Stimmungsmache in Polen Fake News über Flüchtlinge in Franken
Ein Interview sorgt in Polen für Aufsehen und Diskussionen. Eine Polin berichtet darin über katastrophale Zustände in dem fränkischen Dorf Rupprechtstegen durch Flüchtlinge. Das Problem: Nichts davon ist wahr. Trotzdem macht es munter Stimmung in einem Land, in dem die Angst vor Flüchtlingen gezielt geschürt wird.
Die Zustände in dem zur mittelfränkischen Gemeinde Hartenstein gehörigen Dorf Rupprechtstegen müssen grauenhaft sein. Das glauben viele Polen zu wissen, die vergangenen Sommer einen Artikel in der Warschauer Tageszeitung 'Gazeta Prawna' gelesen haben.
"Dieses Paradies verwandelt sich langsam in eine Müllkippe."
Zitat aus Interview in der 'Gazeta Prawna'
"Flüchtlinge haben ohne zu fragen alle Fische aus einem privaten Teich gefischt."
Zitat aus Interview in der 'Gazeta Prawna'
"Jetzt fährt da kein Tourist mehr hin."
Zitat aus Interview in der 'Gazeta Prawna'
Die Fake News
Diese und mehr Behauptungen über das im idyllischen Pegnitztal gelegene Dorf stehen in einem Interview mit der Polin Maya Paczesny. Die Frau hatte in dem knapp 250-Einwohner-Dorf ein leerstehendes altes Wirtshaus gekauft, das sie zu einem Hotel umbauen wollte. Dieser Plan scheiterte angeblich an den Flüchtlingen, die nach Rupprechtstegen kamen. Mit ihnen seien auch die Probleme gekommen, glaubt man der Polin.
In Polen wisse keiner, wie es "wirklich hinter den Kulissen der Flüchtlingsaufnahme in Deutschland aussieht". So schlimm sei es, dass jetzt die Deutschen Flüchtlingsheime anzünden würden - 600 hätten 2015 gebrannt, erzählt Paczesny in dem Interview weiter. Ihre Aussagen sorgten in den sozialen Netzwerken für Diskussionen und bestätigten viele Polen in ihrer Ansicht, was muslimische Flüchtlinge in Deutschland anrichten würden.
In Rupprechtstegen rieb man sich ob dieser Berichte verwundert die Augen. Nicht nur Bürgermeister Werner Wolter war schockiert:
Angebrachte Skepsis
Auch die polnische Journalistin Ewa Wanat las das Interview und wurde skeptisch. Die frühere Chefredakteurin zweier Warschauer Radiostationen schreibt derzeit an einem Buch über das Zusammenleben von Deutschen und Flüchtlingen. Im vergangenen Herbst fuhr sie für einige Tage nach Rupprechtstegen, um vor Ort zu recherchieren. Nach Gesprächen mit Einheimischen und Flüchtlingen ergab sich für sie ein ganz anderes Bild: So sei beispielsweise nirgends Abfall herumgeflogen.
Das Interview mit Maya Paczesnyin hatte Magdalena Rigamonti geführt, eine preisgekrönte Journalistin. Ewa Wanat zufolge hatte sie jedoch weder überprüft, wie viele Brandstiftungen es im Jahr 2015 wirklich gab, noch, wie glaubwürdig ihre Interviewpartnerin Paczesny eigentlich war. Rigamonti sei sich außerdem sicher gewesen, dass Paczesny fließend Deutsch spreche. Sowohl Bürgermeister Wolter als auch andere Rupprechtstegener erzählten BR24 hingegen, dass dies nicht der Fall war. Welche Aussagen hatte Rigamonti überhaupt überprüft? Auf BR-Anfrage kam von ihr dazu bisher keine Antwort.
Die Bewohner von Rupprechtsstegen selbst kommentieren die angeblichen Fakten von Maya Paczesnyin gegenüber BR24 hingegen mit den Worten: "Unwahr", "Stimmt nicht", "Auf keinen Fall", "So schlimm war das nicht", "Das ist auf keinen Fall wahr".
Die Fakten
Tatsächlich leben fast 70 Flüchtlinge in dem Hartensteiner Ortsteil Rupprechtstegen – verhältnismäßig viele bei knapp 250 Einwohnern. Beim Besuch eines BR24-Teams dort zeigt sich der Ort allerdings sehr sauber. Das Dorf sei keine Müllkippe geworden, erzählen mehrere Rupprechtstegener. Am Anfang habe es allerdings durchaus ein paar Probleme mit der Mülltrennung gegeben, sagt Bürgermeister Wolter, eine Anwohnerin bestätigt das:
"Am Anfang ja. Da war es sehr vermüllt...Aber jetzt nimmer, jetzt sind sie ordentlich, alle miteinander."
Marianne Krug, Nachbarin eines Flüchtlingsheims
Aber von ausbleibenden Touristen keine Spur. Der Tagestourismus hat laut Bürgermeister Wolter sogar kräftig zugenommen. Auch bei Radfahrern, Wanderern und Kanufahrern gebe es "großen Zuwachs". Und der Besitzer des angeblich leergefischten Teichs sagt gegenüber BR24:
"Bei mir hat noch keiner einen Fisch raus hier, außer ich selbst."
Rudolf Poppendörfer, Teichpächter
Sensationsgier, Profilierungssucht oder Frust?
Es stellt sich also die Frage, warum Maya Paczesny die Wirklichkeit so verzerrt hat. Geschah es aus Sensationslust, Profilierungssucht oder gar aus Frust? Sie hätte das alte Wirtshaus, das sie erworben hatte, zunächst ohne Bauplan umbauen wollen, erzählt Bürgermeister Werner Wolter. Das Landratsamt verhängte daraufhin einen Baustopp. Schließlich habe Paczesny das Haus verkauft – zu einem Preis, der weit unter ihren Vorstellungen lag. Inzwischen sind dort übrigens Flüchtlinge eingezogen.
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Stanieslaw, Dienstag, 28.März 2017, 23:10 Uhr
29. Die Polen lassen sich keine Asyl-Quoten aufzwingen, niemals.
Die Slowakei, Tschechien, Polen und Ungarn erwarten von der EU eine Revidierung der bisherigen Migrationspolitik und werden sich den von der EU vorgeschriebenen Forderungen nicht beugen. Dies teilte die polnische Premierministerin Beata Szydlo nach dem Treffen der Regierungschefs der vier osteuropäischen Länder in Warschau am Dienstag mit. „Wir sagen deutlich, dass sich die Migrationspolitik, die es bislang in der EU gegeben hat, nicht bewährt hat, und dass daraus Schlüsse gezogen werden müssen. Diktat und Erpressung sind ein Missverständnis. Das dient nicht dem Aufbau der europäischen Einheit", sagte sie. Die Visegrád-Gruppe, darunter auch Polen, werde sich niemals erpressen und Bedingungen vorschreiben lassen, so Szydlo. Polen hatte sich geweigert, an der EU-Migrantenverteilung teilzunehmen, und die EU-Pflichtquoten zur Aufnahme von Flüchtlingen abgelehnt.
Antwort von Erich, Mittwoch, 29.März, 08:24 Uhr
Ich danke so Ländern wie Polen oder Ungarn für ihre Weitsicht! Ich wünschte mir, wir hätten auch eine Regierung, die zum Wohle des eigenen Volkes handelt! Wer die Geschichte dieses Kontinents über Jahrhunderte verfolgt, weiß dass jedes Volk seine Identität benötigt und sich nicht vom Nachbarn gegen ihren Willen was aufzwingen lässt.
Dies dann noch bei Bruch sämtl. Europäischen Gesetze! Unglaublich, was sich Deutschland gegenüber seinen Nachbarn erlaubt!
Antwort von Truderinger, Mittwoch, 29.März, 08:55 Uhr
Super, Polen! Aber die Subventionszahlungen aus der EU nehmt ihr natürlich weiterhin dankend an, oder?
Leonia, Dienstag, 28.März 2017, 22:12 Uhr
28. Schnee von vorgestern heute betrachtet
Da hat also vor schätzungsweise einem Jahr oder noch früher eine mutmaßlich des Deutschen nicht mächtige und der Rechtslage unkundige Frau aus Polen ein Hotel gekauft und ohne Bebauungsplan umbauen wollen. Dann wurde sie sicherlich mit deutscher Behördengründlichkeit konfrontiert, was sie sich bei vorheriger Information hätte ersparen können. Da dürfte wohl der Frust groß gewesen sein, noch dazu, wenn dann beim Wiederverkauf des Hauses weniger rausspringt als gewünscht.
Also überspitzt man irgendwelche äußeren Ereignisse, um von der eigenen "Leistung" abzulenken, und macht dies dann zum Grund für den eigenen Rückzug.
Das alles ist jetzt nicht so sonderlich erstaunlich.
Keine Meisterleistung war jedoch die Publikation durch die genannte Journalistin, die zwar möglicherweise bereits Ehrungen für andere Arbeiten erhielt, in diesem Falle aber ihrer beruflich notwendige Sorgfaltspflicht scheint's gar nicht nachgekommen ist. Und das wird jetzt allmählich bekannt = 1 Reissack fiel um.
Fritz, Dienstag, 28.März 2017, 21:28 Uhr
27. Sprachlos
... bin ich inzwischen:
Da verbreitet eine Frau aus Polen - die selbst genug Dreck am Stecken hat und hier ihren Reibach machen wollte - dreiste Lügen.
Und was fällt vielen Foristen hier ein:
die Lügen als Wahrheit weiter zu verbreiten.
Übelste fremdenfeindliche Hetze ist das, nicht anderes!
konstanze, Dienstag, 28.März 2017, 21:26 Uhr
26. politikversagen
vielleicht kann man "politikversagen" ja auch in polen lesen.
onkel, Dienstag, 28.März 2017, 20:52 Uhr
25. Fake News
Wenn man die Kommentare hier liest, ist das für mich wie ein Spiegelbild unserer jetzigen Gesellschaft. Es wird deutlich wie zerrissen und gespalten die Menschen in Deutschland sind. Das und die Öffnung der Grenzen 2015 wird bleiben von Merkel. Es ist ihr Verdienst.
Antwort von Erich, Dienstag, 28.März, 21:14 Uhr
@onkel,
da wird noch viel mehr bleiben. Europa zugrunde gerichtet, ist da nur ein weiterer schwarzer Fleck.
Antwort von Karl, Dienstag, 28.März, 22:12 Uhr
Herr "onkel", Frau Merkel hat keineswegs "Grenzen geöffnet" - die innereuropäischen Grenzen sind bis zur Wiedereinführung der Grenzkontrollen in Bayern im Jahr 2015 durch den Schengener Grenzkodex grundsätzlich weggefallen. Das ist eine "Dolchstoßlegende" der Besorgten. Dennoch unwahr.
Wenn Deutschland "zerrissen und gespalten" ist, soliegt der Anteil an rechten Hetzern wie Pegida, AFD & Co. Wenn Sie sich ein wenig informieren, so kommen Sie ganz leicht zu Strategiepapieren der Rechten - z. B. um Götz Kubitschek und Co., die Morgenluft wittern und den gesellschaftlichen Umsturz planen. Versuchen Sie es!
Antwort von Truderinger, Mittwoch, 29.März, 08:52 Uhr
Nein, das ist einzig und allein der Verdienst rechter Rattenfänger, die dieses Thema zu ihren Gunsten ausschlachten, um ihre rechte Ideologie in die Hirne labiler und verängstigter Zeitgenossen einzupflanzen. Außerdem geht es hier um ca. 95% aufrechte Bürger gegen ca. 10% Problembürger. Das hält Deutschland locker aus. Von einer Spaltung kann da keine Rede sein.