NSU-Prozess


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NSU-Prozess in München Das Tatmotiv gab Rätsel auf

Zwei Polizisten haben über den ersten Sprengstoffanschlag ausgesagt, der dem NSU zugeschrieben wird. "Wir konnten uns nicht erklären, wo das Motiv für diese Tat ist", sagte der damalige Ermittlungschef der Kripo Köln.

Stand: 03.06.2014 | Archiv

Straßenschild der Kölner Probsteigasse | Bild: picture-alliance/dpa

Als eine Möglichkeit hätten die Ermittler erwogen, "dass eine iranische Organisation in Betracht kommt". Das Opfer und seine Familie sind iranischer Abstammung. Auch einen rechtsextremen Hintergrund habe die Kripo für möglich gehalten, aber nicht erhärten können. Bei dem Anschlag auf ein deutsch-iranisches Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse wurde 2001 die damals 19-jährige Tochter des Ladenbesitzers schwer verletzt und im Gesicht entstellt. Die Verbindung zum NSU-Trio trat erst fast elf Jahre später zutage: Hinweise auf den Anschlag fanden sich in den Trümmern der von Beate Zschäpe in Brand gesteckten Wohnung in Zwickau.

Anschlag nur knapp überlebt

Wegen Beihilfe zum versuchten Mord angeklagt: Andre E.

Nur mit knapper Not überlebte Mashia M. den Sprengstoffanschlag im Geschäft ihrer Eltern. Laut Anklage hatte entweder Uwe Mundlos oder Uwe Böhnhardt kurz vor Weihnachten 2000 einen Korb in dem Geschäft abgestellt. Darin habe sich eine Christstollen-Dose befunden. Er müsse noch Geld besorgen und hole den Korb später ab, soll er gesagt haben. Das tat er aber nicht. Stattdessen öffnete Mashia M. einige Wochen später das Päckchen, das dann detonierte. Die junge Frau musste wegen schwerster Verletzungen in einer Spezialklinik behandelt werden.

Erneut ins Visier gerät heute auch der Mitangeklagte Helfer André E: Er soll das Wohnmobil gemietet haben, mit dem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach Köln gefahren waren. Am Donnerstag in dann die Befragung des Opfers geplant.

Gericht lädt Zschäpe-Großmutter als Zeugin

Die Oma von Zschäpe, Annelie A. soll am 10. Juli vor dem Münchner Oberlandesgericht erscheinen. Das geht aus einem Schreiben des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl hervor. Während das Verhältnis Zschäpes zu ihrer Mutter als zerrüttet gilt, soll sie zu ihrer Großmutter eine sehr enge Bindung gehabt haben – und sich einmal als „Omakind“ bezeichnet haben. Während ihrer Haft war Zschäpe einmal nach Jena gebracht worden, im ihre damals erkrankte Großmutter besuchen zu können. Diese muss im Prozess aber nichts sagen: Ihr steht ein Zeugnisverweigerungsrecht zu.


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