Eine Region präsentiert ihre Kunst Festwochen-Kunstausstellung in Kempten
Jedes Jahr wieder ist die Festwoche-Kunstausstellung ein kultureller Höhepunkt: Bis Mitte September präsentieren Kunstschaffende aus dem gesamten Allgäu ihre Werke in der Kemptener Residenz.
In der Ausstellung sind zwei dunkle, fast düstere Gemälde auf Acrylglas zu sehen: Schemenhaft ist auf dem einen eine Kreuzigungsszene zu erkennen, auf dem anderen ist vor einem verschwommenen Hintergrund vielleicht ein Totenkopf zu erahnen. "Translution 6" und "Translution 9" hat Roman Harasymiw seine beiden Werke genannt. Für sie hat der Künstler aus Irsee den diesjährigen Kunstpreis der Stadt Kempten erhalten:
"Translution ist eben dieses 'Sich-in-etwas-Auflösen', in eine andere Wirklichkeit überzugehen. Zum einen technisch gesehen, dass etwas in Lösung geht oder umgesetzt wird. Und das andere ist wirklich die geistige Haltung dazu. Und es spielt schon mit einer gewissen Mystik, auch mit der Hinterfragung: Trennung von Leib und Seele."
Roman Harasymiw, diesjähriger Kunstpreisträger
Die Wurzeln Roman Harasymiws als Glasmaler sind in seinem Werk deutlich zu erkennen, sagt der Kemptener Kulturamtsleiter Martin Fink. Die mehr oder weniger deutliche Darstellung des gekreuzigten Christus hat der Jury, die alljährlich zur Festwoche den Kunstpreis der Stadt Kempten verleiht, besonders gefallen. Die beiden Werke zeugten von einer hohen Meisterschaft im Umgang mit Form, Licht, Schatten und sehr reduzierter Farbe, erklärt der Kulturamtsleiter.
"Er ist ein sehr professionell arbeitender Künstler, der seine Werke sehr konsequent zu Ende denkt. Das heißt: Es stimmt wirklich alles. Von der abstrakten Idee, die dahinter steht, bis zur ganz handwerklichen Umsetzung."
Kulturamtsleiter Martin Fink
Werke von 72 Künstlern im Hofgartensaal
288 Kunstschaffende aus dem Allgäu haben sich in diesem Jahr mit 514 Werken aus allen Kunstrichtungen für die Festwochen-Kunstaustellung beworben. 72 davon sind nun bis Mitte September im Hofgartensaal der Residenz zu sehen. Seit fast 70 Jahren gibt es die Kunstausstellung im Rahmen der Allgäuer Festwoche, sagt Kulturamtsleiter Fink. Und von Beginn an verfolgt sie ein Ziel:
"Das ist ganz deutlich die Idee, das Kunstschaffen der Region repräsentativ hier auszustellen. Natürlich ist eine gewisse Qualität bei den Werken auch nötig, sonst schaffen sie es nicht in die Ausstellung. Aber es soll eben auch ein ganz breites Spektrum des Kunstschaffens der Region zeigen."
Kulturamtsleiter Martin Fink
Das Ergebnis ist eine mannigfaltige Schau vor allem aus den Bereichen Malerei und Skulptur. Aber auch Fotoarbeiten, Bildobjekte, Grafiken und Installationen sind dort zu sehen. Drei Künstler werden jedes Jahr mit dem Kunstpreis der Stadt Kempten, dem Thomas-Dachser-Gedenkpreis und dem Förderpreis der Zorn-Stiftung ausgezeichnet. Der diesjährige Kunstpreisträger Roman Harasymiw hält eine solche regionale Kunstausstellung im Rahmen der Allgäuer Festwoche für eine wichtige Institution.
"Ich persönlich meine, dass es hier im Allgäu sehr viele gute Künstler gibt, die es wert sind, gezeigt zu werden oder mit denen man sich auseinander setzen sollte. Künstler sind halt immer Querdenker in den meisten Fällen. Sie schalten manchmal Synapsen, die nicht unbedingt üblich sind. Und deswegen ist das ganz wichtig für eine Gesellschaft, dass man sie wahrnimmt und den Künstlern ein Forum bietet. Und die Leute hier haben durchaus was zu sagen."
Roman Harasymiw, diesjähriger Kunstpreisträger
Die Kunst im Allgäu ist tatsächlich sehr vielfältig, sagt der Kemptener Kulturamtsleiter Martin Fink. Die Festwochen-Kunstausstellung ist eine Möglichkeit, eben diese Bandbreite einmal einem großen Publikum zu präsentieren.
"Da ist eben alles dabei. Da sind wirklich Profis dabei, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten eben auch aus dem akademischen Hintergrund kommend Dinge machen, die teilweise ganz großartig sind. Da sind aber auch Autodidakten dabei. Dann sind natürlich auch viele Freizeitmaler im Allgäu unterwegs. Und das gibt ein sehr buntes Bild des Kunstschaffens, das wirklich eine sehr breite Facette hat. Und wir gucken in der Ausstellung, dass wir wirklich ein qualitativ hochwertiges Bild dieses Schaffens präsentieren können."
Kulturamtsleiter Martin Fink
Die Kunstausstellung ist im Rahmen der Allgäuer Festwoche noch bis 11. September im Hofgartensaal der Kemptener Residenz zu sehen.