Kirche in Südthüringen Grenzgeschichten aus der Würzburger Zeit
Genau 25 Jahre liegt der Mauerfall nun schon zurück, und dabei haben viele Unterfranken schon vergessen: Die beiden südthüringischen Dekanate Meiningen und Saalfeld gehörten bis 1994 noch zum Bistum Würzburg.
Mainfranken und Thüringen, dazwischen liegt für viele Menschen immer noch ein tiefer kultureller Graben. Dabei gehören etwa die beiden Dekanate Meiningen und Saalfeld erst seit 10 Jahren zum Bistum Erfurt, zuvor wurden Priester aus Würzburg immer wieder nach Südthüringen versetzt.
Glauben mit Hindernissen
Auf die Priester aus Mainfranken kam einiges zu: Sie mussten Bürger der DDR werden und verloren damit die Möglichkeit, in den Westen zu reisen. Theologische Bücher mussten sie von Würzburg aus über die Grenze schmuggeln.
"Das beste Mittel war die Bücher in Alufolie und Waschpulver einzupacken, unsere Bücher rochen als alle nach Persil und Ariel. Aber das war der geistige Transport dessen was wir in Erfurt brauchten, auch als Studenten."
Bernhard Bock, Domkapitular von Bad Salzungen
Kirche spielt kaum eine Rolle
Im Vergleich zu anderen Ostblockstaaten ging es der katholischen Kirche in der DDR noch gut – doch die Vergangenheit hinterlässt Spuren. Rund 80 Prozent der Bürger im Bistum Erfurt sind konfessionslos, gerade einmal sieben Prozent katholisch. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren noch mehr als 60 Prozent der Unterfranken katholisch, rund 20 Prozent evangelisch. Die Pfarrer im Bistum Erfurt müssen deshalb oft weite Strecken zwischen ihren Gemeinden pendeln. In Thüringen denkt man deshalb um: Wenn die Pfarrer nicht allzeit präsent sein können, müssen auch andere Orte wie Kindergärten oder Jugendhäuser Anlaufstellen für die Gläubigen werden, sagt der Erfurter Generalvikar Raimund Beck.
Ist das die Zukunft der Kirche?
Viele Experten meinen, die Zeit der Volkskirchen sei vorbei. Auch der Meininger Pfarrer Martin Montag sagt, die Pfarrer müssten mehr auf die Menschen zugehen. Für den seit 25 Jahren politisch engagierten Pfarrer sind ebenso die aktuellen Wahlergebnisse der Linkspartei in Thüringen ein Signal, dass viele Menschen das DDR-Unrecht zu schnell vergessen. Auch die mangelnde Wahlbeteiligung hält er für ein Drama. Wer nicht wählt, sagt Montag, zeige auch selten bürgerliches Engagement.