Es handelt sich um insgesamt zehn Fotografien. Sie wurden abgespeichert auf einer CD, die im Brandschutt der Zwickauer Frühlingsstraße – dem letzten Unterschlupf des NSU-Trios – sichergestellt werden konnten. Die Aufnahmen wurden innerhalb von drei Tagen gemacht – im Juni 2003. Auf den ersten drei Bildern ist das türkische Grill-Bistro "Eskiya" in der Stuttgarter Nordbahnhofstrasse zu sehen. Auf den nächsten zwei Bildern ist ein junger Mann abgelichtet. Ein Mountainbike lehnt an seinem Bein. Er trägt ein dunkelblaues Baseball-Cap und eine Sonnenbrille. Bekleidet ist er mit einem dunkelblauen T-Shirt, einer hellgrauen, wadenlangen Funktionshose. Und er hält eine Apfelschorle in der Hand.

Stuttgart und Hof: Geplante Ziele des NSU?

Der Vorsitzende Richter bittet um eine Vergrößerung des an die Wand projizierten Fotos, um das Gesicht des Mannes besser erkennen zu können. Es könnte Uwe Böhnhardt sein. Bei dem abgelichteten Fahrrad handelt es sich um ein Modell der Marke "Bulls". Ein Baugleiches wurde auch in Zwickau gefunden – allerdings ohne den Spritzschutz, die Satteltasche und mit einer anderen Bereifung als auf dem Foto in Stuttgart. Einen Tag später sind zwei Fotos in Hof aufgenommen worden. Und zwar von dem Schild der SPD-Geschäftsstelle in der Landwehrstraße.

Wo war Zschäpe?

Das letzte Foto wurde wohl in einer Privatwohnung gemacht. Uwe Böhnhardt ist deutlich zu erkennen. Er blickt überrascht direkt ins Objektiv der Kamera. Er sitzt neben Beate Zschäpe. Obwohl sie ihren Kopf nach vorne gebeugt hält, ist sie gut erkennbar. Dass es sich bei der Bilderserie um die Ausspähung von späteren, vermeintlichen Anschlagszielen des NSU handeln könnte, vermutet Reinhard Schön, einer der Vertreter der Nebenkläger.

Schön hatte zuvor einen Beweisantrag gestellt, um die Bilder in den Prozess einzuführen. Die Verteidiger von Beate Zschäpe argumentierten, dass das Foto, auf dem ihre Mandantin auf dem Sofa sitzt, nicht beweisen würde, dass ihre Mandantin auch in Stuttgart oder Hof anwesend war.