NSU-Prozess


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94. Verhandlungstag, 18.3.2014 Bei Fragen nach Tatwaffe ausgebremst

Sie wurde zum Symbol der Mordserie: die Ceska-Pistole. Im NSU-Prozess sollte am 94. Verhandlungstag ein Zeuge aussagen, der in den Kauf der Tatwaffe verwickelt sein soll. Doch seine Vernehmung musste verschoben werden.

Stand: 18.03.2014 | Archiv

NSU-Prozess: Der Weg der Waffe

Der 39-jährige Enrico T. soll zu den Personen gehört haben, über deren illegale Waffenverkäufe die Ceska um das Jahr 2000 zu den mutmaßlichen Mördern Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gelangt sein soll. Die Waffe soll Enrico T. von einem Schweizer erhalten haben und dem rechten Jenaer Szeneladen "Madley" weiterverkauft haben, so die Bundesanwaltschaft. Enrico T. ist für die Behörden kein Unbekannter. Schon Mitte der 1990er-Jahre hatte es ein Ermittlungsverfahren rund um Waffenverkäufe gegen ihn gegeben.

Vor Gericht gab Enrico T., er wolle einen Anwalt hinzuziehen, weil er sich nicht wie ein Zeuge behandelt fühle, sondern wie ein Beschuldigter. Man habe ihm die Tür eingetreten und ihn auf Übelste beschimpft, daraus schließe er, dass gegen ihn ermittelt werde.

Zeuge fordert Beistand

Darum wolle er die Aussage verweigern, um sich nicht selbst zu belasten, oder zumindest einen Zeugenbeistand hinzuziehen. Richter Manfred Götzl, Verteidigung und Bundesanwaltschaft diskutierten hitzig über diese Frage - bis feststand, dass die Vernehmung des Zeugen auf den 28. April verschoben wird. Als Beistand benannte Enrico T. einen Jenaer Anwalt, der durch die Vertretung einiger Rechtsradikaler vor Gericht bekannt geworden ist.

Die Frage nach der Tatwaffe hatte im bisherigen Prozessverlauf immer wieder zu Verzögerungen geführt, weil Zeugen Angst hatten, sich selbst zu belasten. Der Mitangeklagte Carsten S. soll die Ceska-Waffe laut Anklage im "Madley"-Laden auf Anweisung des ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben besorgt haben. Den genauen Ablauf der Beschaffung versucht das Gericht zu klären.

Die restliche Zeit verbrachte das Gericht mit neuen Beweisanträgen der Nebenklage. Zahlreiche Anwälte forderten, weitere Zeugen zu laden, darunter ein Neonazi-Funktionär und Ex-Freund der Hauptangeklagten Beate Zschäpe.


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