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Streik für Flüchtling bei Strasser Bayerische Baufirma kämpft gegen Abschiebung

Tavus Qurban kam als Flüchtling aus Afghanistan. Seit fast fünf Jahren arbeitet er bei der Strasser Bauunternehmung. Jetzt soll er abgeschoben werden. Seine Kollegen helfen mit einer ungewöhnlichen Aktion: Heute Vormittag legen sie für zwei Stunden die Arbeit nieder.

Von: Alexia Späth

Stand: 30.09.2016

Tavus Qurban (r.) soll keine Arbeitserlaubnis mehr bekommen | Bild: Firma Strasser

Das Engagement des Unternehmens im oberbayerischen Winhöring bei Altötting hat sich schnell herum gesprochen. Mittwochnachmittag veröffentlichte Strasser den folgenden Post auf Facebook, in dem die Mitarbeiter ihre Solidarität mit dem Kollegen bekunden. Der Beitrag wurde bis heute fast 90.000 Mal geteilt und fast 4.000 Mal kommentiert. Strasser kündigte dort an, heute zwischen 10 und 12 Uhr auf allen seinen Baustellen aus die Arbeit niederlegen zu wollen.

Vollkommen integriert

Qurban kam im Jahr 2010 als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland. Seit April 2012 ist er als Bauarbeiter bei der Firma Strasser tätig. Den Kontakt hatte ihm seine Deutschlehrerin vermittelt. "Inzwischen ist Tavus Qurban voll im Unternehmen integriert", teilt die Firma mit. Er habe fleißig Deutsch gelernt, bezahle seine eigene Mietwohnung in Altötting und führe Steuern und Krankenversicherung ab wie jeder andere berufstätige deutsche Mitbürger.

Keine Mitarbeit

Doch jetzt soll seine Arbeitserlaubnis nicht mehr verlängert werden. Weil "keine Mitwirkung bei der Beschaffung des Passes" stattgefunden habe, obwohl Tavus Qurban mit mehreren Schreiben dazu aufgefordert worden sei, sagt ein Sprecher des Landratsamtes Altötting. Qurban kam ohne Geburtsurkunde nach Deutschland. Mehrere Termine beim afghanischen Konsulat hätten keinen Erfolg im Bemühen um einen neuen Pass gebracht, heißt es von Seiten des Unternehmens. Ihm werde nur ein afghanischer Pass angeboten, was einer Abschiebung nach Afghanistan gleichkomme. Und dahin will Tavus Qurban auf keinen Fall zurück. Seine ganze Familie sei mittlerweile geflohen, ein Großteil davon habe in Australien eine neue Heimat gefunden.

Unterstützung aus der Politik

Strasser-Geschäftsführer Stefan Birnbacher hat derweil auch Hilfe in der Politik gesucht. Er wandte sich an den örtlichen Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer (CSU). Und der schrieb einen Brief ans Landratsamt.

"Ich habe darauf hingewiesen, dass es doch allemal besser sei, wenn dieser offensichtlich sehr engagierte Mann weiter arbeiten kann."

Stephan Mayer

Schließlich werde Tavus Qurban vermutlich auch ohne Arbeitserlaubnis in Deutschland bleiben, da nach Afghanistan keine unmittelbare Zwangsabschiebung drohe. Im Gegensatz zu vielen Menschen, die erst im vergangenen Jahr „ohne Bleiberecht und ohne Integrationsbemühungen“ nach Deutschland gekommen seien, lebe Tavus Qurban schon seit Jahren in Deutschland.


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Ulrike, Samstag, 01.Oktober 2016, 20:51 Uhr

24. Kein Pass ohne Geburtsurkunde

Was soll diese einseitige Beschimpfung der Behörden?

Ich ging vor einigen Monaten selbst zur Gemeinde, um einen neuen Personalausweis zu beantragen, Ich legte meinen abgelaufenen Ausweis, ausgestellt von einer bayerischen Stadt und von meiner jetzigen Gemeinde bestätigter Wohnort, und auch ein neues Passbild vor. Leider wurde mir selbst die Antragstellung verweigert, weil ich keine Geburtsurkunde vorweisen konnte. Meine Hinweise, dass ich seit 23 Jahren bayerische Staatsbeamtin bin (mit mehrfachem Eid auf die deutsche Verfassung) und volle Steuerzahlerin, nutzten nichts. Ohne Geburtsurkunde geht es nicht. Mein Hinweis, sie könnten doch im PC nachsehen, ob ich existiere oder beim Einwohnermeldeamt meines bayerischen Geburtsortes nachfragen, wurde verweigert. Also kein Ausweis.

Edi Reiz, Freitag, 30.September 2016, 21:56 Uhr

23. Hilfe für quarban

Gebt es kein Herz bei der Bayrische Beamten

Elmi Sengebusch, Freitag, 30.September 2016, 19:40 Uhr

22. Streik für Flüchtling

Liebe Firma und Mitarbeiter,

ich finde "Ihre"Aktion super!

Wenn ein Flüchtling in Deutschland lebt und sich so "SUPER" für ein Leben in unserer Gesellschaft engagiert , solte sich dieser Flüchtling ja wohl inzwischen auch damit einen Anspruch auf verbleiben in Deutschland "erarbeitet" haben.
Warum wurden immerhin überhaupt 5 Jahre Aufenthalt genehmigt?
Das macht ja wohl überhaupt keinen "Sinn" !!!

Dieser "Mensch" zeigt, daß er in Deutschland bleiben will und er hat auch dafür gearbeitet und entsprechend gezahlt.
Wenn diese Person nicht bleiben darf sollten auch alle (u.a. die gezahlten Steuern) ausgezahlt werden!

Es gibt genügend Flüchtlinge, die von Deutschland angebotenen Möglichkeiten nicht nutzen!

MFG Elmi Sengebusch

BW, Freitag, 30.September 2016, 17:22 Uhr

21. Der wahre Grund...

Der wahre Grund, warum ausgerechnet Frau Merkel als CDU-Politikerin Flüchtlinge in unser Land holt, ist dass die Wirtschaft damit billige und willige Arbeitskräfte bekommt, die sie ausbeuten kann. Wer schon einmal um sein Leben fürchten musste, macht jeden Drecks-Job für jedes Geld. Die Firma setzt sich vermutlich auch nur deshalb für den Flüchtling ein, weil sie damit eine solche Arbeitskraft verlieren würde. Mit den Milliarden die uns die Integration kosten wird, sollte man besser die Fluchtursachen bekämpfen. Damit würde man den betroffenen Menschen viel mehr und vor allem nachhaltiger helfen. Aber das wäre eben schlecht für unsere Wirtschaft...

Tom, Freitag, 30.September 2016, 16:54 Uhr

20. Verfehlte Politik

Die Flüchtlinge arbeiten bei uns meistens in Jobs, die keine Ausbildung benötigen. Sie konkurrieren so mit dem ärmsten Teil unserer Bevölkerung um Arbeitsplätze, genauso wie um Wohnungen. Flüchtlinge in unser Land zu holen ist daher politisch und gesellschaftlich völlig unverantwortlich. Viel sinnvoller wäre es dagegen, unsere Hartz-IV-ler endlich dazu zu bringen, diese ungelernten Jobs zu erledigen, statt uns auf der Tasche zu liegen. Und die hunderten Milliarden, die für "Integration" von Flüchtlingen ausgegeben wird (die niemals funktionieren wird), sollte man lieber dazu verwenden, die Verhältnisse in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu verändern. Damit diese dort in Frieden und mit wirtschaftlichen Perspektiven leben können. Hat eigentlich einer dieser Polit-Dummschwätzer schon mal darüber nachgedacht, was man mit den hunderten Milliarden die hier sinnlos ausgegeben werden, in Afrika, im nahen Osten oder in Afghanistan alles bewirken könnte??

  • Antwort von Zwerg, Freitag, 30.September, 18:24 Uhr

    Die Theorie ist nicht schlecht, hat aber einen entscheidenden Fehler. Die Flüchtlinge die schon da sind verursachen horrende Kosten. Diese Menschen werden bleiben, egal mit welchen Aufenthaltstitel!

  • Antwort von Paul G., Samstag, 01.Oktober, 20:56 Uhr

    Unter Umständen würde es schon reichen, wenn die Amerikaner und ihre NATO Untergebenen aufhören würden jedes Land in die Asche der Demokratie zu bomben wie zuletzt im Irak, Afghanistan, Lybien, ...
    Darüber hinaus sollte man sich fragen ob die Wahabisten in SaudiArabien mit ihrer Steinzeitinterpretation des Islams wirklich strategische Allierte des Westens sind oder man nicht einer gemässigten Islamiterpretation wie der des Iran Vorrang eingeräumt und nochmal die Karten mischt. Das Mindeste wäre es wohl die unendlichen Waffenlieferungen in die Region ausnahmelos zu verbieten. Auf jeden verdienten Euro an Rüstungsexport kommen 100 Euro Flüchtlingshilfe.