430. Verhandlungstag, 7.6.2018 NSU-Prozess: Plädoyer der Zschäpe-Altverteidiger zieht sich
Die Plädoyers der sogenannten Altverteidiger von Beate Zschäpe werden wohl mindestens bis Ende nächster Woche dauern. Bislang hat nur einer der drei Anwälte seine Ausführungen abschließen können.
Ab kommendem Dienstag will Zschäpe-Anwalt Wolfgang Stahl plädieren, anschließend Anja Sturm. Sie wollen beweisen, dass ihre Mandantin mit den terroristischen Taten des NSU – zehn Morden und drei Anschlägen – nichts zu tun hat. Ihr Kollege Wolfgang Heer schloss seinen Teil des Schlussvortrages heute ab. Drei Tage lang hatte er sich der Brandstiftung gewidmet, die Zschäpe am 4. November 2011 verübte – in der gemeinsamen Wohnung des NSU-Kerntrios in Zwickau.
Versuchter Mord oder nur einfache Brandstiftung?
Zschäpe hat zugegeben, das Feuer in dem Mehrfamilienhaus gelegt zu haben, um Beweise zu vernichten. Die Bundesanwaltschaft wertet das unter anderem als schwere Brandstiftung und versuchten Mord. Verteidiger Heer versuchte nun wort- und detailreich nachzuweisen, dass es sich nur um einfache Brandstiftung gehandelt habe. Er beantragte deshalb heute erneut, das Gericht solle einen weiteren Brandsachverständigen beauftragen, um noch offene Fragen zu klären. Es ist wenig wahrscheinlich, dass das Oberlandesgericht darauf eingehen wird. Zumal die Zschäpe-Anwälte bislang keine Begründung dafür geliefert haben, warum sie die Anträge erst zu diesem späten Zeitpunkt gestellt haben, denn die Beweisaufnahme im NSU-Prozess wurde offiziell bereits vor einem Jahr abgeschlossen.
Empörung bei den Nebenklägern
Nebenklage-Anwälte reagierten empört auf die Ausführungen Wolfgang Heers. Den Zschäpe-Altverteidigern, die sich schon vor Jahren mit ihrer Mandantin überworfen haben, gehe es nur noch um Selbstdarstellung, so Rechtsanwalt Björn Elberling, der Geschädigte des Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße vertritt. Es sei aus Sicht der NSU-Opfer und ihrer Angehörigen geschmacklos, stundenlang über Details einer Brandstiftung zu philosophieren, die für die Gesamtstrafe, die Zschäpe zu erwarten hat, kaum von Bedeutung sei – angesichts all der Morde und Attentate, die dem NSU zugerechnet werden.