NSU-Prozess


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Tageszusammenfassung, 342. Tag, 31.01.17 Liste mit möglichen Zielen?

Synagogen, Gemeindezentren, Kulturvereine, Schulen - der NSU sammelte offenbar die Adressen von mehr als 230 jüdischen Einrichtungen in der gesamten Republik.

Von: Tim Aßmann

Stand: 31.01.2017 | Archiv

Berliner Synagoge Rykestraße | Bild: picture-alliance/dpa

Das Bundeskriminalamt hat nun, mehr als fünf Jahre nach Auffliegen der Terrorzelle, im Rahmen von Nachermittlungen die Datenbestände überprüft, die in der ausgebrannten Zwickauer Wohnung des Trios gefunden wurden und alle Adressen mit jüdischem Bezug aufgelistet. Die Liste wurde nun im NSU-Prozess verlesen. Das Gericht hatte die Ermittlungen in Auftrag gegeben.

Auch Berliner Synagoge unter den Adressen

Ergebnis: Der NSU hatte auch die Adressdaten der Synagoge in der Berliner Rykestraße gesammelt. Sie wurde möglicherweise auch vor Ort ausgespäht. Ein Wachmann will im Mai 2000 neben dem NSU-Terroristen Mundlos auch Beate Zschäpe nahe der Synagoge im Bezirk Prenzlauer Berg gesehen haben. Zschäpe hat eine solche Ausspähung im Prozess bestritten.

Gericht: Keine staatliche Mitverantwortung an den Morden

Das Gericht hat unterdessen erneut eine ganze Reihe von Beweisanträgen der Nebenklage abgewiesen. Mehrere Opferanwälte wollten zusätzliche Akten zu einem Brandenburger Verfassungsschutz-Informanten in den Prozess einführen, um so zu klären, ob die Sicherheitsbehörden schon Ende der 1990er bzw. Anfang der 2000er Jahre  Anhaltspunkte zum Aufenthaltsort der gesuchten Rechtsterroristen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe hatten und sie hätten festnehmen können. Das Gericht jedenfalls glaubt das nicht. Eine staatliche Mitverantwortung an den Taten des NSU sei nicht gegeben, erklärte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl im Prozess.


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