Rechtsanwälte Nebenkläger erwarten maximale Aufklärung
Einen Tag vor Beginn des NSU-Prozesses am 6. Mai haben die Vertreter einiger Nebenkläger ihre Erwartungen an das Verfahren formuliert.
Die Nebenkläger erwarten von dem Mammutverfahren eine größtmögliche Aufklärung der Umstände der Taten und der Ermittlungspannen. Das machten mehrere Nebenkläger-Anwälte bei einer Pressekonferenz in München deutlich. Dabei sparten sie auch nicht mit Kritik.
Forderungen an die Justiz
Rechtsanwalt Reinhard Schön kritisierte den Bundesgerichtshof, der drei Angeklagte auf freien Fuß gesetzt hatte: "Ich frage mich, ob der BGH immer noch auf dem rechten Auge blind ist", so der Jurist wörtlich. Sein Kollege Sebastian Scharmer kündigte an: "Wir werden das Versagen der staatlichen Behörden zum Thema machen. Wir lassen uns diese Fragen nicht verbieten." Die Anwältin Angelika Lex betonte: "Bis heute leiden die Opferfamilien darunter, dass sich kein Ermittler für die Pannen entschuldigt und Verantwortung übernommen hat."
Parallelen zum Terror der RAF
In einer schriftlichen Erklärung weisen die Anwälte von Kerim und Semiya Simsek auf Parallelen zu den Terroranschlägen der Roten Armee Fraktion (RAF) hin und wundern sich zugleich über die im Vergleich verhaltene Reaktion des Staates. "Während die RAF-Gewalt vom Staat als Kriegserklärung verstanden und mit zahlreichen gesetzlichen und administrativen Neuregelungen bekämpft wurde, hält man sich politisch beim rechten Terror zurück", heißt es in der Erklärung. Enver Simsek, der Vater von Semiya und Kerim Simsek gilt als das erste Mordopfer des NSU.
Rund 80 Nebenkläger sind nach Angaben des Oberlandesgerichts München für den Prozess zugelassen, darunter viele Angehörige der Mordopfer. Mindestens 60 Anwälte vertreten diese Nebenkläger.