Trauer um Shimon Peres Ein Leben für den Frieden
Der ehemalige israelische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, wie Ministerpräsident Netanjahu bestätigte. Bis zuletzt hat er die Politik Israels scharf kritisiert und eine Zwei-Staaten-Lösung gefordert.
Vor zwei Wochen war Peres nach einem schweren Schlaganfall in ein Krankenhaus in Tel Aviv eingeliefert worden. Er war einer der letzten Politiker, die bereits die Staatsgründung Israels aktiv miterlebten. Während seiner 70 Jahre umfassenden Karriere hatte er fast alle hohen Ämter Israels inne.
Der Leichnam von Peres soll morgen im israelischen Parlament aufgebahrt werden. Das sagte eine ehemalige Beraterin Peres', Jona Bartal, dem israelischen Fernsehsender Channel 10. Am Freitag soll ein Staatsbegräbnis auf dem Nationalfriedhof in Jerusalem folgen. Die Pläne stünden im Einklang mit den Wünschen des Verstorbenen, sagte Bartal.
Gauck würdigt unermüdlichen Einsatz für Frieden
Für seine Bemühungen um einen Frieden in Nahost erhielt Peres 1994 gemeinsam mit dem damaligen Regierungschef Jizhak Rabin und dem späteren Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat den Friedensnobelpreis. Der frühere Vorsitzende der israelischen Arbeitspartei war zudem zwei Mal Ministerpräsident Israels. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Peres für seinen unermüdlicher Einsatz für Frieden und Verständigung. Deutschland werde auch besonders seine Bereitschaft zur Versöhnung nach den Verbrechen des Holocaust im Gedächtnis behalten, erklärte Gauck.
Reaktionen auf den Tod von Shimon Peres
Bundeskanzlerin Angela Merkel
"Er war zutiefst davon überzeugt, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können. (...) Die Verwirklichung seines Traumes zu erleben, ist ihm und uns bis heute versagt geblieben. Weiter dafür zu arbeiten - das ist sein Vermächtnis und unsere Verpflichtung."
Bundespräsident Joachim Gauck
Peres habe Israel "geprägt wie kaum ein anderer Politiker", erklärte Bundespräsident Joachim Gauck. "Er hat seinem Land in unterschiedlichen Funktionen gedient - mit festen Grundsätzen, wenn es um die Sicherheit Israels ging, und einem starken Willen, den Friedensprozess mit den Palästinensern voranzubringen. (...) Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar."
Frank-Walter Steinmeier
"Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren." Seine Verdienste um Israel ließen sich kaum ermessen. Auch Steinmeier würdigte die "einzigartige Freundschaft zwischen Israel und Deutschland". 1986 habe Peres als erster israelischer Premierminister das damals geteilte Berlin besucht. Er habe "den Grundstein für einen israelisch-palästinensischen Ausgleich und eine friedliche und gemeinsame Zukunft für Israel und seine Nachbarn" gelegt.
US-Präsident Barack Obama
US-Präsident Barack Obama erklärte in einer Mitteilung des Weißen Hauses, es gebe wenige Menschen, die den Kurs der Geschichte beeinflussen. "Mein Freund Schimon war einer dieser Menschen." Obama würdigte Peres als einen "Kämpfer für Israel" und den Frieden im Nahen Osten. "Als Amerikaner stehen wir in seiner Schuld. Keiner hat über die Jahre hinweg mehr dafür getan als Schimon Peres, die Allianz zwischen unseren beiden Ländern aufzubauen - eine unzerbrechliche Allianz, die heute enger und stärker ist, als sie jemals war."
Hillary und Bill Clinton
Mit Schimon Peres habe Israel einen "eifrigen Fürsprecher für Frieden und Versöhnung verloren", schrieben der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und seine Frau und Präsidentschaftskandidatin Hillary auf der Internetseite der Clinton-Foundation. Peres sei ein "großherziges Genie" gewesen, der seine Talente für eine "Zukunft der Versöhnung" genutzt habe. Bis zum Ende sei der ehemalige israelische Präsident ein "leuchtender und sprachgewaltiger Träumer" gewesen.
François Hollande
Frankreichs Präsident François Hollande würdigte Peres als "einen der glühendsten Verteidiger" des Friedens. Peres habe in der Schaffung eines Palästinenserstaats die einzige Garantie für eine sichere Zukunft Israels gesehen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes. "Er war ein Visionär, der seine Gesprächspartner mit seiner Fähigkeit beeindruckt, gewagte Initiativen und neue Ideen vorzuschlagen, um sich in Richtung dieses Ideals zu bewegen."
Justin Trudeau, kanadischer Premier
"Schimon Peres war vor allem ein Mann des Friedens. Mein tiefstes Beileid zu seinem Tod an seine Angehörigen und an das israelische Volk."
Tony Blair, ehemaliger britischer Premier und ehemaliger Sondergesandter des Nahost-Quartetts
"Schimon Peres war ein politischer Riese, ein Staatsmann, der als einer der führenden (Staatsmänner) dieser Epoche oder jeder Epoche dastehen wird, und jemand, den ich zutiefst geliebt habe."
Israels Präsident Reuven Rivlin
Israels Präsident Reuven Rivlin hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger Schimon Peres als prägenden Visionär für den Staat Israel bezeichnet. "Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat", sagte Rivlin während eines Staatsbesuches in der Ukraine. "Als Einzelner hat er eine ganze Nation auf den Flügeln der Vorstellungskraft und seiner Vision getragen."
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den verstorbenen ehemaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres als "Vorkämpfer für den Frieden" gewürdigt. Peres sei für viele Menschen ein Vorbild gewesen, erklärte Zentralrats-Präsident Josef Schuster. "Schimon Peres hat sich bis zuletzt weltweit für Frieden im Nahen Osten eingesetzt und war ein vielgefragter und kluger Ratgeber." Sein Tod sei nicht nur für die jüdische Welt ein herber Verlust. Die Verdienste, die Peres sich um Israel erworben habe, seien kaum zu ermessen. "Sein legendärer Satz, dass es keine Alternative zum Frieden gibt, wird immer seine Gültigkeit behalten.
Kardinal Reinhard Marx
"Der Verstorbene stand für den Dialog zwischen Nationen und Konfliktparteien. Shimon Peres war ein Mann des Friedens und der Verständigung, eine beeindruckende Persönlichkeit. Ich bin dankbar, ihm selbst einmal begegnet zu sein. Unvergessen ist sein letzter Besuch bei Papst Franziskus, als er - Hand in Hand mit dem Papst und Präsident Mahmud Abbas - in den Vatikanischen Gärten für den Frieden betete." Mit Shimon Peres gehe ein "Weltbürger von uns, dem unser Land und die Kirche viel zu verdanken haben."
Wladimir Putin
"Jedes Mal (wenn ich ihn traf) bewunderte ich seinen Mut und Patriotismus, seine Weisheit und Vision, seine Fähigkeit, das Wesentliche aus den schwierigsten Themen zu fassen."
US-Präsident Barack Obama würdigte Peres als einen "Kämpfer für Israel" und den Frieden im Nahen Osten gewürdigt. "Als Amerikaner stehen wir in seiner Schuld", erklärte Obama in einer Stellungnahme zum Tod Peres'.
"Ein Licht ist ausgegangen, aber die Hoffnung, die er uns gegeben hat, wird für immer brennen."
US-Präsident Barack Obama
Peres: "Meine Träume waren zu klein"
Gerade einmal 25 Jahre war Shimon Peres alt, als 1948 bei den Vereinten Nationen in New York "Eretz Israel", der Staat Israel, ausgerufen wurde. "Wir waren 600.000 Juden, umgeben von vierzig Millionen Arabern. Und die haben gedroht, uns umzubringen. Frieden mit den Arabern? Das ist damals für viele unvorstellbar gewesen", sagte er später einmal in einem Zeitungsinterview. Und doch, das Unvorstellbare, die Bemühungen, mit den israelischen Arabern und Bewohnern der palästinensischen Autonomiegebiete in Frieden leben zu können, wurde mit zunehmendem Alter Dreh- und Angelpunkt seines politischen Wirkens. "Meine Träume waren zu klein. Und ich war ein ziemlicher Träumer. Es ist viel mehr möglich, als man denkt."
Shimon Peres wollte mitgestalten, das junge Land, das noch so viele Hoffnungen mit sich trug, mitaufbauen. Bereits mit 16 Jahren schloss er sich deshalb der Arbeiterpartei 'Mapai' und später der israelischen Gewerkschaftsbewegung 'Histadrut' an. Kein Wunder, dass Peres schon unter dem ersten israelischen Staatspräsidenten David Ben-Gurion von Beginn an die Politik seines Landes entscheidend mitbestimmt hat.
Nobelpreis für den Frieden
Zionismus ja, aber nicht um jeden Preis. Peres war stolz auf das, was wenige Jahrzehnte zuvor, in den Wirren des Holocausts, unmöglich schien: ein jüdischer Staat. Ab den 1980er-Jahren trat er aber nicht nur als engagierter Politiker, sondern auch als Kritiker auf. Er sprach sich erst gegen die israelische Invasion in libanesische Staatsgebiete aus, dann verteidigte er bis zuletzt die Ansicht, das sogennante "Palästinenserproblem" sei ausschließlich politisch, keineswegs militärisch zu lösen.
Peace, Shalom und Salam - drei Sprachen für den Frieden. Shimon Peres und Jassir Arafat im Dezember 1994.
1985 befahl er als Chef der "Regierung der nationalen Einheit" den weitgehenden Rückzug der israelischen Armee aus dem Libanon und gründetete eine Friedensorganisation, das "Peres Center for Peace". Und trotz der 1. und 2. Intifada, der zahlreichen blutigen Anschläge duch militante Palästineser, blieb er immer noch Unterstützer des Oslo-Friedensprozesses und der palästinensischen Autonomiebewegung. 1994 erhielt er - zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin und dem späteren Palästinenserpräsident Jassir Arafat - für seine Friedensbemühungen im Nahen Osten den Nobelpreis.
Von 2007 bis 2014 war er Staatspräsident von Israel und damit das weltweit älteste Staatsoberhaupt. Zuvor war er bis 2006 mehrmals Vorsitzender der israelischen Partei "Awoda" (hebr. 'Arbeit'), von 1984 bis 1986 amtierte er als Ministerpräsident und dann noch einmal nach der Ermordung Jitzchak Rabins von 1995 bis 1996. In der Regierung Ariel Sharons war er von 2001 bis 2002 stellvertretender Regierungschef und Außenminister. Bevor er am 15. Juli 2007 seine Amtszeit als neunter Staatspräsident Israels antrat, war er ab 2005 in den Regierungen von Ariel Sharon und Ehud Olmert Vize-Ministerpräsident.
"Die Lösung kann nur eine mit zwei Staaten sein"
Bis zuletzt kritisierte Peres die derzeitige, sehr rechte israelische Regierung und setzte sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. "Ich glaube nicht, dass wir darum herumkommen, endlich eine Lösung zu finden. Diese Lösung kann nur eine mit zwei Staaten sein. Nichts anderes", sagte Peres im Januar 2016 in einem Interview mit dem SPIEGEL. Die Politik solle den Terror nicht mehr länger mit Waffen bekämpfen, sondern die Gründe dafür angehen, "die Armut, die Ignoranz, die Kränkung".
Von der polnischen Kleinstadt ins pulsierende Tel Aviv
Shimon Peres - ursprünglich Szymon Perski - wurde in der polnischen Stadt Wiszniewo, dem heutigen weißrussischen Wischnewa, als Sohn eines Holzhändlers geboren. 1934 wanderte er mit seiner Familie aufgrund der anhaltenden Diskriminierung und Verfolgung von Juden nach Israel aus. Peres verbrachte seine Schulzeit in Tel Aviv, als junger Mann lebte er im Kibbuz Gewa, einer landwirtschaftlichen Kollektivsiedlung im Norden Israels.
1947, im Alter von 24 Jahren, schloss Peres sich der zionistischen 'Hagana', dem Vorgänger der "Israelischen Verteidigungsstreitkräfte", an. Staatspräsident David Ben-Gurion wies ihm das Aufgabenfeld Personal- und Waffenbeschaffung zu. Nach dem sogenannten "Palästinakrieg", dem ersten arabisch-israelischen Krieg von 1947-1949, war er Leiter des israelischen Seedienstes. 1950 wurde er vom Verteidigungsministerium in die USA geschickt, während dieses Aufenthaltes studierte er in Harvard Verwaltungswissenschaften.
Nachdem er Anfang der 1950er-Jahre nach Israel zurückgekehrt war, wurde er erst stellvertretender Generaldirektor des Verteidigungsministeriums und 1953 Staatssekretär. Er maßgeblich für die Waffenbeschaffung für den noch jungen - und von allen Seiten bedrohten - Staat Israel verantwortlich.
Geheimabkommen mit Franz Josef Strauß
Auch nach Bayern führen die Spuren des Shimon Peres. 1957 schloss er für die Regierung Ben-Gurion mit dem damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß ein Geheimabkommen: Bei einem Besuch in Strauß' Privathaus im oberbayerischen Rott am Inn handelte er Rüstungsgeschäfte aus.
Strauß half Israel in einer Zeit mit Waffen aus, in der das Land von nahezug der gesamten Welt boykottiert wurde. Wäre das Abkommen damals an die Öffentlichkeit gekommen, hätte es sicherlich das Ende der Karriere Strauß bedeutet. "Er half, als wir Hilfe brauchten", sagte Peres einmal zu Godel Rosenberg, dem jüdischen Pressesprecher von Franz Josef Strauß. Von da an war der Verteidigungsminister aus Bayern, seit jeher ein "Freund der Juden", ein hochwillkommener Gast in Israel.
Shimon Peres war von 1945 bis zu ihrem Tod im Jahre 2011 mit Sonja Peres (geb. Gelman) verheiratet. Er hinterlässt eine Tochter und zwei Söhne.
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Sarah Lina , Mittwoch, 28.September 2016, 20:47 Uhr
8.
Er ist heute von uns gegangen, doch in der Geschichte des Staates Israel wird er ewig weiterleben. Ruhe in Frieden, Shimon Peres.
Georg Meyers, Mittwoch, 28.September 2016, 18:58 Uhr
7. Große Anerkennung
Es ist ein großer Verlust.
Selten hat es für mich einen liebenswürdigeren Menschen gegeben.
Gott segne Shimon Peres
Inge, Mittwoch, 28.September 2016, 17:32 Uhr
6. Er wird schneller in Vergessenheit geraten
als man denkt.
Edith, Mittwoch, 28.September 2016, 12:30 Uhr
5.
Ein bewegendes Leben. RIP Shimon Peres!
Thomas, Mittwoch, 28.September 2016, 11:37 Uhr
4. Shimon Peres R.I.P.
Er war auch einer der guten, die versucht haben einen dauerhaften Frieden mit Ausgleich zu erreichen und musste dennoch erleben das der Frieden immer brüchig war und die Seite von PLO/Hamas diesen Frieden oft genug wieder gebrochen hat. Er steht zusammen mit Herrn Rabin für eine Generation die vom Anbeginn der Gründung des Staates Israel 1948 diesen verteidigt hat und einen Weg aus der Gewaltspirale suchte der von beiden Seiten einen Willen zu Ausgleich und Geduld für einen dauerhaften Frieden fordert.
Es bleibt nur zu hoffen, das eines Tages das Vermächtnis dieser beiden großen Israelischen Staatsmänner zu einem dauerhaften Frieden führt. Beide haben ihr bestes dazu beigetragen, jüngere Generationen sollten dies vollenden und damit einen dauerhaften Frieden erreichen.
Schalom.