Dankbar für Praktikum Flüchtling aus Eritrea: Arbeit bringt uns zusammen
Was tun mit Flüchtlingen, die dauerhaft in Deutschland bleiben? Firmen bieten vermehrt Praktika an. Allein Siemens will 100 Plätze schaffen - zehn davon in München.
Im ersten Halbjahr 2016 haben bislang gut 380.000 Flüchtlinge in Deuschland Asyl beantragt. Viele von ihnen werden langfristig bei uns bleiben. Wie können wir sie möglichst gut und schnell integrieren? Filmon Debru aus Eritrea hat den Einstieg bei Siemens über ein Praktikum geschafft. Inzwischen absolviert er eine Ausbildung. Er ist davon überzeugt, dass Arbeit die Menschen zusammenbringt.
"Wenn mehr und mehr Flüchtlinge bei Firmen arbeiten, wird die Sozialverbindung zwischen Flüchtlingen und Deutschen besser. Wenn die Flüchtlinge dagegen in den Camps bleiben, bleibt die Angst auf beiden Seiten bestehen."
Filmon Debru
Die Geschichte von Samson Olowu
Auch für den 24-jährigen Samson Olowu aus Nigeria waren zwei Monate Praktikum bei Siemens in Neuperlach ein Riesengewinn. Er habe sehr viele neue Dinge gelernt. Er hofft jetzt, dass er weiter hier arbeiten kann. Seine Bewerbung läuft. Schließlich will er seine Familie ernähren. Derzeit lebt er mit seiner Frau und seinem in Deutschland geborenen neun Monate alten Sohn in der Flüchtlingsunterkunft Kieferngarten.
Ein langer Weg
Es ist ein langer Weg. Von den 4.000 Flüchtlingen, die in München vom Arbeitsamt beraten werden, können viele nicht lesen oder schreiben. Andere aber haben ein abgeschlossenes Studium, nur eben kein Zertifikat.
Noch sind viele Arbeitgeber skeptisch. Wer aber zu welchem Arbeitsplatz passt, das zeigt oft schon ein kurzes Praktikum, meint Jörg Pohl von Siemens. Davon profitieren aus seiner Sicht dann nicht nur die Flüchtlinge selbst - auch die Mitarbeiter. "Die Mitarbeiter lernen eine andere Kultur kennen", ist er überzeugt. Es würden vielleicht sogar unbewusste Vorurteile abgebaut.
70 Prozent der Flüchtlinge sind zwischen 18 und 45 Jahre alt. Dass da ein unglaubliches Potential für den deutschen Arbeitsmarkt steckt, haben nicht nur Handwerk und Handel entdeckt . Auch etliche große Unternehmen sind auf den Zug aufgesprungen - neben Siemens etwa auch SAP, BMW und Krauss-Maffei.
Der Alptraum des Filmon Debru
Alle Zahlen und Statistiken treten in den Hintergrund, wenn mitten im Großraumbüro zwischen all den Computern Filmon Debru aus Eritrea seine Geschichte erzählt. 2012 ist er in ein Flüchtlingscamp im Sudan geflohen. Doch dort wurde er gekidnappt - nach Ägypten verschleppt und schwer misshandelt, um Geld von der Familie zu erpressen. Der 31-Jährige versucht erst gar nicht, seine verstümmelten Hände vor den Fotografen zu verstecken.
"Sie machen alles, was sie können. Sie brennen Plastik, schlagen die Leute den ganzen Tag. Sie hängen die Leute auf. Das war ein großer Alptraum."
Filmon Debru über seine Misshandlungen
Nach drei Monaten kam er frei, floh über Israel und Belgien nach Deutschland. Dort wurde er operiert und lernte in gerade einmal neun Monaten sehr gut deutsch. Informatik hatte er in Eritrea schon fertig studiert - nutzt ihm aber bei uns nichts, ohne Zertifikat. Durch das Praktikum hat er den Einstieg bei Siemens geschafft.
Er hat dabei so überzeugt, dass er jetzt einen offiziell ausgeschriebenen Ausbildungsplatz für IT Entwicklung bekommen hat. Die Frage, wie wichtig Arbeit für ihn als Flüchtlinge ist, versteht er erst gar nicht. "Ohne Arbeit, das ist kein Leben", sagt er.