263. Tag im NSU-Prozess Ein mutiger Azubi wurde zum Opfer
Die Beweisaufnahme im NSU-Prozess geht in die Endrunde. Die mutmaßlich vom NSU begangenen Morde und Sprengstoffattentate sind weitestgehend abgearbeitet. Momentan befasst sich die Staatsschutzkammer des Münchner Oberlandesgerichtes unter Vorsitz von Manfred Götzl mit den Banküberfällen, die dem NSU zur Last gelegt werden und bei denen Beate Zschäpe Mittäterin gewesen sein soll.
Trotz eines noch nicht entschiedenen Befangenheitsantrags von Beate Zschäpe und dem wegen Beihilfe angeklagten Ralf Wohlleben gegen das Gericht wurde heute weiterverhandelt. Auf der Tagesordnung heute vor allem der Banküberfall auf eine Zwickauer Sparkassenfiliale im Oktober 2005. Ein Kriminaltechniker der Polizeidirektion Südwestsachsen war damals am Tatort und schilderte anhand von Skizzen und Fotos den Ablauf des Überfalls. Dabei wurden auch Bilder einer Überwachungskamera gezeigt auf denen der Täter zu sehen war, wie er mit einer Waffe einen Angestellten der Bank bedrohte.
Der Azubi hat den Bankräuber angegriffen
Der Angestellte, ein Azubi, sei aufgefordert worden den Tresor zu öffnen, habe sich aber nicht anders zu helfen gewusst als den potentiellen Bankräuber anzugreifen, sagte ein 52-jähriger Beamter des Bundeskriminalamtes, der am Vormittag als zweiter Zeuge auftrat. Der Täter habe dann mit der linken Schusshand um sich herum nach hinten gezielt und abgedrückt. Dabei habe er das Opfer im Bauch getroffen.
Eine Jacke und ein Rucksack vom Täter konnten identifiziert werden
Der Polizist hatte die Aufgabe Asservate, die im Brandschutt der Wohnung in der Frühlingsstraße in Zwickau, dem letzten Unterschlupf des NSU, und im Wohnmobil von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden wurden, mit Fundstücken des Banküberfalls zu vergleichen. Dabei habe er festgestellt, dass die beim Banküberfall sichergestellten Projektile zu einem Revolver 38 passen würden, den die Polizei im Wohnmobil gefunden hatte. Auch eine Jacke und ein Rucksack, die bei dem Banküberfall verwendet wurden, konnten identifiziert werden.
Die Art, wie der maskierte Täter den Revolver in der Hand gehalten habe, sei typisch für Uwe Böhnhardt gewesen, sagte der Beamte. Man könne davon ausgehen, das es sich bei dem Bankräuber um Böhnhardt gehandelt habe.
Dem Azubi musste die Milz entfernt werden
Der Azubi, der durch den Bauchschuss verletzt worden war, konnte umgehend in einem Zwickauer Krankenhaus notoperiert werden. Dabei musste dem jungen Mann die Milz entfernt werden und er erlitt eine kleinere Verletzung an der Bauchspeicheldrüse, sagten die behandelnen Ärzte am Vormittag als sachverständige Zeugen aus. Nach etwa 2 Wochen habe der Azubi das Krankenhaus wieder verlassen können.