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PULS Lesereihe 2014 in Würzburg Freunde, wir sind zurück!

Das Warten hat ein Ende: Die Lesereihe eröffnet den Literaturherbst bei PULS in Würzburg mit düster-zynischen Geschichten über Freundschaft, Familie und Friseurbesuche. Und dazu: Theorien über Sex und den tieferen Sinn des Lebens.

Von: Felicia Reinstädt

Stand: 15.10.2014 | Archiv

Was haben Sahnepudding, Routine-Sex, Legomännchen und eine Haarfarbe mit dem vielsagenden Namen "Voluptuous Kiss Lips" gemeinsam? Sie alle spielen eine nicht unwichtige Rolle in den Lesereihen-Texten unserer drei Würzburg-Autoren, die mit ihren Geschichten zum Motto "Lass uns Freunde sein" die diesjährige Literaturtour in Würzburg im Cairo eröffneten.

Fabian Beranovsky Farben der Freundschaft

Die Haarfarbe ging auf das Konto des Erstlesenden des Abends, Fabian Beranovsky, der in Bayreuth das schön klingende Studienfach "Philosophy & Economics" studiert. Zu Deutsch: Philosophie mit BWL – oder wie er es unserer Lesereihen-Moderatorin Julia Menger auf der Bühne erklärte: "Da lernt man nicht nur, wie man wirtschaftliche Regeln anwendet, sondern sie auch zu hinterfragen." Seine Geschichte hatte aber so gar nichts mit Wirtschaft oder Philosophie zu tun: Sie spielt in einem Friseursalon und handelt von der etwas unklaren Beziehung einer jungen Friseurin zu einem älteren Stammkunden. Und natürlich der bereits angesprochenen Haarfarbe. Ohne hier zu spoilern: Eine klassische Freundschaftsgeschichte wird daraus nicht.

Schlechter Sex und bayerische Kraftausdrücke

Jonas Brand Der Belle

Auch Jonas Brand, Autor Nummer zwei an diesem Abend, verlieh dem diesjährigen Lesereihen-Motto mit seiner Geschichte eine eher dunkle Note. Jonas, der im Moment noch in Berlin wohnt, bald aber in München und eigentlich aus Deggendorf kommt, brachte dafür ein gutes Stück seiner bayerischen Heimat in seinen Text ein. Der Belle – die Figur, um die es in seiner gleichnamigen Geschichte geht – ist einer dieser komisch kauzigen Grantler. Seinem Geheimnis kommt die Hauptfigur im Text mithilfe einer simplen Legofigur näher.

Silva Raddatz Ausgekocht

Als dritte Lesereihen-Teilnehmerin ging Silva Raddatz in Würzburg ins Rennen. Sie war ganz alleine zur Veranstaltung gekommen, weil ihr ihre Texte ein bisschen peinlich sind. Das sagt zumindest sie. "Ich schreibe gerne über Seltsames und Bizarres", erzählte sie auf der Bühne. Umso besser, finden wir – und überhaupt gar nicht peinlich! Silva ging am Leserpult auch ganz in der Rolle der frustrierten Hausfrau mit notgeilem Schwabbelmann und nervigen Pubertätskindern auf. Der gelangweilte Orgasmus am Anfang ihres Textes saß und bekam am Ende des Abends auch die meisten Stimmen vom Publikum. Silva ist also so etwas wie die Publikumssiegern des ersten Lesereihenabends. Aber das kann sich noch ändern, je nachdem wie das Onlinevoting ausfällt.

Entertainment made in Franken

"Alleinunterhalterin" KARO singt nicht nur...

Ein bisschen Sex gab's übrigens auch in der Perfomance unserer Lesereihen-Künsterlin KARO, die – und das ist neu bei der Lesereihe in diesem Jahr – ihre Songs perfekt mit den Lesungen der Autoren mischte – und natürlich auch selbst einen Text dabei hatte. Gleich zu Anfang verkündete KARO aber erst einmal, dass sie lieber als "Alleinunterhalterin" bezeichnet werden möchte, als mit dem Etikett Singer/Songwriter gelabelt zu werden. Bitteschön: Unsere Alleinunterhalterin KARO machte dieser Bezeichnung dann auch alle Ehre und lieferte zu ihren Songs diverse Erklärungen und Theorien, zum Beispiel wieso der Franke an sich ein eher düsteres Naturell hat (was sowohl die Texte an diesem Abend als auch KAROs eigene Musik erklärt) und wieso Daft Punk und Pharrell Williams mit "Get Lucky" die tiefere Bedeutung von Sex und dem Leben an sich in einem Song vereint hätten. Zweiteren gab sie in dann auch live zum Besten sowie einige ihrer Klassiker wie "Sailor" und "Sing out, Heart!" – beide in einer neuen Lesereihen-Version.

KARO Die längsten Tage (PULS Lesereihe 2014)

Ihre Geschichte für die Lesereihe war übrigens – und das mag man bei KAROs sonst so melancholisch-dramatischer Musik gar nicht glauben – die Positivste des ersten Lesereihen-Abends. Sie erzählt von erster Freundschaft, erster Liebe und den langen Sommern, als man in Deutschland nur drei Fernsehprogramme und kein Facebook hatte.


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Didi, Montag, 16.März 2015, 19:09 Uhr

1. PulsRadio Lesereihe 2014 in Würzburg

Das was ich von der Pulslesereihe heute gesehen (Fotos) und gehört habe war sehr interessant. Farben der Freundschaft, von Fabian Beranovsky. Ausgekocht, von Silva Raddatz. Die längsten Tage, von Karo. Jeder vorgelesene Text war gut zu anzuhören und ein Voting wohl schwierig. Außerdem war ich überrascht das Karo sehr gut, schriftstellerisch mithalten konnte und einen guten Beitrag aus ihrem
Leben vorgelesen hat.
Ich hoffe auf eine gute Pluslesereihe 2015.
Didi