Reinhard Marx Konservativer, Sozialethiker, Medienprofi
Schlagfertig, quirlig, eloquent, diskussions- und kontaktfreudig, kurzum: jemand, der gerne mit Menschen zu tun hat und den Glauben mit Freude unters Volk bringt. So wird Reinhard Marx häufig beschrieben.
Die, die ihn kennen, loben ihn für sein Kommunikationstalent, seinen geschickten Umgang mit den Medien und seine freundliche, offene Art auch in harten Auseinandersetzungen zu kontroversen Themen. In Trier galt er bald als mindestens ebenso beliebt wie sein populärer Vorgänger, Bischof Josef Spital.
"Ich bin westfälisch gemütlich, das ist etwas, was der barocken Lebensart der Bayern nicht ganz fremd ist."
Marx im Bayerischen Rundfunk zu seiner Vorliebe für Zigarren und ein gelegentliches Glas Wein
Als derart weltoffen, aber gleichzeitig konservativ in Glaubensfragen, wurde Marx schon seit Längerem für höhere Ämter gehandelt. Bereits früh machte er sich als einer der profiliertesten Sozialexperten in den Reihen der Kirche einen Namen. Sein Werdegang aus einfachen Verhältnissen bis ins höchste Amt in Bayerns katholischer Kirche Anfang 2008 erstaunte ihn aber selbst.
Ehrenrunde
Jetzt war alles möglich: Bereits im Februar 2008 galt er als aussichtsreicher Kandidat für den Vorsitz der deutschen Bischofskonferenz. Karl Kardinal Lehman hatte den Posten vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen zurückgegeben. Die 69-köpfige Bischofskonferenz verordnete Marx allerdings noch eine Ehrenrunde und wählte den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch.
Mit seiner Ernennung zum Kardinal im Jahr 2010 hat sich Marx aber endgültig als geeigneter Mann für den Vorsitz der deutschen Bischofskonferenz empfohlen. An ihm ist es nun, das durch den Missbrauchsskandal und Finanzaffären verloren gegangene Vertrauen in die katholische Kirche wieder herzustellen.
Offensiver Umgang mit Missbrauchsfällen
Dass er der Richtige dafür sein könnte, hat er in der Missbrauchsaffäre bewiesen. Marx war 2010 zunächst der einzige von 27 Diözesanbischöfen der den Mut aufbrachte, die Missbrauchsfälle von externen Experten untersuchen zu lassen. Gnadenlos erwies er sich auch im Umgang mit dem Augsburger Bischof Mixa, dem 2010 vorgeworfen wurde, als Schrobenhausener Pfarrer Heimkinder geschlagen zu haben. Marx und Zollitsch gemeinsam drängten Mixa öffentlich zum Rücktritt. Ein offener Umgang mit dem Thema, der bisher in der katholischen Kirche nicht üblich war und von Papst Benedikt XVI. scharf gerügt wurde.
Traumberuf Priester
Geboren wurde Marx am 21. September 1953 im westfälischen Geseke - einer sehr katholischen Gegend - als Sohn eines Schlossermeisters. Politische Diskussionen waren daheim an der Tagesordnung. Schon als Kind geht er häufiger in die Kirche als die Eltern. Früh steht sein Traumberuf fest: Priester.
Nach dem Abitur 1972 studiert Marx in Paderborn und Paris Theologie und Philosophie. Während Bruder wie Vater im Geseker Zementwerk arbeiten, bereitet sich Reinhard aufs Priesteramt vor. Geprägt hat ihn in seiner Jugend und im Studium der Umbruch der katholischen Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil. Er zählt Papst Johannes XXIII. zu den herausragenden Persönlichkeiten, die ihn bis heute beeinflussen.
"Meine Devise ist: kein Tach ohne Bach."
Marx auf die Frage nach seinem Lieblingskomponisten. Je nach Stimmung könne er sich aber auch für Reggae begeistern.
Lebens-Stationen
21. September 1953
geboren in Geseke bei Soest in Westfalen
1972 Abitur, danach Theologie- und Philosophie-Studium in Paderborn und Paris
1979 Priesterweihe in Paderborn
1981 Geistlicher Rektor der Kommende in Dortmund, dem geistlichen Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn
1989 Promotion in Münster und Ernennung zum Direktor der Kommende
1996 Bischofsweihe in Paderborn und Berufung zum Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der dortigen Theologischen Fakultät.
1999 Wahl zum Vorsitzenden der Kommission Justitia et Pax der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
2001 Ernennung zum Bischof von Trier
30. November 2007: Ernennung zum Erzbischof von München und Freising durch Papst Benedikt XVI.
2. Februar 2008 feierliche Amtseinführung im Münchner Liebfrauendom
22. Januar 2009 Ehrendoktorwürde der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (Rheinland-Pfalz)
1. Februar 2010 Ernennung zum Großkanzler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
20. Oktober 2010 Ernennung zum Kardinal
12. März 2014 Wahl zum Vorsitzenden der Deuschen Bischofskonferenz
Jüngster Bischof Deutschlands
1979 wird er in Paderborn zum Priester geweiht, zehn Jahre später promoviert er mit der Dissertation "Ist Kirche anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise" und lehrt später in Paderborn als Professor christliche Gesellschaftslehre. 1996 wird er in Paderborn zum Bischof geweiht und 2002 im Trierer Dom in Amt und Würden eingeführt. Marx ist damals 48 Jahre alt und damit der jüngste Bischof Deutschlands.
Reinhard Marx gilt in der Deutschen Bischofskonferenz als Experte für soziale Fragen, als "Sozialbischof". Gleichzeitig ist der leidenschaftliche Tänzer innerhalb der katholischen Kirche ein starker Verfechter der traditionellen Werte. Seit er den Saarbrücker Priester und Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl vom Priesteramt suspendierte und ihm die Lehrerlaubnis entzog, haftet ihm das Etikett an, ein linientreuer, konservativer Hardliner zu sein.