Kritik an Sanierungsplänen Theater ums Augsburger Theater
Für das Theater Augsburg dürfte das neue Jahr spannend werden: Anfang 2017 soll dort eine umfassende Generalsanierung beginnen, für stolze 186 Millionen Euro, eine der größten Baumaßnahmen seit langem. Doch die Frage ist in der Stadt zum Politikum geworden.
Geplant ist neben der Sanierung auch ein Neubau des Nord-Trakts - für eine zweite Spielstätte, Proberäume und Büros. Das Ganze sollte zunächst 225 Millionen Euro kosten. Inzwischen hat man die Summe auf 186 Millionen reduziert. Die angesetzte Bauzeit: rund acht bis zehn Jahre. Augsburg muss sich für das Vorhaben tief verschulden – bis 2039. Da fragen die Kritiker: Ist es das wert?
"Das Theater ist eines der schönsten Häuser, die ich kenne. Wir sind stolz, dass wir ein so tolles Theater haben. Aber es ist natürlich notwendig, da jetzt mal was zu tun, weil sonst bricht uns das Haus zusammen."
Philipp Peters, Stadttheater Augsburg.
"Theater gehört zur Grundversorgung"
Seit 60 Jahren hat keine Stadtregierung das Haus grundlegend renoviert. Stolze 186 Millionen Euro sind für das Projekt angesetzt: mit erneuerter Bühnen- und Gebäudetechnik, barrierefrei, möglichst denkmalverträglich. Der Brand- und Personenschutz sind dringend zu sanieren.
"Die Stadt Augsburg als drittgrößte bayerische Stadt will sich ein Theater leisten. Der Kulturreferent von Frankfurt hat einmal gesagt, eine Stadt, die ein Theater will, kann es sich auch leisten. Es gehört zur Grundversorgung, zur kulturellen Grundversorgung einer Stadt."
Thomas Weitzel, Kulturreferent Augsburg
Doch gegen das Millionenvorhaben regt sich seit einem Jahr Protest. Ein Oppositionsbündnis will nun sogar ein Ratsbegehren. Von Sanierung ohne Augenmaß ist die Rede. Ein Schuldenszenario tue sich auf. Denn die Stadt will das Projekt mit einem 80-Millionen-Euro-Kredit stemmen. Dafür winken vom Freistaat 107-Millionen-Euro-Zuschuss. "Wir sind nicht prinzipiell gegen die Sanierung. Wir sind gegen die Art der Sanierung und gegen die Kosten", sagt Stadtrat Volker Schafitel von den Freien Wählern.
"Geben Geld aus, das wir nicht haben"
Monströs nennen Augsburgs Kulturschaffende die aktuellen Pläne. Schon im Mai schrieben sie deshalb ans Rathaus einen offenen Brief. Die Kritiker fürchten Verschwendung.
"Wir geben dauernd Geld aus, das wir eigentlich nicht haben. Das kann sich eine andere Stadt vielleicht eher leisten, aber Augsburg kann sich das überhaupt nicht leisten."
Alexander Süßmair, sitzt für Die Linke im Augsburger Stadtrat
Ein Teil der Fördergelder des Freistaats müsste an den Freistaat zurückgezahlt werden. Das macht der "Initiative Pro Theatermodernisierung jetzt" aber nichts aus. Die Unterstützer des Sanierungsprojekts haben mit einem Brief ebenfalls eine Offensive gestartet.
Aus Sicht der Theaterfreunde ist der Zuschuss der Staatsregierung eine einmalige Zukunfts-Chance. Das Gebäude sei dann erstmal saniert. In vielleicht 50 Jahren müsste dann erst wieder was passieren.
Allerdings: Geld fehlt in der steuerschwachen Stadt überall. Ein Beispiel ist das Eisstadion, das frisch saniert, aber noch nicht abbezahlt ist. Die kosten sind explodiert.
Geld fehlt auch für das Römische Museum in der Dominikanerkirche, das man sanieren und ausbauen wollte. Nun herrscht Stillstand. Trotzdem verteidigt Kulturreferent Thomas Weitzel das Projekt:
"Wir sind die drittgrößte bayerische Stadt. Wir werden künftig hier ein Klinikum bekommen, wir werden Arbeitsplätze hier in Augsburg bekommen. Wir ringen auch um die Standortqualität. Das Theater ist ja auch ein Wirtschaftsfaktor, auf den wir nicht verzichten wollen."
Thomas Weitzel, Kulturreferent Augsburg
Bis zum Sommer will der Stadtrat nun über die Zukunft des Theaters entscheiden. Gut möglich, dass ein Bürgerbegehren den Terminplan vorher noch stört.
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Reiner Karl-Jaris, Freitag, 29.Januar 2016, 23:36 Uhr
5. Theatersanierung
Gegen dummes Gschwätz ist offenbar kein Kraut gewachsen...
Omikron78, Montag, 25.Januar 2016, 12:27 Uhr
4. Mangelndes Zuschauerinteresse?
In der Spielzeit 2014/2015 verzeichnete das Theater Augsburg nach Abschluss der Freilichtbühnensaison einen vorläufigen Besucherstand von 258.097 Besuchern (233.755 Besucher in der Saison 2013/2014). Dies sind die besten Besucherzahlen der letzten 25 Jahre! Quelle: Augsburger Allgemeine
So viel zum Thema mangelndes Zuschauerinteresse!
Augsburg hat ca. 250.000 Einwohner. Ich bin zwar kein Mathe-Genie, aber das sind doch schon mehr als ein paar Promille!
Es ist schon erstaunlich, dass die Kritiker der Sanierung bisher selbst noch kein Alternativkonzept vorgelegt haben.
Wolf Keller, Montag, 25.Januar 2016, 01:32 Uhr
3. Theater
Es sollen also alle Augsburger Steuerzahler für eine Maßnahme aufkommen, die nur von einigen Promille genutzt werden? Und dann stagnieren die Zuschauerzahlen sowieso schon seit Jahren. Erstens weil die jüngere Generationen das Interesse an Oper und Schauspiel verliert. Zweitens weil es bspw dank Youtube heute einfach geworden ist, sich ausgezeichnete Sänger, Diregenten und Schauspieler nach Hause zu holen. Und dies spontan, was man will und wann man will. Demgegenüber ist der starre Spielplan ein Stochern im Nebel des Pujblikumsgeschmack. Jedem schmeckt was anderes. Und die Zeiten in denen der Theaterbesuch eine 'Imagesache war, weil man seinen Schmuck und seine Roben ausführen konnte, sind ebenfalls vorbei.
Gerade Augsburg ist nicht mehr in der Lage, sich einen neuen teuren Ballast an den Hals zu hängen. Hat die Stadt doch schon mit seinen verheerenden Flughafen- und Messe-Entscheidungen völlig unverantwortlich den Bürgern gegenüber gehandelt.
Rentner , Sonntag, 24.Januar 2016, 17:11 Uhr
2. Theratersanierung
für diese Summe ist es besser diesen alten Kasten abzureißen,und neu zu bauen.Da Augsburg zur Zeit nur überall Schulden macht,muß endlich manches zurückgestellt werden,und dazu sollte auch das Sanieren des alten Theaters gehören.Ein Neubau ist auf jeden Fall besser.
Das Leihschwein, Sonntag, 24.Januar 2016, 09:26 Uhr
1. Sofort kostendeckende Eintrittspreise verlangen die sämtliche laufende Kosten
abdecken, wenn nicht schließen. Da lassen sich reiche Stadtbonzen vom Steuerzahler ihre Kulturpaläste renovieren und als Krönung der Dreistigkeit verlangt man staatlich subventionierte Eintrittspreise, da sie kostendeckende Preise nicht zahlen wollen. Hier wird für eine privilegierte, kleine, reiche Minderheit Steuergelder verpulvert, die finanziell durchaus in der Lage wären, kostendeckende Preise zu zahlen. Auch diese Subventionierung ist reine Klientelpolitik, wo sich Unternehmer/Politiker auf Kosten der Allgemeinheit unterhalten lassen. Wann hört diese schwachsinnige Subventionierung von überteuerten Theater auf. Privat geführte Theater erhalten keine Steuergelder, die müssen sich über kostendeckende Eintrittspreise selber finanzieren, wenn nicht machen die dicht.
Antwort von Omikron78, Montag, 25.Januar, 10:33 Uhr
Was meinen Sie bitte mit Kulturpalästen? Das Augsburger Theater gibt es bereits seit Jahrhunderten und Geld wurde schon sehr lange nicht mehr in die Bausubstanz gesteckt. Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass man besser ein Parkhaus draus machen sollte bzw. der Discounter um die Ecke und das Dschungelcamp im TV vollkommen für ein erfülltes Leben reichen. Ein bisserl armselig wäre das aber schon oder? Viele Generationen haben sich um den Erhalt des Theaters in Augsburg bemüht. Auch nach der Zerstörung des Theaters im 2. Weltkrieg stand es nicht zur Disposition sondern wurde wieder aufgebaut, obwohl die Finanzierung damals sicher nicht einfacher gewesen sein dürfte. Zur Subventionierung des Eintrittspreise: Die Subventionierung soll genau das verhindern, was Sie in Ihrem Beitrag anprangern, nämlich dass sich nur eine privilegierte Oberschicht Theater überhaupt leisten kann. Ich gehöre übrigens nicht zu den reichen "Stadtbonzen" und geh trotzdem gern ins Theater.
Antwort von Kurt S., Mittwoch, 27.Januar, 15:06 Uhr
Es eben nicht so, dass Theater einfach die Eintrittspreise verlangen können, wie sie wollen. Der Kulturauftrag von öffentlichen Theatern ist sogar so geregelt, dass alle Bürger - unabhängig vom Geldbeutel - ins Theater gehen können und eben nicht nur eine privilegierte Klientel. Hier ist die meist günstiger als z.B. im Kino und dort wird nicht live gespielt. Und es ist genauso wie in Schwimmbädern und im öffentlichen Nahverkehr. Ebenso arbeiten privat geführte Theater eben nicht kostendeckend, sondern werden auch mit der Kulturförderung finanziert.