Techno-Club MMA muss schließen Ein Stück Subkultur weniger in München

Ende März läuft der Zwischennutzungsvertrag des Mixed Munich Art mit den Stadtwerken München aus und der gefeierte Techno-Club muss schließen. Sofort geht die alte Diskussion wieder los: Macht München zu wenig für seine Subkultur?

Von: Miriam Fendt

Stand: 20.02.2019 | Archiv

Bild: MMA

Münchens Nachtleben ist fad? Quatsch! Das sieht mittlerweile sogar die internationale Presse ein. Der Guardian hat Münchens Clubszene sogar mit Berlin verglichen - und zwar wegen der Institution für elektronische Musik schlechthin: Dem MMA. Ins Mixed Munich Arts mitten in München kommen jedes Wochenende die unterschiedlichsten Menschen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und der Welt zum Raven. Ein Grund dafür ist die unvergleichliche Stimmung in der riesigen Halle des ehemaligen Heizkraftwerks, sagt der Betreiber des MMA Mark Maurer.

"Es ist ein Raum, in dem nicht wirklich zählt, was für einen Background du hast. Du kommst hier an und hast ein Gefühl von Freiheit entwickelt."

Mark Maurer, Betreiber des MMA

Dieses Freiheitsgefühl ist allerdings bald vorbei, Ende März muss das MMA schließen. Das war von Anfang an klar, denn die Vergänglichkeit des Technoclubs war mit einem Vertrag zur Zwischennutzung für fünf Jahre besiegelt. Trotzdem haben zwei Stammgäste des Clubs die Petition #saveMMA ins Leben gerufen. Eine Schließung lässt sich dadurch zwar nicht mehr verhindern - aber das ist auch nicht das Ziel der Petition. Sie soll vielmehr den Stellenwert zeigen, den das MMA als Club und Ausstellungsfläche für junge Menschen in München hat.

Mark Maurer kritisiert generell, dass die Stadt zu wenig an die Zukunft ihrer Subkultur denkt. Für ihn ist es aufgrund der vertraglichen Übereinstimmung mit den Stadtwerken zwar schwer, direkte Kritik an der Entscheidung zu üben, trotzdem findet er, dass es eine Diskussion geben muss - und zwar um die Zukunft der Subkultur in München. Die Stadt müsse sich Gedanken machen, wie sie sich München in der Zukunft vorstellt.

Subkultur vs. Wohnungsnot

Zu den großen Problemen der Landeshauptstadt zählt neben den explodierenden Mietpreisen auch der Flächenschwund. Der Stadt fehlen Wohnungen, deshalb wird an allen Ecken und Enden gebaut. Freie Flächen oder leerstehende Hallen? Gibt es kaum noch. Das betrifft auch die freie Subkultur, denn Kulturschaffende finden in München kaum noch dauerhaft Orte für ihre Projekte.

Auch auf dem Gelände des ehemaligen Heizkraftwerks, in dem das MMA zuhause ist, sollen 85 Wohnungen und eine Kindertagesstätte für die Werksarbeiter*innen entstehen. Es geht in diesem Fall also nicht einfach um Luxussanierung oder Gentrifizierung, so dass man die Pläne schnell grundsätzlich schlecht finden könnte. Hier trifft ein reelles Problem trifft direkt auf ein anderes. Maurer findet den Ansatz trotzdem schwierig:

"Grundlegend wichtig ist: Kunst und Kultur kann man nicht gegen Wohnraum ausspielen. Das sind zwei essentielle Parts, die eine Stadt braucht, die sie lebenswert macht. Beide elementar wichtigen Ebenen gegeneinander auszuspielen, geht nicht."

Mark Maurer, Betreiber des MMA

Das sieht auch Jennifer Becker, Pressesprecherin des Kulturreferats München, so. Die Betreiber seien mit ihrem Anliegen allerdings zu spät ans Kulturreferat der Stadt herangetreten, was eine Veränderung der Situation eigentlich unmöglich mache. Aber generell sei es weiter sehr wichtig, dass Zwischennutzungsprojekte auf einer Verbindlichkeit beruhen. Sonst würden Vermieter ihre Räumlichkeiten nicht mehr zu Zwischennutzungszwecken bereitstellen, wenn sie dann ständig Sorge haben müssten, dass der Zwischenmieter am Ende nicht rausgeht.

Bei Zwischennutzungen könne sich immer wieder etwas verschieben, sodass zum Beispiel später mit einem Bau begonnen wird und das Ganze dann doch etwas länger gehen kann als ursprünglich geplant. An das Zeitfenster und die Rahmenbedingungen, die das MMA mit den Stadtwerken festgelegt hatte, müsse man sich aber trotz möglicher Veränderungen halten. Außerdem gäbe es ja auch die Möglichkeit, das Projekt umzudenken.

"Es ist immer die Frage, was Fortsetzung heißt. Muss es an derselben Stelle sein? Kann man das Projekt an einer anderen Stelle fortführen? Denn der Charme von einer Zwischennutzung liegt ja auch oft im Temporären."

Jennifer Becker, Kulturreferat der Stadt München

Kreative Räume machen eine Stadt lebenswert

In seiner jetztigen Form wird es das MMA also bald nicht mehr geben. Natürlich sind die Betreiber auf der Suche nach einer neuen Location - aber einen so einzigartigen Ort wie das ehemalige Heizkraftwerk werden sie nicht so leicht finden.

"Einen Kellerraum für einen Club, den wirst du wahrscheinlich immer noch irgendwo finden, aber diese unheimlich imposante Halle mit diesem geschichtlichen Background - das sind einfach Flächen, die dann in München für immer verloren sind."

Mark Maurer, Betreiber des MMA

Der Clash der beiden Problematiken wird sich nicht so einfach lösen lassen. Natürlich braucht München in erster Linie Wohnungen. Aber die alleine machen eine Stadt nicht lebenswert. Wenn es irgendwann überhaupt keine besonderen Clubs und einzigartigen Kreativflächen mehr gibt, wird die Stadt für junge Leute auch nicht mehr attraktiv sein. Auch darauf sollte eine Stadt achten.

Sendung: Plattenbau, 20.02.2019 - ab 19.00 Uhr