125. Tag im NSU-Prozess Böhnhardt-Bruder angeblich ohne NSU-Kontakt
Der Bruder des mutmaßlichen NSU-Mörders Uwe Böhnhardt hat nach dessen Untertauchen nach eigener Aussage keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Das sagte Jan Böhnhardt am 125. Verhandlungstag des NSU-Prozesses.
Die rechtsextreme Gesinnung von Uwe Böhnhardt habe er nicht als gravierend eingestuft, sagte Jan Böhnhardt vor dem Oberlandesgericht München. Zu konspirativen Treffen, mit denen die Eltern Kontakt zu ihrem Sohn hielten, sei er nicht mitgekommen. "Meine Eltern wollten mich nicht hineinziehen. Deswegen haben sie mir nicht gesagt, dass sie sich treffen", sagte der 44-jährige Kraftfahrer aus Jena. Sie hätten ihn hinterher unterrichtet. "Sie haben gesagt, dass Uwe nicht zurückkommt, dass es ihm gut geht." Das NSU-Trio war 1998 untergetaucht.
"Gery", "Max" und "Lisa" auch innerhalb der Szene
Neben Jan Böhnhardt war am Mittwoch auch ein Vernehmungsbeamter als Zeuge geladen. Der gab an, dass das Terrortrio die eigenen Decknamen auch gegenüber Unterstützern benutzt hätten. Ein mutmaßlicher NSU-Helfer, der für die Gruppe Wohnungen gemietet hatte, will jedenfalls nur die falschen Namen der drei gekannt haben, sagte der Beamte. Er habe den Eindruck gehabt, dass Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe den Mann lediglich als Hauptmieter benutzten. "Ich habe ihn schon ein bissel als naiv eingeschätzt", so der Beamte.
Böhnhardt habe sich dem Helfer gegenüber als "Gery" ausgegeben, Mundlos als "Max" und Zschäpe als "Lisa". Der arbeitslose Fleischer, der damals als Kraftfahrer arbeitete, soll für das Trio ab 2001 die Wohnung in der Zwickauer Polenzstraße und später die in der Frühlingsstraße 26 gemietet haben. Dort hatte Zschäpe laut Anklage nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt am 4. November 2011 Feuer gelegt und das Gebäude in die Luft gesprengt.
Der Beamte sagte weiter, er selbst habe damals nichts von den Morden des NSU gewusst. "Das ganze Ausmaß war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt." Er habe sich gewundert, dass der Mann zu der Vernehmung gleich mit Anwalt kam: "Das ist aus meiner beruflichen Tätigkeit eher ungewöhnlich." Der 38-Jährige selbst verweigerte die Aussage, da die Bundesanwaltschaft gegen ihn ermittelt.
Streit um Zschäpes Kopfschmerzen
Der Prozess hatte mit einer dreiviertel Stunde Verzögerung begonnen - Zschäpe hatte über Kopfschmerzen geklagt. Anwältin Anja Sturm kritisierte das Gericht, weil das Unwohlsein ihrer Mandantin sofort öffentlich bekannt wurde: "Ich möchte Sie bitten, die Persönlichkeitsrechte der Mandanten zu wahren."
Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios. Böhnhardt und Mundlos töteten sich im November 2011 selbst.