Aus JODL wird ODL Aktionskünstler beschädigt Ehrenkreuz
Auf dem Ehrenkreuz für Alfred Jodl im Friedhof auf der Fraueninsel fehlt das "J". Der Buchstabe sei auf dem Weg nach Berlin ins Deutsche Historische Museum, teilte der Münchner Aktionskünstler Wolfram P. Kastner mit.
Kastner macht schon seit längerer Zeit darauf aufmerksam, dass ein ehrendes Angedenken gegenüber dem seinerzeitigen Chef des Oberkommandos der Wehrmacht und NS-Kriegsverbrecher Alfred Jodl nicht angebracht ist. Nun schrieb er gemeinsam mit Freunden dem Deutschen Museum in Berlin:
"Wir schicken Ihnen beiliegend das bleierne 'J' von diesem Ehrenkreuz für einen Nazi und Kriegsverbrecher für die Sammlung des Deutschen Historischen Museums. In diesem Haus ist es sicher am besten aufgehoben. Wir wollen diesen Bleibuchstaben auf keinen Fall besitzen."
Aus dem Brief ans Deutsche Museum in Berlin
Verantwortlich für hundertausende Tote
Alfred Jodl (Mitte) unterzeichnet am 7. Mai 1945 in einem Schulhaus in Reims die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs.
Kastner und seine Unterstützer wiesen darauf hin, Jodl sei verantwortlich für den Hungertod hunderttausender Menschen im von der deutschen Wehrmacht belagerten und eingeschlossenen Leningrad in den Jahren 1941 bis 1944. Außerdem unterzeichnete Jodl den sogenannten Kommissarsbefehl, nach dem völkerrechtswidrig von der Wehrmacht mehrere tausend Kriegsgefangene hingerichtet wurden.
Zwei Strafanzeigen
Kastner kündigte an, dass weitere Buchstaben dem Jodl/Odl-J folgen werden. Zuletzt hatte der Münchner Künstler im Sommer mit Gleichgesinnten das Ehrenkreuz auf der Fraueninsel verhüllt. Daraufhin hatte es zwei Anzeigen gegeben: der Bürgermeister der Gemeinde Chiemsee, Georg Huber, zeigte Kastner wegen Sachbeschädigung an und Kastner wiederum zeigte den Bürgermeister wegen "Billigung nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Störung des öffentlichen Friedens" an.
Nutzungsrecht endet 2018
Alfred Jodl war bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen schuldig gesprochen und später hingerichtet worden. Seine Asche wurde in einen Bach gestreut, der über Isar und Donau ins Schwarze Meer mündet. Auf der Fraueninsel gibt es ein Grab für seine beiden Ehefrauen und in der Mitte ein Kreuz mit Alfred Jodls Namen. Das Grabnutzungsrecht läuft 2018 aus.