NSU-Prozess


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NSU-Prozess Weiter in angespannter Atmosphäre

Der NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) München geht - wie erwartet - ohne spektakulären Verteidigerwechsel weiter. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe muss weiter mit ihren drei Pflichtverteidigern Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer und Anja Sturm vorlieb nehmen. Die Atmosphäre zwischen ihnen und ihrer Mandantin wirkte nun aber angespannt.

Stand: 22.07.2014 | Archiv

NSU-Prozess: Keine neuen Anwälte für Zschäpe

Zschäpe muss nun ihre drei bisherigen Anwälte gegen ihren Willen behalten. Das OLG lehnte den Wunsch der mutmaßlichen Neonazi-Terroristin nach neuen Pflichtverteidigern ab. Das gab der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Dienstagnachmittag zu Beginn des später als gewöhnlich eröffneten Verhandlungstages bekannt.

Lehnte Zschäpes Antrag ab: der Vorsitzende Richter Manfred Götzl

Zschäpe hatte vergangene Woche völlig überraschend erklärt, ihren drei Verteidigern nicht mehr zu vertrauen. Das OLG verlangte daraufhin eine schriftliche Begründung. Darin legte Zschäpe nach Ansicht des Gerichts nicht ausreichend stichhaltig dar, warum das Vertrauensverhältnis zu ihren Anwälten endgültig und nachhaltig erschüttert sein soll. Ihr Antrag habe dafür keine konkreten und hinreichenden Anhaltspunkte enthalten. Das wäre aber die Voraussetzungen für einen Wechsel der Verteidiger gewesen. Zschäpe kann ihre Anwälte nicht selbst entlassen, weil es sich um gerichtlich bestellte Pflichtverteidiger handelt. Die Entscheidung lag beim Gericht.

Keine Plaudereien mehr

Die Atmosphäre zwischen Zschäpe und ihren Verteidigern am Verhandlungstag eins nach der Zäsur wirkte angespannt. Das machte sich schon bemerkbar als die Hauptangeklagte den Gerichtssaal betrat. Anders als sonst unterblieben etwa Plaudereien vor Beginn. Zudem sprach Zschäpe, anders als bisher üblich, allein mit Stahl.

Die lustigen Bombenbauer

Der Prozess wurde anschließend wie geplant fortgesetzt - mit belastenden Aussagen von einstigen Urlaubsbekanntschaften des NSU-Trios. Eine junge Zeugin, die das unter Pseudonymen auftretende NSU-Trio einst in einem Urlaub kennenlernte, berichtete unter anderem, dass Zschäpe stets die Urlaubskasse der drei verwaltet habe. Zschäpe hatte demnach "ein großes Portemonnaie, das immer voll mit Scheinen war, sogar Fünfhunderter", sagte sie. Für die Anklage ist dies ein Indiz für Zschäpes Mittäterschaft. Diese heute 21-Jährige berichtete zudem, dass die beiden Männer - es handelte sich um Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos - einmal erzählt hätten, wie man eine Bombe baut. "Die Männer haben über Bomben erzählt, als hätte das jeder in der Jugend gebaut", so die Zeugin. Einer der beiden habe sie gefragt: "Was, du hast noch nie eine Bombe gebaut?" Dann hätten sie ihr erklärt, wie das gehe. Es habe sie aber nicht interessiert. Böhnhardt und Mundlos hätten viele Späße gemacht und viele Geschichten erzählt.

Die 21-Jährige warf der Angeklagten außerdem schweren Vertrauensbruch vor. Zschäpe sei für sie wie eine Freundin gewesen, mit der sie auch persönliche Dinge besprochen habe. "Als ich dann die Nachrichten im Internet gesehen habe, ist für mich eine Welt zusammengebrochen", sagte sie. "Mich hat das anfangs ziemlich belastet." Vorübergehend habe sie eine Therapie benötigt. Die junge Frau brach während ihrer Aussage immer wieder in Tränen aus.

Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe Mittäterschaft bei den zehn Morden und den Sprengstoffanschlägen des NSU vor. Sie soll beim Zerstören der Zwickauer Wohnung zudem den Tod ihrer alten Nachbarin billigend in Kauf genommen haben.


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Thomas, Montag, 21.Juli 2014, 18:28 Uhr

6. wie kann man da zweifeln

da ist schon einiges bewiesen !
daß die 3 zusammen gelebt und zusammen gearbeitet haben ist mehr als bewiesen, es gibt unzählige aufnahmen die zeigen wie die 3 zusammen lebten und urlaub machten.
es macht sich nicht nur der mörder strafbar, sondern auch mittäter und/oder auftraggeber.
Zschäpe lebte mit von den erbeuteten geld aus den banküberfällen, plante die morde mit.
allein das wissen über die morde und das leben von dem geld der banküberfälle macht sie schon strafbar .... und sie wird auch die morde mit geplant haben und die täter mit versteckt und gedeckt haben.
wer will mir hier jetzt sagen, daß schon allein das wissen von 10 morden und diese zu vertuschen wollen, nicht strafbar genug ist.

Josef Rödl, Donnerstag, 17.Juli 2014, 23:12 Uhr

5. Jetzt reicht's

Unsere Demokratie und unser Rechtssystem sind hohe gesellschaftliche Güter. Dieser wahnsinnig aufwendige NSU-Prozess und vor allem die Arroganz von Frau Zschäpe (z.B. den Betroffenen/Opfern im Gerichtssaal den Rücken zeigen) bringen mich immer mehr in Zweifel, ob wir nicht eine neue Güterabwägung in unserem Staat brauchen. Ich habe auch den Verdacht, dass gerade juristische (Rechtsanwälte) und journalistische Branchen ein hohes Eigeninteresse an der möglichst langen Dauer dieses Prozesses haben.

Es tut für einen normal denkenden Menschen nur noch weh. Macht endlich Schluss mit diesem unwürdigen Schauspiel und schickt Frau Zschäpe endlich auf Lebenszeit hinter Gitter.

  • Antwort von der Mann mit dem appm Arm, Freitag, 18.Juli, 11:31 Uhr

    Warum soll Frau Zschäpe überhaupt hinter Gitter?
    Nichts ist bewiesen oder?

Blindspecht, Donnerstag, 17.Juli 2014, 00:19 Uhr

4. Der VS ist kein Ponyhof

etliche Zeugen aus dem rechtsextremen Milieu haben im Prozessverlauf mit VS
Verbindungen geprahlt...der beste Pflichtverteidiger wäre wohl der Generalbundesanwalt!
Das sag ich so dahin ,weil ich mein Vertrauen in den VS verloren habe- aber so ein
Generalbundesanwalt als begleitender Verteidiger im Verfahren gegen Zschäpe...
hat was für sich eben den Schutz vor staatlicher Gewalt auch wenn es in diesen Fall der VS vielleicht war.
Vielleicht braucht Frau Zschäpe keinen Anwalt,aber in diesen Verfahren darf die
Bundesrepublik nicht zum Lamm werden.

kiesl, Mittwoch, 16.Juli 2014, 19:58 Uhr

3. unverständlich

mir sind solche verfahren immer ein rätsel, wieso werden bei solchen staatsverbrechen so viele gelder zu verfühgung gestellt. jeder der kleinen leute die irgendwelche dinge vor gericht austragen müssen egal ob soziales oder anderes müssen die gerichtskosten bezahlen. mich wollte man sogar mal wegen eines nicht bezahlten strafzettels 25 euro 2 tage einsperren. ich verstehe unsere relation nicht vor den gerichten....ich fnde deutschland sehr sehr ungerecht und sehr sehr hinterlistig.das ganze rechtssystem ein wiitz. egal ob sozial/zivil/von steuer und uli hönes garnicht zu reden.

  • Antwort von bert tschibulla, Donnerstag, 17.Juli, 07:25 Uhr

    Weil da die falsche vor Gericht steht. Normalerweise sollte der bnd da stehen und das versucht man der Frau in die Schuhe zu schieben, bisher ohne Erfolg.

  • Antwort von susi13, Donnerstag, 17.Juli, 11:54 Uhr

    Na unschuldig ist die Angeklagte bestimmt nicht! Da steht schon die Richtige vor Gericht. Der BND und vor allem der Verfassungsschutz von Thüringen müßten zusätzlich mit vor Gericht stehen

  • Antwort von der Mann mit dem appm Arm, Donnerstag, 17.Juli, 13:24 Uhr

    Was hat die Staatsanwaltschaft in der Hand gegen die Frau außer warme Luft?
    Bisher wurde ihr noch nichts bewiesen außer das es 3Freunde waren, die hin und wieder auf einer genehmigten Demonstration waren.
    Woher wissen sie, dass da die Richtige vor Gericht steht?
    Es gilt immer noch die Unschuldsvermutung.

  • Antwort von susi13, Dienstag, 22.Juli, 10:42 Uhr

    der mann mit dem appm Arm und dem geistigen Schnurbart hat wohl zu viel Enid-Blyton-Bücher in seiner Kindheit gelesen

Beobachter, Mittwoch, 16.Juli 2014, 17:17 Uhr

2. Zschäpe

Wenn Zschäpe ihr Schweigen bricht, dann braucht sie Personenschutz.