Trauerfeier Staatsakt für Altbundespräsident Scheel
Der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel wurde am Mittwoch mit einem Staatsakt in der Berliner Philharmonie geehrt. Sein Grab bekommt der frühere FDP-Politiker auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf. Scheel war am 24. August gestorben.

Drei Redner würdigten Walter Scheel bei der Trauerfeier im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie – alle drei haben oder hatten ein Amt inne, das auch der Verstorbene bekleidet hatte. Bundespräsident Gauck beschrieb Scheel als "Glücksfall für Deutschland", als einen Pfadfinder der Republik auf dem Weg zurück in die Mitte Europas. Liebenswürdig, volksnah – am Verhandlungstisch jedoch zielstrebig und unnachgiebig.
Verlässlicher Freund, überzeugter Liberaler
Für Außenminister Walter Steinmeier ist mit Scheel ein großer Deutscher und großer Europäer gegangen, der weitsichtig und risikobereit war und dabei half, den Weg zur Wiedervereinigung und zum Ende der Teilung Europas zu ebnen. Der FDP-Politiker Wolfgang Gerhard schließlich, einst Parteichef und inzwischen Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung, hielt die persönlichste Rede auf Scheel, beschrieb ihn als mutig und leidenschaftlich, als verlässlichen Freund und überzeugten Liberalen, der darum wusste, wie zerbrechlich die Demokratie ist.
Hochrangige Gäste
Zum Staatsakt waren hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland gekommen, auch Kanzlerin Angela Merkel sowie die früheren Präsidenten Horst Köhler und Christian Wulff nahmen an der Zeremonie teil. Am Ende des Staatsakts wurde Scheel mit einem großen militärischen Ehrengeleit verabschiedet.
Scheel war von 1974 bis 1979 Bundespräsident. Äußerst populär wurde er als "singender Bundespräsident" mit einer Schallplattenaufnahme des Liedes "Hoch auf dem gelben Wagen". In Erinnerung blieb Scheel aber auch als talentierter Redner. Der Liberale gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz, betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk.
"Vater der Entspannungspolitik"
Zuvor hatte der FDP-Politiker als Außenminister (und Vizekanzler) zusammen mit SPD-Kanzler Willy Brandt von 1969 bis 1974 die neue Ostpolitik der sozialliberalen Koalition vorangebracht. Beide gelten als "Väter der Entspannungspolitik". In den vergangenen Jahren hatte sich Scheel, gesundheitlich angeschlagen und unter Demenz leidend, nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim im baden-württembergischen Bad Krozingen.