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Wertachmord in Kaufbeuren Was vor den Plädoyers geschah

Das Opfer sollen die drei Angeklagten schon länger gekannt haben. Laut Anklage schuldeten sie ihm zusammen rund 3.800 Euro aus Drogengeschäften.

Stand: 26.07.2016

Richtertisch im Landgericht Kempten (Symbolbild) | Bild: picture-alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Als letzter Zeuge hatte ein Sachverständiger des rechtsmedizinischen Instituts in München ausgesagt und dem Gericht Fotos vom Tatort präsentiert. Das Gutachten des Sachverständigen bestätigt die Angaben der beiden aussagewilligen Angeklagten vor Gericht, nach denen das Schlafzimmer in der Wohnung des 19-jährigen Hauptangeklagten in Kaufbeuren der Tatort gewesen ist.

Der Fundort der Leiche an der Wertach

Der Hauptangeklagte, der seinen 21-jährigen Mitbewohner, einen Drogendealer, dort erstochen haben soll, schwieg vor Gericht weiter. Die beiden anderen Angeklagten – darunter der Bruder des Hauptangeklagten - sollen anschließend die Leiche beseitigt haben. Nach eigener Aussage versuchten sie zunächst, den Toten im Badezimmer zu verbrennen. Als das scheiterte, warfen sie die Leiche in die Wertach und beseitigten Spuren am Tatort. Der rechtsmedizinische Sachverständige bestätigte heute vor Gericht, dass sowohl das Schlafzimmer als auch der Flur und das Badezimmer nach der Tat von zahlreichen Blutspuren gereinigt wurden.

Der Hauptangeklagte ist schuldfähig

Ein anderer Gutachter hat den 19-jährigen Hauptangeklagten bereits für schuldfähig erklärt. Der Mann habe ihm gegenüber zugegeben, den 21 Jahre alten Drogendealer erstochen zu haben. Der Gutachter ergänzte aber, dass die Steuerungsfähigkeit des Angeklagten zur Tatzeit aufgrund seines Drogenkonsums eingeschränkt gewesen sei.

Zum Umfeld der Angeklagten sagte ein Gutachter der Jugendgerichtshilfe, die beiden Brüder - einer davon der mutmaßliche Haupttäter - stammten beide aus schwierigen Familienverhältnissen. Die Eltern seien mehrfach geschieden, die Kinder hätten immer wieder die Schule und die Wohnorte wechseln müssen. Die Folge: Entwicklungsstörungen, Persönlichkeitsprobleme, mangelndes Selbstbewusstsein und Anfälligkeit für Drogen.

Verschiedene Drogen wurden konsumiert

Die Angeklagten sollen Heroin, Kokain, LSD, Ecstasy, Haschisch und Schlaftabletten genommen haben. Außerdem seien die drei Angeklagten erstaunlich gefühlskalt.

"Ich habe selten Leute in Haft so emotionslos erlebt wie hier. Da war nichts zu spüren von Wut, Freude, Mitleid, Bedauern. So etwas habe ich in 25 Jahren noch nicht erlebt."

Gutachter der Jugendgerichtshilfe vor Gericht

Hauptangeklagter wurde schwer belastet

Landgericht Kempten

Zum Prozessauftakt am 13.07.16 hatte der 19-jährige Hauptangeklagte geschwiegen, die anderen beiden 19 und 21 Jahre alten Männer belasteten ihn schwer. Sie sagten aus, dass er seinen zeitweiligen Mitbewohner im Schlafzimmer erstochen hat.

Drogenschulden als Motiv

Um den Fundort wurde alles abgesperrt

Das Opfer sollen die drei Angeklagten schon länger gekannt haben. Laut Anklage schuldeten sie ihm zusammen rund 3.800 Euro aus Drogengeschäften. Der Getötete hatte laut Anklage wiederholt Drogen auf Kommission geliefert und verlangte zunehmend nachdrücklicher die Zahlung der Schulden. Einige Tage vor der Ermordung hätten die drei in einem "extremen Drogenrausch" darüber gesprochen, dass sie den Dealer loswerden müssten, angedacht wurde die Möglichkeit eines Giftcocktails oder Erstechen.

Während der Tat wollen die beiden Mitangeklagten in einem Matratzenlager über der Tat-Wohnung geschlafen haben. Beide räumten aber ein, bei der Vertuschung des Verbrechens geholfen zu haben. Zunächst wollten sie die Leiche verbrennen, als dies scheiterte, warfen sie den Körper in die Wertach. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio vor, die Tat gemeinsam geplant zu haben.


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