Sounds Like Van Spirit Mit einem mobilen Tonstudio durch Europa
Europa durch Straßenmusik näher zusammenbringen – das war das Ziel von Tontechniker Marten Berger. Er besorgte sich einen Van, baute ihn in ein mobiles Studio um, und ging auf Reise – zwei Jahre lang. Wir haben mit Marten über sein Projekt gesprochen.
Mit einem Van durch Europa fahren – so eine Reise haben einige von uns schon mal unternommen. Auch Marten Berger aus dem Osnabrücker Land hat vor ein paar Jahren Reisefieber bekommen, nur hatte die Sache bei ihm einen besonderen Dreh: Er hat über zwei Jahre lang nicht nur mit seinem Van den Kontinent bereist, sondern in jedem Land mit Straßenmusiker*innen Songs aufgenommen – in seinem Van, der gleichzeitig als Transportmittel, Schlafplatz und Studio dient. Das Ergebnis seiner Reise ist ein Album namens "A Collection of Europe’s Pavement Melodies".
Früher ist Marten Berger genauso durch die Fußgängerzone gelaufen wie die meisten von uns: mit Kopfhörern auf den Ohren, semi-gestresst, Tunnelblick. Straßenmusiker waren für ihn eher Hintergrund-Gedudel und als Produzent und Musiker belächelte er die Typen, die für Kleingeld Cover-Songs vor einem Kaufhaus spielten. Als er 2014 im Netz ein Video von einem Groninger Straßenmusiker namens Christian sah, war er aber so geflasht, dass er dort hinfuhr, um den Künstler kennenzulernen.
Im Gespräch erzählt Christian, dass er eigentlich am liebsten seine eigenen Songs spielen würde.
"Da ist mir bewusst geworden – das sind richtig gute Songs, und Christian ist ein richtig guter Komponist. Nach dieser Begegnung habe ich angefangen, einfach mal vor Straßenmusikern stehenzubleiben und zuzuhören und mit denen zu reden. Und dann ist mir aufgefallen, dass wirklich viele Straßenmusiker ihre eigene Musik machen. Das finde ich super und das hat mich dazu inspiriert, diese Songs aufzunehmen – denn das würde sonst nicht passieren."
Marten Berger im PULS Interview
Von Mai 2017 bis Mai 2019 war Marten mit seinem Van unterwegs: zuerst in Skandinavien, dann in Osteuropa, am Ende in Spanien, Portugal und dem UK. Die Straßenmusikerinnen und Musiker fand er übers Internet und durch Connections vor Ort. Dabei lernte er eine Menge verschiedener Menschen und Geschichten kennen.
"Der Typus Straßenmusiker geht vom Obdachlosen, der sich damit über Wasser hält, bis hin zum PhD-Studenten, der einfach in seiner Freizeit Musik spielen möchte. Es gibt keinen gemeinsamen Nenner bei diesen Menschen."
Marten Berger
Natürlich gab es auf der Reise auch Schwierigkeiten: logistische, technische, menschliche und finanzielle. Martens Van ging kaputt, das Geld war knapp, die Winter waren lang, kalt und einsam. "Klar gab es unangenehme Situationen", sagt Marten, "aber die gibt es beim Marathon-Laufen auch."
Das Projekt wurde von Martens Liebe zur Musik und seiner Reiselust inspiriert. Ein Nebeneffekt der Reise war aber auch, dass Marten ein neues, tieferes Bewusstsein für Europa als Kontinent und Konzept gewonnen hat.
"Ich war in einer Bar in einem Bergdorf in Griechenland mit einem Musiker. Wir haben alte Musik gehört, Bier getrunken und darüber gesprochen, dass sein Opa noch den Deutschen wegen des zweiten Weltkriegs den Tod gewünscht hat. Und zwei Generationen später sitzen wir nebeneinander und reden über Kunst und Kultur. Das war für uns beide ein besonderer Moment, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl." Marten Berger
Martens Reise hat sowohl ein Folk-lastiges Album als auch eine Doku hervorgebracht – beides gibt es auf der "Sounds Like Van Spirit"-Webseite.
Sendung: PULS am 17.07.2019 - ab 19.00 Uhr