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Trauerfeier Staatsakt für Altbundespräsident Scheel

Der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel wurde am Mittwoch mit einem Staatsakt in der Berliner Philharmonie geehrt. Sein Grab bekommt der frühere FDP-Politiker auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf. Scheel war am 24. August gestorben.

Von: Marc Strucken

Stand: 08.09.2016 |Bildnachweis

Staatsakt zu Ehren des früheren Bundespräsidenten Walter Scheels in Berlin | Bild: picture-alliance/dpa | Michael Kappeler

Drei Redner würdigten Walter Scheel bei der Trauerfeier im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie – alle drei haben oder hatten ein Amt inne, das auch der Verstorbene bekleidet hatte. Bundespräsident Gauck beschrieb Scheel als "Glücksfall für Deutschland", als einen Pfadfinder der Republik auf dem Weg zurück in die Mitte Europas. Liebenswürdig, volksnah – am Verhandlungstisch jedoch zielstrebig und unnachgiebig.

"Gerade als die Freiheit bedroht ist, zeigt Walter Scheel, was er unter Liberalität versteht. Und er beschwört den Geist der Freiheit als Geist des Maßes und des Ausgleichs."

Bundespräsident Joachim Gauck

Verlässlicher Freund, überzeugter Liberaler

Für Außenminister Walter Steinmeier ist mit Scheel ein großer Deutscher und großer Europäer gegangen, der weitsichtig und risikobereit war und dabei half, den Weg zur Wiedervereinigung und zum Ende der Teilung Europas zu ebnen. Der FDP-Politiker Wolfgang Gerhard schließlich, einst Parteichef und inzwischen Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung, hielt die persönlichste Rede auf Scheel,  beschrieb ihn als mutig und leidenschaftlich, als verlässlichen Freund und überzeugten Liberalen, der darum wusste, wie zerbrechlich die Demokratie ist.

Hochrangige Gäste

Zum Staatsakt waren hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland gekommen, auch Kanzlerin Angela Merkel sowie die früheren Präsidenten Horst Köhler und Christian Wulff nahmen an der Zeremonie teil. Am Ende des Staatsakts wurde Scheel mit einem großen militärischen Ehrengeleit verabschiedet.

Ein Rückblick

Scheel war von 1974 bis 1979 Bundespräsident. Äußerst populär wurde er als "singender Bundespräsident" mit einer Schallplattenaufnahme des Liedes "Hoch auf dem gelben Wagen". In Erinnerung blieb Scheel aber auch als talentierter Redner. Der Liberale gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz, betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk.

"Vater der Entspannungspolitik"

Zuvor hatte der FDP-Politiker als Außenminister (und Vizekanzler) zusammen mit SPD-Kanzler Willy Brandt von 1969 bis 1974 die neue Ostpolitik der sozialliberalen Koalition vorangebracht. Beide gelten als "Väter der Entspannungspolitik". In den vergangenen Jahren hatte sich Scheel, gesundheitlich angeschlagen und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim im baden-württembergischen Bad Krozingen.

"Bleibende Verdienste für Versöhnung" - Reaktionen auf Scheels Tod

Bundespräsident Gauck

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die Ost- und Europapolitik seines verstorbenen Vorgängers Walter Scheel. "In seinen öffentlichen Ämtern, ganz besonders als Bundespräsident, hat Ihr Mann Großes geleistet", schrieb Gauck an Scheels Witwe Barbara. "Die Einigung Europas voranzutreiben, lag ihm besonders am Herzen." Früh habe er die Bedeutung einer europäischen Integrationspolitik für Deutschland erkannt. "Mit seiner Ost- und Europapolitik hat er sich bleibende Verdienste für die Verständigung und Versöhnung auf unserem Kontinent erworben", schrieb Gauck. Die Nachricht vom Tode Scheels erfülle ihn mit tiefer Trauer.







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