersten Frage - es ging um den Alkoholkonsum der heute 40-Jährigen - in den Jahren vor 2006, ging Verteidiger Mathias Grasel dazwischen. Zschäpe sehe sich aufgrund ihrer Verfassung nicht in der Lage, Fragen direkt zu beantworten, sondern nur schriftlich nach Absprache mit ihrem Verteidiger, so Grasel gegenüber dem Vorsitzenden Richter. Für Götzl ist die Beantwortung von Fragen durch Zschäpe aber anscheinend sehr wichtig, denn er ging zumindest teilweise auf Grasels Ansinnen ein: Antworten dürfen jetzt schriftlich erfolgen, aber Götzl übermittelte entgegen Grasels Wunsch keinen schriftlichen Fragenkatalog, sondern diktierte dem Verteidiger 63 Fragen in die Feder.
Götzl hakt nach
Reportertagebuch
Das Gericht fragt nun vor allem an den Stellen nach, an denen Zschäpes Aussage Lücken oder Widersprüche aufweist oder Fragen offengelassen hat. Mit wem traf sich Zschäpe in Jena in der rechten Szene vor dem Untertauchen? Welche Liedtexte wurden bei Treffen gegrölt? Welche Verstecke nutzte das NSU-Trio nach dem Untertauchen? Götzl will auch genauer wissen, wie es um die Beziehung zwischen Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt bestellt war. Er möchte mehr über die politische Einstellungen des sogenannten NSU-Trios und das Verhältnis Zschäpes zu Waffen wissen. Laut Zschäpes Angaben wurde die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen und ihr Kollegen schwer verletzt, weil Mundlos und Böhnhardt an neue Waffen kommen wollten. Wurden die Polizisten zufällig ausgewählt? Auch das interessiert Götzl.
Antworten erst im Januar
Auch die Bundesanwaltschaft und Verteidiger von Mitangeklagten haben einige Fragen an Zschäpe. Nebenkläger und ein Sachverständiger kündigten ebenfalls Nachfragen an. Grasel hatte aber schon im Vorfeld angekündigt, dass seine Mandantin nur Fragen des Gerichts und der Anwälte ihrer Mitangeklagten beantworten will.
Antworten werden erst im neuen Jahr erwartet. Grasel kündigte an, er werde zwar in den kommenden Tagen mit Zschäpe über die Fragen beraten, aber wohl nicht bis kommenden Donnerstag fertig werden. Der nächste Verhandlungstermin nach Donnerstag ist der 12. Januar.