NSU-Prozess


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38. Verhandlungstag, 24. September Mord an Theodoros Boulgarides

Laut Anklage erschossen die Neonazi-Terroristen Mundlos und Böhnhardt den 41-jährigen Boulgarides im Ladengeschäft seines Schlüsseldienstes in München. Sein Geschäftspartner fand ihn in einer Blutlache liegend hinter dem Tresen.

Published at: 24-9-2013 | Archiv

 Theodoros Boulgarides | Bild: picture-alliance/dpa

Die Täter hatten Boulgarides dreimal mit der Ceska-Pistole in den Kopf geschossen. Die Sanitäter, die wenig später eintrafen, konnten nur noch den Tod des 41-Jährigen feststellen. Am Dienstag hatte das Gericht mit der Beweisaufnahme zum Mord an Boulgarides begonnen. Zentral war dabei die Vernehmung eines ehemaligen Geschäftspartners des ermordeten Griechen. Dieser Partner sagte aus, er habe sich von der Polizei schikaniert gefühlt.

Kollege von NSU-Opfer kritisiert Polizei

NSU-Prozess Kritik an der Polizei

Der Zeuge betonte, er sei nach dem Mord immer wieder vorgeladen worden und zu den gleichen Dingen befragt worden: "Immer dasselbe, das drehte sich im Kreis. Ob mein Kollege sexsüchtig oder spielsüchtig ist" habe die Polizei von ihm wissen wollen, so der 46-Jährige. Er und Boulgarides hatten in München einen Schlüsseldienst eröffnet. Zwei Wochen später, am 15. Juni 2005, erschossen die Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Griechen in seinem Geschäft.

Opfervertreter hatten wiederholt kritisiert, dass die Ermittlungsbehörden zwar intensiv nach kriminellen Verstrickungen der NSU-Opfer suchten, die Möglichkeit eines fremdenfeindlichen Motivs hingegen kaum in Betracht zogen. Der Mord an Theodoros Boulgarides war der siebte von zehn Morden, die den Terroristen des NSU zugerechnet werden.

Folgen für die Familie

Opferanwältin Angelika Lex, die die Witwe des Ermordeten vertritt, sagte: "Nicht nur der Zeuge ist schikaniert worden, sondern auch die Familie selbst." Natürlich müsse im Umfeld ermittelt werden, aber hier sei das in einem Maß geschehen, das nicht zu rechtfertigen sei. So hätten verdeckte Ermittler, die als Journalisten getarnt waren, die Familie befragt. "Man muss sehen, welche Folgen das für eine Familie hat, die kriminalisiert wird und welche soziale Ausgrenzung dies zur Folge hat."

Boulgarides' Witwe und seine beiden Töchter waren als Nebenkläger im Gerichtssaal. Sie verließen jedoch den Saal, als Fotos des Ermordeten gezeigt wurden. Boulgarides war als einziges NSU-Opfer griechischer Staatsbürger. Er sei aber oft für einen Türken gehalten worden, berichtet sein Kollege vor Gericht. Die anderen Opfer der Morde waren Türken oder Deutsche türkischer Abstammung.

Beweismittel Fotos

Zuvor, am Vormittag der Verhandlung, hatte ein Brandsachverständiger ausgesagt. Er zeigte weitere Fotos von Beweismitteln aus der letzten Wohnung des Neonazi-Trios. Laut Anklage zündete Zschäpe die Wohnung an, nachdem sich ihre beiden Komplizen getötet hatten.

Nach dem Brand fanden die Ermittler unter anderem Zeitungsartikel der Terroristen: In Plastikhüllen hatten sie Artikel über ihre Anschläge gesammelt, unter anderem von den Morden und von dem Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße. Da einige der Ausschnitte aus Regionalzeitungen stammen, vermuten Nebenklagevertreter, dass Unterstützer vor Ort die Artikel sammelten. Auf zwei Artikeln fanden die Ermittler Fingerabdrücke Zschäpes. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft spricht dies dafür, dass sie sich zumindest an der Dokumentation der Anschläge beteiligte. Dies könnte ein Beleg für ihre Mittäterschaft sein.


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