Wertstoffanalyse Bayern Lausiges Plastik-Recycling und was dahinter steckt
Ein Großteil der Verpackungen in Deutschland landet im Gelben Sack zur Wiederverwertung. Tatsächlich wird aber fast die Hälfte davon verbrannt. Ein Vergleich zwischen Bayreuth und Wunsiedel zeigt das Problem.
Ab in den Gelben Sack und raus damit an den Straßenrand – so einfach und bequem geht die Entsorgung von Plastikmüll in der Stadt Bayreuth.
"Das wird sehr gut angenommen. Wir haben rund 2.000 Tonnen im Jahr mitm Gelben Sack, das wir sammeln. Das sind alle Verkaufsverpackungen, Joghurtbecher, Milchtüten, Tetrapaks und so weiter."
Bernd Sellheim, Leiter Stadtbauhof Bayreuth
Wertstoffhöfe liegen in der Recycling-Quote vor Gelbem Sack
Mit rund 55 Prozent ist die Recycling-Quote des Gelben Sacks zwar nicht gerade hoch, dafür landet in Bayreuth nur wenig Plastik in der Restmülltonne. Anders funktioniert die Plastik-Entsorgung im Landkreis Wunsiedel. Hier gibt es weder Gelben Sack noch Gelbe Tonne. Das heißt für die Bürger: Ab zum Wertstoffhof, zum Beispiel nach Selb. Ausgeladen werden jetzt im Herbst oft Gartenabfälle, Bauschutt, kaputte Elektrogeräte – alles, was nicht in die Mülltonne passt oder da nicht hingehört. Auch Verpackungsplastik, PET-Flaschen und Tetrapaks können am Wertstoffhof entsorgt werden. Rund 80 Prozent davon werden wiederverwertet – deutlich mehr als beim Gelben Sack. Viele Menschen fahren allerdings, statt zu einem der zwölf Wertstoffhöfe, zu einem der 180 sogenannten Containerinseln. Dort kann man ebenfalls Plastikmüll wegschmeißen -neben Glas und Dosenschrott. Die Erfahrung zeigt aber: Die Recycling-Quote liegt hier nur bei 50 Prozent, ähnlich wie beim Gelben Sack-System von Bayreuth. Die übrigen Anteile sind Restmüll, so Josef Sturm, Vorstand Kommunalunternehmen Umweltschutz Fichtelgebirge
Zuviel Mischmaterial
"Es gibt Untersuchungen, bei denen festgestellt wurde, dass im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne deutlich mehr als 50 Prozent Restmüll enthalten ist. Das ist ein ganz wesentlicher Grund, warum sich dann aus diesem Mischmaterial auch keine vernünftige Recycling-Quote entwickeln lässt."
Josef Sturm
Auf dem weiteren Verwertungsweg bringt das Kunststoff-Recycling noch weitere Schwierigkeiten mit sich. Egal ob Tonne, Sack oder Container, feinsäuberlich sortiert oder bunt gemischt – am Ende landet der Plastikmüll aus der Region beim Rehauer Abfallentsorger Böhme. Dort wird er sortiert, gepresst oder granuliert und dann wieder abtransportiert.
"Dieses Material wird dem dualen System übergeben. Das duale System ist ja bundesweit zuständig für diese Materialien und das duale System verwertet diese Dinge weiter, unter anderem auch bei uns im Landkreis bei der Firma Purus, die Rasengittersteine herstellt."
Josef Sturm
Schwieriger Absatzmarkt für Recycling-Produkte
Aus Putzmittelflaschen und Joghurtbechern Rasengittersteine für Parkplätze oder Pferdekoppeln herzustellen, bringt aber auch Probleme mit dem Absatz mit sich, weiß Beate Küspert, Abfallberaterin im Landkreis Wunsiedel.
"Gerade beim Kunststoff ist das Recycling immer ein Downcycling. Also, das Recycling-Produkt ist weniger wert als das Ursprungsprodukt. Es ist einfach ein begrenzter Markt, also man kann nicht unendlich viele Kunststoff stofflich recyceln, weil es keinen Absatzmarkt dafür gibt."
Beate Küspert
Rund 60 Prozent des Kunststoffs, der bei Böhme in Rehau ankommt, wird wiederverwertet, 40 Prozent landen in der Müllverbrennungsanlage. Dass nun ein neues Gesetz daran etwas ändern und für mehr Recycling sorgen kann, hält Josef Sturm von der Abfallentsorgung des Landkreises Wunsiedel für unwahrscheinlich.
Besssere Müllbilanz durch "Mehrweg" erreichbar
"Das Problem an der Qualität des Kunststoffrecyclings ist, dass zu viele verschiedene Kunststoffe, zu viele Beimengungen, zu viele Verbunde unterwegs sind."
Josef Sturm
Bernd Sellheim, der Kollege vom Stadtbauhof Bayreuth meint deshalb:
"Also, für mich ist die Lösung: Der Müll, der nicht anfällt, ist der beste Müll, das heißt Mehrweg – je mehr Mehrweg wir haben, umso besser ist es für die Müllbilanz."
Bernd Sellheim
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thorie, Samstag, 05.November 2016, 10:56 Uhr
3. die müllverbrennungsanlagen-betreiber freuen sich doch...
endlich was, das brennt !
das müllverbrenner manchmal bei industriefirmen nach öligen putzlappen etc nachfragen, damit die verbrennung besser läuft, ist zwar wahr, bleibt aber ein geheimnis.
Hannelore Thuringer, Samstag, 05.November 2016, 10:00 Uhr
2. Kunsstoffrecycling
Es gab vor einigen Jahren einen Bürgerentscheid zwischen Müllvermeidung und grünem Punkt. Die Menschen entschieden sich für den grünen Punkt bzw. Gelben Sack.
Wäre es nicht an der Zeit, einen neuen Bürgerentscheid zu fassen? Vielleicht haben die Menschen dazugelernt?
Manfred, Samstag, 05.November 2016, 07:14 Uhr
1.
Die "Verunreinigungen" sind wahrscheinilch in jedem Fall ein Problem.
Aber grundsätzlich müssen Kunststoffabfälle nicht unbedingt "down-cyled" werden. Es ist möglich - und das wird auch gemacht - die Kohlenwasserstoff-Ketten wieder aufzuspalten und komplett neuen Kunststoff daraus herzustellen. - Der dafür nötige Aufwand ist natürlich eine andere Sache, wirtschafltich wirklich interessant wird das dann bei deutlich höheren Rohölpreisen.