Tracks der Woche #42/18 Little Dragon, When Saints Go Machine feat. Killer Mike, Django Django, AlunaGeorge, MGMT feat. Matthew Dear
Die Tracks der Woche zieht es in den Norden. Statt Kälte steht allerdings Kreativität auf der Karte: Synth-Pop aus Schweden, eine dänische Hip Hop Collabo, Art-Pop und R’n’B aus London und ein Song aus Connecticut in neuem Gewand.
Little Dragon - Lover Chanting
Little Dragon müssen irgendwie mit Prince Kontakt aufgenommen haben. Yukimi Nagano klingt auf "Lover Chanting" dermaßen nach der Pop-Ikone, dass man sich schnell an Songs wie "I wanna be your Lover" oder "Kiss" erinnert fühlt. Nur war Prince ja bekanntlich weder Schwede noch Ehrenbürger von Gotheburg, Heimatstadt der Mitglieder von Little Dragon. Einzig die nördliche Lage von Prince Heimatstadt Minneapolis spannt einen zugegeben sehr dünnen Bogen zu den musikalischen Gemeinsamkeiten. Aber auch egal ob Little Dragon einfach nur heimliche Prince Fans sind, die Luft auf der Nordhalbkugel die Stimmlage nach oben pitcht oder doch eine größere, mysteriöse Story hinter den stimmlichen Ähnlichkeiten steckt: Sobald Little Dragon die Zeile "Do you wanna be my girl? I wanna be your man" singen, fühlt man sich in jene glorreichen Zeiten zurückversetzt, als Prince noch "Dirty Mind" trällerte.
When Saints Go Machine feat. Killer Mike – ArrowThroughSkinOutOfBlueSky
Aus Dänemark kommen Smørrebrød und Lego, aber keine ernstzunehmenden Hip Hop Tracks? Wenn Killer Mike und When Saints Go Machine zusammenarbeiten, wird auch Dänemark zum heißen Rap-Exporteur, das steht fest. Der MC aus Atlanta spittet seine Lines hier ausnahmsweise mal nicht bei Run The Jewels, sondern auf die Electro-Beats der vier Copenhagener Jungs. Und damit auch alles schön nach den Regeln amerikanischer Rap-Ästhetik läuft, wurden dreieinhalb Minuten Song in knapp sechs Minuten Musikvideo verpackt. Das fällt aber gar nicht so Klischee belastet aus, wie man vielleicht im ersten Moment vermuten würde. Denn was als musikalischer Crossover funktioniert, wird auch konsequent auf das Video übertragen. Neben den obligatorischen Elementen Karre, Girls, Pornomantel und nackte Haut schweben Zitronen durch die Gegend, während Vampire ihr Unwesen treiben. Weiter weg von Smørrebrød und Lego geht nicht!
Django Django - Swimming At Night
Weder der berüchtigte britische Humor, noch die gelegentliche Tristesse des Londoner Wetters haben in die Songs und Videos von Django Django bislang Einzug gefunden. Diesen Umstand beweisen die vier Jungs auf ihrer neuen Single "Swimming At Night". Im Musikvideo ploppt die gute Laune förmlich aus dem Bildschirm: im schrillen Pop-Art-Style zieht Vincent Neff durch die Straßen, mal leger schlendernd, mal mit Sonnenbrille im fetten Schlitten cruisend – stets in Begleitung von neonfarbenen Meerestieren. Wen das allein nicht überzeugt, der muss spätestens beim Hören des vom Eurodance angehauchten Beats mit den Hüften wackeln. Kopfnickgarantie – auch bei schlechtem Wetter.
AlunaGeorge - Champagne Eyes
Aluna Francis und George Reid sind zwei Gründe dafür, dass London auch immer wieder erwähnt werden muss, wenn es um modernen R’n’B geht. Denn der Sound von AlunaGeorge muss sich vor den amerikanischen Kollegen auf keinen Fall verstecken. Das hat Sia wohl genauso gesehen und das Duo 2016 gleich mal als Support für ihre Nordamerika Tour eingepackt. Das hat sich ausgezahlt, denn im Jahr darauf begleiteten AlunaGeorge niemand geringeren als Coldplay auf ihrer Europa-Tournee. Durch diese Erfahrungen reicher, versorgt das Duo seine gewachsene Fangemeinde nun mit frischen Songs aus der neuen EP Champagne Eyes. Schon der Titeltrack beweist: AlunaGeorge sind gereift und bereit, den Sprung über den großen Teich zu wagen.
MGMT – One Thing Left to Try (Matthew Dear Remix)
MGMT haben beschlossen, ihr Album "Little Dark Age" vom nördlichen Connecticut nach Texas zu verlegen, um allen Songs einen neuen Anstrich zu verpassen. Um das neue Soundgewand hat sich Matthew Dear gekümmert. In dessen Hände haben bereits Bands wie The XX und The Drums ihre Songs gelegt. Weil Dear sich aber nicht für einen Lieblingssong entscheiden konnte, knöpfte er sich gleich das gesamte Album vor – natürlich nicht ohne sich vorher angemessen vorbereitet zu haben. Um einen tieferen Einblick in "Little Dark Age" zu erlangen, begleitete er MGMT auf Tour. Bei "One Thing Left to Try" hat Matthew Dear die Essenz aus dem bombastischen Original-Arrangement destilliert, das Produkt auf zweieinhalb Minuten komprimiert und in eine minimalistische Sound-Verpackung gesteckt. Das Resultat ist ein hochprozentiger MGMT-Song on the Rocks.
Sendung: Freundeskreis, 15.10.2018 - ab 10.00 Uhr