Welt-Aids-Konferenz Die verzweifelte Hoffnung auf Solidarität
Im südafrikanischen Durban beginnt heute die 21. Welt-Aids-Konferenz unter dem Motto: "Zugang für alle, Gerechtigkeit jetzt!" 18.000 Teilnehmer aus aller Welt werden erwartet - sie erhoffen sich vor allem ein Signal für mehr Solidarität mit HIV-Infizierten. Von Jeanne Turczynski
Dunkle Haare, durchtrainiert – mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Florian Winkler-Ohm ist ein Aktivist in Sachen HIV. Der HIV-positive Blogger arbeitet ehrenamtlich für die deutsche Aids-Hilfe und die Kampagne "Ich weiß, was ich tue!"
"Das ist eine Kampagne, die sich an schwule Männer richtet und wir sind den ganzen Sommer unterwegs, um aufzuklären, für Menschen mit HIV zu kämpfen und zu informieren."
Florian Winkler-Ohm, Aktivist Deutsche Aids-Hilfe
Florian ist das erste Mal auf einer Welt-Aids-Konferenz und hat sich dafür extra Urlaub genommen. Ein Kulturschock.
"Hier zu sehen, dass es ganz andere Zielgruppen sind in der Aidsarbeit, der HIV-Arbeit, das ist für mich sehr interessant."
Florian Winkler-Ohm, Aktivist Deutsche Aids-Hilfe
Jeder Fünfte in Südafrika ist infiziert
Südafrika ist immer noch eines der am meisten von HIV betroffenen Länder weltweit. Sieben Millionen Menschen haben hier HIV, jeder fünfte Erwachsene ist infiziert. Jedes Jahr stecken sich hier 300.000 Menschen neu an. Zum Vergleich: In Deutschland sind es gut 3.000 Neuinfektionen pro Jahr. Es wurde also Zeit, dass die Konferenz nach 16 Jahren wieder in Südafrika stattfindet.
"Ich denke, dass die Konferenz wieder in Durban ist, einfach großartig. Da geht es um Zugang für Therapie für alle geht. Hier die meisten Infizierten leben. Was man manchmal vergisst, ist der Bezug zu Menschen, die wirklich Aids haben. Und das wird hier deutlich, dass ganz andere Menschen herkommen können, wenn die Konferenz vor Ort ist."
Jürgen Rückstroh, HIV-Mediziner, Universität Bonn
Noch ein weiter Weg
Das Motto der Konferenz klingt denn auch nach Forderung und Kampfansage zugleich: "Zugang für alle, Gerechtigkeit jetzt!" Denn immer noch haben in Südafrika von den sieben Millionen Infizierten nur die Hälfte Zugang zu Medikamenten. Viele Konferenzteilnehmer finden: Die Welt-Aids-Konferenz in Südafrika sollte Aufforderung und Mahnung zugleich sein. Denn die Epidemie ist noch lange nicht besiegt.
Reiche Länder halten sich weitgehend raus
Die UN-Organisation UN Aids hat im Vorfeld der Konferenz davor gewarnt, dass die bisherigen Anstrengungen zur Vorbeugung von HIV weltweit nicht ausreichen würden, Aids bis zum Jahr 2030 endgültig zurück zu drängen. Ein ehrgeiziges Ziel, dass auch deshalb zu scheitern droht, weil reiche Länder sich im Kampf gegen die Seuche nicht mehr sehr stark engagieren, sagt Silke Klumb, die Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Hilfe.
"Wir sind in großer Sorge, weil der Beitrag der EU-Länder zurück gegangen ist in den letzten zwei Jahre, die niedrigsten Beiträge in den letzten zwei Jahren, die Finanzierungslücke wird immer größer."
Silke Klumb, Geschäftsführerin Deutsche Aids-Hilfe
Deutschland stärker gefordert
Sowohl die UN-Organisation UNAIDS als auch der globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids-Malaria und Tuberkulose kämpfen mit finanziellen Problemen. Deutschland hat an den Globalen Fonds im letzten Jahr gut 200 Millionen Euro gezahlt.
"Wir sind eine der stärksten Volkswirtschaften - Deutschland muss Verantwortung übernehmen, weit darüber hinaus, was es bisher getan hat."
Silke Klumb, Geschäftsführerin Deutsche Aids-Hilfe
In einer Erklärung der Internationalen Aidsgesellschaft im Vorfeld der Konferenz heißt es: Wir brauchen mehr politisches und finanzielles Engagement, um den Kampf mit HIV zu gewinnen. Das könnte die Botschaft aus Durban sein.