120. Verhandlungstag Bankräuber bestreitet Kontakt zum NSU
Ein Bankräuber hat im Münchner NSU-Prozess Kontakte zum "Nationalsozialistischen Untergrund" bestritten. Er kenne weder Ralf Wohlleben noch einen anderen Angeklagten. Ein früherer Komplize behauptet das Gegenteil.
Der Mann verbüßt als Mitglied der "Schlapphut"-Bande" eine Haftstrafe in Sachsen-Anhalt und war für seine Zeugenaussage vor dem Oberlandesgericht nach München gebracht worden. Ein in Polen inhaftierter früherer Komplize hatte gesagt, die "Schlapphut-Bande" habe sich bei Wohlleben eine Waffe besorgt und ihm dafür ein Gerät zum Knacken von Autos geliefert.
Das sei ausgeschlossen, sagte der Zeuge. Seine Bande habe sich "Waffen leichter besorgen können und nicht so umständlich". Ein anderer Komplize hatte als Zeuge im NSU-Prozess gesagt, der Pole habe sich das ausgedacht, um sich wichtig zu machen und den Rest seiner Strafe in Deutschland verbüßen zu können.
Der NSU
Die Mitglieder der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) sollen zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen umgebracht und bei zwei Sprengstoffanschlägen 23 Menschen verletzt haben.
Ermittlungen auf Köln beschränkt
Zuvor hatte eine als Zeugin geladene Polizeibeamtin ausgesagt, dass die Fahnder beim ersten Sprengstoff-Anschlag des NSU offenbar nicht alle Spuren verfolgt hätten. Nach der Explosion in einem Laden 2001 in Köln habe die Polizei die Fahndung auf die Stadt beschränkt. Nach der Explosion in dem Lebensmittelladen einer deutsch-iranischen Familie habe die Polizei allein bei Geschäften und Baumärkten in Köln nach der Herkunft der Bomben-Bauteile gefahndet, nicht aber an anderen Orten, sagte eine Polizeibeamtin.
Diesen Umkreis habe die Ermittlungskommission so festgelegt. Entsprechend habe sie Großhändler, die die bei dem Sprengstoff-Anschlag verwendete Druckflasche an den Einzelhandel geliefert hatten, nur nach Abnehmern im Kölner Raum befragt.
Ein Sprengstoffexperte des bayerischen Landeskriminalamtes sagte, der Sprengsatz in der Druckflasche sei lebensgefährlich gewesen. Hätte das Opfer, die damals 19-jährige Tochter, während der Explosion den Zündsatz noch in der Hand gehalten, "hätte es keine Überlebenschance gegebe", sagte der Gutachter. Der Sprengsatz war aber erst wenige Sekunden später explodiert, nachdem sie um einen Tisch herumgegangen war. Die junge Frau hatte den Anschlag schwer verletzt überlebt.
Die Hamburger Tasköprüstraße
In Hamburg erinnert jetzt die Tasköprüstraße an die Morde des NSU. In Gedenken an das mutmaßliche NSU-Opfer Süleyman Tasköprü wurde am Donnerstag ein 300 Meter langes Teilstück einer Straße im Stadtteil Bahrenfeld umbenannt. Sie liegt unweit des Tatorts. Die Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten Tasköprü nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft am 27. Juni 2001 im Alter von 31 Jahren im Lebensmittelgeschäft seines Vaters erschossen.