Ausverkauf Sozialkaufhaus Freising vor der Schließung
Sozialkaufhäuser tun Gutes: Secondhand-Ware wird von 1-Euro Jobbern bearbeitet und verkauft. So haben die einen Arbeit, andere können für wenig Geld einkaufen. Doch im Landkreis Freising schreiben die Sozialkaufhäuser rote Zahlen, weil der Bund die Zuschüsse streicht.
Secondhand-Ware zu günstigen Preisen: Kleidung, Möbel, CDs, Geschirr, Betten oder Kinderwagen gibt's im Sozialkaufhaus zum Schnäppchenpreis. Doch das "No was wert" in Moosburg musste bereits schließen, das "Rentabel" direkt in Freising ist bedroht. Seit vier Jahren kommt immer weniger Geld von der Bundesregieurng.
Chancen für scheinbar Chancenlose
Nicht nur der Secondhand-Gedanke ist wichtig, auch der soziale Aspekt, der dahinter steckt. Im Rentabel in Freising arbeiten Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chancen haben: Langzeitarbeitslose, psychisch Erkrankte oder seit neuestem auch Asylbewerber, erzählt Sozialpädagogin Andrea Lachner.
"Wir haben genug Leute mit elendslangen Attesten, die nur sitzen oder nur stehen dürfen, vor Hitze oder Kälte geschützt werden müssen. Wir machen es für jeden passend, und wenn er rumgeht und staubt ab, aber er ist in Gemeinschaft, wird wertgeschätzt"
. Andrea Lachner.
So wie, nennen wir ihn Jürgen, an der Kasse. Er reserviert und begutachtet Möbelstücke, verkauft und berät gleichzeitig Kundinnen.
"Ich bin eigentlich das Mädchen für alles - seit fast 14 Jahren. Ich wüsste nicht, wo ich heute ohne den Laden hier stehen würde. Ich hab' eine Behinderung. In der freien Marktwirstchaft hat mich keiner mehr brauchen können. Bei der Caritas hat niemand gefragt, ob ich gesund bin oder krank. Die haben mich behalten. Was Schöneres hätt's für mich nicht geben können."
Mitarbeiter Jürgen
Caritas kann Verluste nicht ausgleichen
Die Frauen und Männer bekommen einen Euro in der Stunde. Doch seit vier Jahren reduziert die Bundesregierung die Zuschüsse für 1-Euro-Jobber. Die Caritas kann die Verluste nicht mehr ausgleichen. Bis Ende des Jahres läuft der Mietvertrag für den rund 700 Quadratmeter großen Verkaufsraum in Freising. Wenn sich bis dahin keine Finanzierung ergibt, wird das "Rentabel" schließen müssen. Der Freisinger Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer will das verhindern.
"Es wäre vollkommen falsch, nur weil da eine temporäre Finanzierungslücke ist, eine Struktur kaputt zu machen, die wir dringend benötigen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir nicht nur Planungssicherheit haben, sondern auch Struktur reinbringen. Da sind wir dabei und ich bin mir sicher, grade auch in Hinblick auf das Thema Asyl, dass der Bedarf in ganz Deutschland noch viel größer wird. Deshalb hat das enorme Bedeutung und ist eine Investition in die Zukunft."
Erich Irlstorfer
Sozialkaufhaus ist "überlebenswichtig"
Mit Stadt und Landkreis Freising und diversen Firmen will Erich Irlstorfer die Finanzierung des Sozialkaufhauses auf Dauer ermöglichen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter im Rentabel sind verunsichert. Sie alle lieben ihr Kaufhaus und ihren Job. Er gibt ihnen Halt und Struktur. Das "Rentabel" ist für sie überlebenswichtig.
"Daheim würde mir die Decke auf den Kopf fallen. Ich bin ja doch schon im gewissen Alter und da ist man froh, wenn man irgendwo untergebracht wird, wenn man anderweitig nicht vermittelt werden kann."
Mitarbeiterin
Kunden lieben "ihr" Rentabel
Doch nicht nur die Angestellten brauchen ihr Kaufhaus, auch die Kunden kommen gerne.
"Ich tu' was Gutes, das ist für mich sehr wichtig. Was ich da schon für Sachen rausgezogen hab - meine schönsten Sachen sind von hier. Sehr schade, wenn solche Dinge nicht mehr genügend unterstützt werden."
Kunden im Rentabel
Gut neun Monate bleiben noch, um das Freisinger Sozialkaufhaus "Rentabel" zu retten.