NSU-Prozess


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373. Verhandlungstag, 18.7.2017 Es geht auf die Zielgerade

Der NSU-Prozess geht auf die Zielgerade – heute hat das am Oberlandesgericht in München die Beweisaufnahme beendet. Morgen beginnen die Plädoyers. Als erstes wird die Bundesanwaltschaft das Wort ergreifen.

Von: Mira Barthelmann

Stand: 18.07.2017 | Archiv

Mira Barthelmann | Bild: BR

18 Juli

Dienstag, 18. Juli 2017

Mehr als vier Jahre sind seit Prozessbeginn vergangen. 373 Mal sind das Gericht, die Beschuldigten, ihre Verteidiger, die anklagende Bundesanwaltschaft und die Nebenkläger und ihre Vertreter zur Verhandlung in München zusammengekommen, um Beweise zu erheben oder zu widerlegen. Jetzt geht das Verfahren in die entscheidende Schlussphase.

"Damit ist die Beweisaufnahme geschlossen"

Manche haben schon die Stunden gezählt, anderen ging jetzt alles doch zu schnell. Heute kurz vor 16 Uhr verkündet Manfred Götzl, der Vorsitzende Richter, dieses Mammutverfahrens quasi im Hinausgehen: „Damit ist die Beweisaufnahme geschlossen“. Damit ist ein entscheidender Schritt vollzogen – die Plädoyers können beginnen. Schon heute Morgen wollte Götzl von den Vertretern der Bundesanwaltschaft wissen, ob sie bereit seien, ihren Schlussvortrag zu halten. Das wurde umgehend bejaht. Doch einigen Nebenklage-Vertretern war das zu früh. Ihr berechtigter Einwand: Ihre Mandanten könnten unmöglich von einem auf den anderen Tag Urlaub bekommen und nach München reisen. Nun geht es morgen doch los mit den Plädoyers – allerdings wird nicht ab 9.30h, sondern erst ab 11h verhandelt.

Die Bundesanwaltschaft wird ungefähr 22 Stunden sprechen – eine grobe Hochrechnung. Sie wird den gesamten Tatkomplex noch einmal erläutern und begründen, warum aus ihrer Sicht, Beate Zschäpe wegen Mittäterschaft zu Mord in zehn Fällen zu verurteilen sei. Große Überraschungen sind ab morgen nicht zu erwarten – die Vertreter der Anklage sehen ihre Ermittlungsergebnisse im Verfahren „wiedergespiegelt“. Es ist vielmehr damit zu rechnen, dass am Schluss die Forderung nach einem hohen Strafmaß steht.

Fragen bleiben offen

„Für meine Mandanten ist es wichtig, mit der Sache jetzt endlich abzuschließen“, erklärte Nebenklagevertreterin Seda Basay nach dem heutigen Prozesstag. Andere Opfervertreter, wie Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, sind enttäuscht über den Verlauf der Beweisaufnahme. Sie haben in zahlreichen Anträgen immer wieder versucht, die vermeintlichen Hintermänner des NSU-Trios aufzudecken. Außerdem beschäftigt sie nach wie vor die Frage, inwieweit die Behörden weggesehen haben oder gar involviert waren. Das Münchner NSU-Verfahren wird zu diesen Fragen keine Antworten mehr liefern. So viel steht mit dem heutigen Tag fest.


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