Tanja Schweiger im Sommerporträt Pionierin der Freien Wähler
Sie war mal die jüngste Abgeordnete im Bayerischen Landtag, jetzt ist sie in Regensburg die jüngste Frau auf einem Landratsposten im Freistaat: Tanja Schweiger von den Freien Wählern (FW) im Sommerporträt.
Großer Sitzungssaal im Regensburger Landratsamt, schwüler Augustnachmittag: Aus dem ganzen Landkreis sind verdiente Menschen zusammengekommen: Feuerwehrmänner, Seniorenbetreuerinnen, Fußballtrainer. Sie erhalten das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten als Anerkennung für ihr Engagement.
Eigentlich ein feierlicher Anlass, aber besonders ernst geht es nicht zu - im Gegenteil. Für die gute Stimmung sorgt eine Dame am Kopfende des Saals: Tanja Schweiger, die Regensburger Landrätin. Sie hat für jeden Gast ein nettes Wort und arrangiert auch die Erinnerungsfotos.
Jahrzehntelange CSU-Herrschaft beendet
Im Frühjahr 2014 gewann Tanja Schweiger für die FW die Wahl zur Landrätin und beendete damit eine jahrzehntelange CSU-Herrschaft im Landkreis Regensburg. Was halten die Leute jetzt, zweieinhalb Jahre später, von ihrer Landrätin?
"Super! Super! Super! (...) Sie kümmert sich um alles (...) Vom Charakter her ist sie o.k. (...) Dass sie jung und dynamisch und auch eine Mama ist, ist schon gut (...) Sympathisch, Macherin. Sie redet mit jedem. Das ist heutzutage ganz wichtig, das Ankommen bei der Bevölkerung."
Stimmen aus Regensburg
Auch CSUler erliegen ihrem Charme
Selbst eingefleischte CSU-Anhänger können sich dem Charme der jungen Landrätin nur schwer entziehen.
"Sie ist eine ganz liebenswürdige Frau. Wenn man ihr so entgegenkommt - selbst wenn man protestieren will, kann man das dann nicht mehr. Also: total nett (...) Gewählt habe ich sie nicht - als Schwarzer, Sie wissen ja ..."
CSU-Wähler
Zuneigung auf Zeit
Soviel Zuneigung aus der Bürgerschaft ist etwas Schönes. Aber sie kann auch trügerisch sein.
"Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass das ein Amt auf Zeit ist - und dass viele Zuneigung und Bewunderung mit dem Amt in Verbindung ist."
Tanja Schweiger
Wie schnell es zu Ende gehen kann mit der Beliebtheit, erlebt Tanja Schweiger in diesen Wochen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft: Der Regensburger SPD-Oberbürgermeister Joachim Wolbergs kam - wie Schweiger - vor zwei Jahren ins Amt und machte ebenfalls vom Start weg eine glänzende Figur. Aber das war mal. Seit dem Frühsommer ermittelt der Staatsanwalt gegen Wolbergs. Es geht um eine mögliche Parteispendenaffäre. Schweiger zeigt Mitgefühl.
"Ich wünsche ihm, dass er durchhält. Wenn man dann auch noch vor dieser medialen Anspannung steht, ist das sicherlich nicht einfach. Was dann die Staatsanwaltschaft rausfindet und ob Anklage erhoben wird, das muss man dann den verantwortlichen Stellen überlassen."
Tanja Schweiger
Landrätin erwartet zweites Kind
Zurück im Sitzungssaal des Landratsamtes: 90 Minuten dauert die Feierstunde mit den Ehrenamtlern jetzt schon. Die Luft im Saal ist nicht gut und Tanja Schweiger macht das alles im Stehen. Das ist keineswegs selbstverständlich: Denn bei ihr ist der Babybauch unübersehbar. Mitte Oktober soll ihr zweites Kind auf die Welt kommen. Mutter werden als Landrätin - wie soll das gehen?
"Es haben schon viel mehr Frauen vor mir unter viel schwierigeren Bedingungen Kinder bekommen. Von daher hoffe ich, dass es uns da genauso geht - mit allen Höhen und Tiefen."
Tanja Schweiger
Zwei Monate Pause plant Schweiger ein. Dann will sie zurückkehren - mit Einschränkungen.
"Toi, toi, toi. Ich hoffe, das ist allen klar, dass man mit einem Säugling nicht 60, 80 Stunden arbeiten kann. Was sicher eine Zeit lang hintanstehen wird, sind viele repräsentative Termine."
Tanja Schweiger
Nach München ins Kabinett?
Sie sei gelassener geworden, sagt sie über sich: Als werdende Mutter und als Politikerin, wenn sie in die Zukunft schaut. Das ist gut. Denn 2018 wird in Bayern gewählt. Vieles ist dann möglich. Wenn es gut läuft, ziehen die FW wieder ins Maximilianeum ein. Manch einer träumt sogar von einer Koalition mit der CSU. Schielt Tanja Schweiger auf einen Kabinettsposten?
Landtagswahlen bereiten ihr Sorgen
Es ist ein bisschen zu früh, das Fell des Bären zu verteilen. Denn die letzten Umfragen sehen die FW bei plus minus fünf Prozent. Es könnte also knapp werden bei den nächsten Landtagswahlen. Auch Tanja Schweiger ist deswegen besorgt. Die FW haben ein Wahrnehmungsproblem, sagt sie.
"Dass wir die Themen platziert haben, ist das Eine. Ob es umgesetzt wird oder nicht, entscheidet die Staatsregierung. Und deswegen steht in der Zeitung: Die Staatsregierung bringt das Thema G9 auf den Weg. Ich würde mir das auch anders wünschen. Wie man das medial hinbekommt, dass es am Ende die Freien Wähler waren, das wissen wir noch nicht."
Tanja Schweiger
Zuhause Politikverbot
Zuhause hätte Tanja Schweiger einen Gesprächspartner, mit dem sie solche Fragen besprechen könnte: Ihr Lebensgefährte ist FW-Chef Hubert Aiwanger. Aber zuhause bei Schweigers/Aiwangers in Pettendorf herrscht Politikverbot.
"Ich lege Wert darauf, dass wir uns zuhause nicht über Politik unterhalten. Die Trennung ist wichtig. Ich habe es mittlerweile ganz gut geschafft, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen, sondern zu sagen: Das Bisschen, das ich zuhause bin, bin ich auch da."
Tanja Schweiger
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Riedl Hans, Sonntag, 28.August 2016, 08:58 Uhr
1. Jüngste Landrätin
Naja hal die Regensburger