Vertrag unterzeichnet Pfaffenhofen holt sich seine Versorgungsnetze zurück
Pfaffenhofen an der Ilm holt die Energie-Versorgungsnetze zurück in kommunale Hand. Nach der Wasser- und Stromversorgung übernimmt die Kreisstadt ab Oktober den Mehrheitsanteil am städtischen Gasnetz – vom bisherigen alleinigen Gas-Netzbetreiber, der Energie-Südbayern-GmbH.
Den entsprechenden Konzessionsvertrag haben beide Seiten am Dienstag unterzeichnet. Die Stadt Pfaffenhofen hat damit auch die Option, in zehn Jahren das Netz vollständig zu übernehmen. Bis dahin kümmert sich Energie-Südbayern-GmbH um den komplexen technischen Betrieb.
Auch wenn der Wechsel beim Gasnetz sich für die Endverbraucher nicht im Preis niederschlägt und die Netzentgelte stabil bleiben, sieht Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker mehrere Vorteile. Künftig haben die Bürger nur einen einzigen Ansprechpartner für Wasser, Strom und Gas. Außerdem gewinnt die Kommune so mehr Einflussmöglichkeit auf die Energiepolitik.
Bürgerentscheid über Windpark
Bürgermeister Herker strebt nicht nur bei der Versorgung, sondern auch bei der Energie-Produktion kommunale Autarkie an. Seine bunte Stadtratskoalition will, dass Pfaffenhofen auch bei der Herstellung der Energie völlig autonom und sauber wird. Schon heute stammen 70 Prozent des Energieverbrauchs der Stadt aus erneuerbaren Energien, vor allem aus Biomasse, Sonnenenergie und Wasserkraft. Die restlichen 30 Prozent soll der geplante "Bürgerwindpark Pfaffenhofen im Förnbacher Forst" mit drei Windrädern liefern.
Am Sonntag, 23.10.2016, stimmen die Pfaffenhofener in einem Bürgerentscheid über das Projekt ab. Geben sie grünes Licht für den Windpark, plant die Kommune, bereits 2018 soviel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, wie Pfaffenhofen verbraucht. Fernziel bis 2021 ist es, mit Hilfe einer Power-to-Gas-Anlage den sauberen, aber Wetter abhängigen Strom aus dem Windpark auch speichern zu können, so dass Pfaffenhofen dann tatsächlich nur noch den sauberen Strom verbraucht, der auch auf kommunalem Gebiet erzeugt wird und dieser dann nicht mehr in andere Netze eingespeist werden muss.
Vorreiter Pfaffenhofen?
Pfaffenhofen begreift sich hier als Vorreiter. Einen bayernweiten Trend zur Re-Kommunalisierung der Energie-Infrastruktur will auch Werner Bähre, der Geschäftsführer der Energie Südbayern (ESB) nicht ausmachen. Bähre erklärt jedoch, dass noch andere bayerische Kommunen einen ähnlichen Weg wie Pfaffenhofen eingeschlagen haben. So führt die ESB derzeit derartige Verhandlungen mit Dingolfing, Fürstenfeldbruck, Waldkraiburg und Wasserburg.