313. Verhandlungstag 29.09.2016 Erklärung mit dünner Stimme
Es dauerte zwar nur eine Minute, aber: Beate Zschäpe sprach. Leise ergriff sie erstmals seit Beginn des NSU-Prozesses das Wort. Sie las vom Blatt ab, dass sie bedauere, was ihre Freunde "Mundlos und Böhnhardt den Opfern angetan" hätten.
Etwas piepsig, ein bisschen brüchig - so klingt also Beate Zschäpe. 312 Verhandlungstage lang war von der Hauptangeklagten im NSU-Prozess ganz vereinzelt mal ein Ja oder ein Nein zu hören - mehr aber eben nicht. Bis jetzt.
"Ich war überhaupt überrascht, die eigene Stimme von Frau Zschäpe zu hören."
Stephan Lucas, Rechtsanwalt
Stephan Lucas vertritt im Prozess die Tochter des ersten NSU-Mordopfers als Nebenklägerin. Er und alle anderen Prozessbeteiligten hörten eine kurze, abgelesene Stellungnahme der Hauptangeklagten.
"Eine leichte östliche Färbung hat man gehört, aber an sich eine sichere Stimme. Zschäpe war eindeutig vorbereitet gut vom Blatt abzulesen."
Die angebliche Läuterung
Nur wenige Sätze hatte die mündliche Stellungnahme und es ging um zwei Komplexe. Zuerst liess sich Zschäpe zur eigenen Ideologie, zur politischen Haltung ein. Mitte bis Ende der 90er Jahre identifizierte sie sich nach eigener Darstellung mit nationalsozialistischem Gedankengut.
Danach - und damit meinte sie offensichtlich auch die Zeit im Untergrund - seien solche Gedanken aber zunehmend unwichtiger für sie geworden und heute hege sie sie gar nicht mehr.
Schwammige Stellungnahme
Dann sprach Zschäpe auch über die angeklagten Morde und Anschläge des NSU. Sie verurteile, was Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den Opfern und ihren Familien angetan hätten, erklärte die Hauptangeklagte und ergänzte, sie verurteile auch das eigene Verhalten. Doch was sie damit genau meinte, liess Zschäpe offen. Sie wurde nicht konkreter. An dieser Stelle endete die Stellungnahme, die aus Sicht von Sebastian Scharmer eine rein taktische Einlassung war. Er vertritt im Prozess die Tochter des Dortmunder Mordopfers Mehmet Kubasik als Nebenklägerin.
"Frau Zschäpe steht mit dem Rücken an der Wand. Das Verfahren nähert sich dem Ende. Sie sieht die Rechtsfolge, die da kommen kann, nämlich lebenslang mit besonderer Schwere der Schuld. Und sie versucht jetzt quasi verzweifelt alles, um noch irgendwie das Ruder herumzureißen, aber das ist zu spät und vor allen Dingen zu schlecht."
Sebastian Scharmer, Opferanwalt
Mitläuferin oder starke Frau?
Vor Zschäpes kurzer Stellungnahme verlas einer ihrer Verteidiger im Namen der Mandantin Antworten auf Fragen des Gerichts. Darin folgt Zschäpe inhaltlich der Linie ihrer bisherigen schriftlichen Einlassungen. Sie will von den NSU-Morden immer erst im Nachhinein erfahren und sie moralisch abgelehnt haben. Emotional war Zschäpe nach eigener Darstellung von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, mit denen sie im Untergrund lebte, abhängig und daher unfähig sich von ihnen zu trennen.
Doch das Bild von der Mitläuferin, das Zschäpe selbst von sich zeichnet, will so überhaupt nicht passen zum Bild einer selbstbewussten, durchsetzungsstarken Frau, das Zeugen im Prozess von ihr zeichneten.
"Frau Zschäpe setzt sich immer wieder in Widersprüche zu den eigenen vorherigen Erklärungen, in Widersprüche zu Zeugen, zur Aktenlage. Es wird immer absurder und immer widersprüchlicher. Ich glaube, Frau Zschäpe hat sich mit ihrem Erklärungsverhalten hier überhaupt keinen Gefallen getan."
Sebastian Scharmer, Opferanwalt
"Nur eine akustische Überraschung"
Zschäpes mündliche Stellungnahme kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem das Gericht kurz vor dem Ende der Beweisaufnahme steht. Die Hauptangeklagte muss damit rechnen, als Mittäterin an allen zehn NSU-Morden verurteilt zu werden. Ihre Stellungnahme hat ihr nach Auffassung vieler Prozessbeteiligter aber juristisch nicht genutzt. Dass Beate Zschäpe selbst das Wort ergriff, war auch für Nebenklageanwalt Stephan Lucas nur eine akustische und keine inhaltliche Überraschung.
"Meinen Mandanten war es immer wichtig, dass Zschäpe mal den Mund aufmachen würde. Ich kann aber auch der Mandantschaft getrost sagen: Viel verpasst haben sie nicht."
Stephan Lucas, Rechtsanwalt
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Jörg, Donnerstag, 29.September 2016, 21:21 Uhr
3. Wenn die Zschäpe nach Jahrzehnten aus dem Knast rauskommt, dann
dann wird sie staunen, wie die Welt aussieht, nur noch Elektroautos im Stau, alle Grünflächen mit Hochhäusern zugebaut, überall an jeder Ecke sitzt ein arbeitsloser Afrikaner, schwarz voll verschleierte Frauen schleppen Aldi-Einkaufstüten, schöne große Moscheen, über der Stadt hallt der Gebetsruf des Mohacen.
Antwort von Truderinger, Freitag, 30.September, 00:04 Uhr
Was wollen Sie damit sagen: Dass uns Frau Zschäpe und ihre lieben Jungs doch nur vor ihrem Szenario bewahren wollten?
Frau Schneider, Donnerstag, 29.September 2016, 16:54 Uhr
2. Kosten
Meine Güte, mir fehlen die Worte. Was für ein Theater mit der Frau, um die Frau und von der Frau.
Was kostet uns diese Frau Steuergelder?
Am Ende wird sie eine Bewährungsstrafe bekommen und auf Krankenkassenkosten zum Delfinschwimmen nach Amerika fahren dürfen. Wegen der nervlichen Belastung ihrer (wahrscheinlich grundlosen) Verhandlung, ihrer Nazi-Vergangenheit und wahrscheinlich hatte sie auch eine schlimme Kindheit.
Ich denke mal, die Angehörigen der Opfer kommen sich auch ein bißchen verschaukelt vor.
Antwort von Wolf, Donnerstag, 29.September, 18:11 Uhr
Des is doch Schmarrn, bei der Angeklagten gehts um Lebenslänglich, mehrmals Lebenslänglich, jeweils mit oder ohne anschließender Sicherungsverwahrung,das weiß die Dame und reagiert, das soll wegen meiner ruhig was kosten.
Antwort von frau schneider, Donnerstag, 29.September, 20:40 Uhr
Man nennt das ironisch....
Anzahl der Opfer mal lebenslänglich nehmen.
seppl, Donnerstag, 29.September 2016, 16:33 Uhr
1.
Diese Frau ist feige bis zum Schluss - Ausreden ohne Ende.