Plädoyer im NSU-Prozess "Wohlleben als Master-Mind der Unterstützer"
Ralf Wohlleben sei "Master-Mind" in der Unterstützerszene des NSU gewesen, habe den Kontakt zu Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe nach deren Untertauchen 1998 organisiert. Er sei als eine Art "Schulmeister" der Konspiration aufgetreten, nur er habe gewusst, wer Helfer war und wer was wusste, sagte Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten bei der Fortsetzung des Anklage-Plädoyers im Münchner Oberlandesgericht.
Am fünften Tag des Schlussvortrages widmet sich die Bundesanwaltschaft weiter den beiden mutmaßlichen Waffenlieferanten des NSU. Ralf Wohlleben und Carsten S. wird vorgeworfen, die Hauptmordwaffe des NSU beschafft zu haben. Weingarten sieht sie der Beihilfe zum Mord überführt.
Tödliche Waffenlieferung
Ralf Wohlleben, ehemaliger NPD-Spitzenfunktionär in Thüringen habe bei der Waffenbeschaffung die zentrale Rolle gehabt, er sei "Spiritus Rector des Waffengeschäfts" gewesen, so Jochen Weingarten in seinem Schlussvortrag. Die Bundesanwaltschaft ist sich sicher: Wohlleben entschied den Waffenkauf, fädelte den Kontakt zu Waffenhändlern ein und finanzierte die Ceska 83, mit der das NSU-Terror-Trio später neun Migranten tötete. Das Geld habe er von den untergetauchten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe erhalten. Carsten S. war Kontaktmann und Kurier. Er überbrachte die Waffe schließlich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
Carsten S. nur teilweise glaubwürdig
Dass die beiden damit Morde begehen würden, musste den beiden Waffenlieferanten klar sein, das sieht Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten als erwiesen an. Es sei immer um eine Waffe mit Schalldämpfer gegangen. Außerdem musste Carsten S. die Gefahr bekannt gewesen sein, die von den Untergetauchten ausging. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten bei der Waffenübergabe ihm gegenüber damit geprahlt "in Nürnberg eine Taschenlampe abgestellt" zu haben. Erst später will er gemerkt haben, dass es sich dabei um einen Bombenanschlag gehandelt habe.
Auch wenn die Schilderung objektiv zutreffe, so Weingarten, sei die subjektive Seite seiner Aussagen wenig überzeugend. Carsten S. habe zwar umfangreich ausgesagt, könne sich aber offenbar nicht eingestehen, dass er schon damals, als er die Waffe übergab, wusste oder zumindest ahnte, was die NSU-Terroristen damit vorhatten.
Plädoyers dauern bis nach der Sommerpause
Der NSU-Prozess geht nach dem heutigen Verhandlungstag in eine vierwöchige Sommerpause. Erst Ende August wird die Bundesanwaltschaft ihr Plädoyer fortsetzen.