Tracks der Woche #44/18 MØ, MINE feat. AB Syndrom, Jules Werner, Kytes, Dead Rabbit feat. Marsimoto, Sylabil Spill & Virusboy
Die Tracks der Woche laden euch ein: in die zauberhafte Welt von MØ, zu einem Flötentrip zum Ich, einer Reise ins Weltall, zum zweiten Kapitel einer Erfolgsgeschichte und in ihre ganz privaten Container.
MØ – Blur
MØ hat eine ganz erstaunliche Gabe: Sie kann mit Mainstream-Playern wie Justin Bieber und Major Lazer zusammen Chart-Hits raushauen, beim Coachella auftreten, ein fettes Plattenlabel im Rücken haben und dabei trotzdem noch eine authentische Künstlerin mit einem Hauch Indie bleiben. Man hat das Gefühl, die 30-jährige Dänin tut einfach, was sie liebt und verdammt gut kann – und trifft damit einen Nerv. Das Zusammenspiel aus tanzbaren Beats und ihren bezaubernden Vocals gibt ihren Songs den entscheidenden Dreh. Ihre ausgelassenen Choreographien haben spätestens seit der Single "Lean On"Kultstatus erreicht. Mit dem neuen Track "Blur"wächst ihr Repertoire weiter: Akustische Gitarren und durchdringende Synthies lassen einen in die Welt MØ von eintauchen. Die Stimme singt davon, sich gefangen zu fühlen, während die instrumentalen Parts immer wieder für kurze Zeit den ersehnten Ausbruch schaffen.
MINE feat. AB Syndrom – Spiegelbild
Die Flöte ist zurück! Aber nicht als das unbeholfene Kreischen mit dem Grundschüler ihre Familien bis heute terrorisieren, sondern als High-Quality-Version davon. Auf der neuen Single "Spiegelbild"von MINE und AB Syndrom kommen die Flöten nämlich richtig gut. Kein Wunder, die Berliner von AB Syndrom sind ja für ihre experimentellen Soundlandschaften bekannt. Textlich trittfest und wunderschön reflektiert zeigt sich derweil MINE, die nach ihrem Kollaborations-Album mit Rapper Fatoni jetzt wieder solo unterwegs ist. MINE müsste ihre Texte vermutlich nicht mal selbst vortragen und trotzdem würde man sie ihr zuordnen können. Beispiele dafür gibt es auch auf "Spiegelbild"genügend: "Die Krux an der Sache: Ich bleib niemals stehen. Wenn ich mich halte, lass ich mich gehen.“, solche Zeilen schreibt nur MINE. Und dass man zu ernstzunehmenden Lyrics auch abgehen kann, zeigt spätestens die Choreographie im Video zu "Spiegelbild“.
Jules Werner – Trappist1
"Trappist1"lautet der rätselhafte Titel der neuen Single von Jules Werner. Aber wer oder was ist bitte ein Trappist? Eine Person, die zu Trap abgeht? Das wäre gar nicht so abwegig, denn der Track "Trappist1"hat so seine Yung-Hurn-Momente: Zum Beispiel, wenn Jules Werner den kurzen Satz "Baby steig‘ ein"faktisch zu einem Wort vernuschelt und damit sowohl Duktus wie Jargon vieler Trap-Künstler übernimmt. Tatsächlich aber handelt es sich bei einem Trappist aber um ein Teleskop und Trappist-1 wiederum ist ein sehr weit entferntes Planetensystem. Damit ist dann auch geklärt, warum der gleichnamige Song einen solch spacigen Charakter hat und darin von heilversprechender Erstbesiedlung die Rede ist. Jules Werner, Mitglied der Band Hadern Im Sternenhagel, verwischt mit seiner zweiten Single erneut die Grenzen zwischen Gesang und Rap und geht damit den nächsten Schritt in seiner Solo-Karriere.
Kytes – Remedy
Seit ihrer bemerkenswerten EP "On The Run“, die 2015 erschienen ist und dem kurz darauffolgenden Debütalbum galten die Kytes als der bayrische Exportschlager. Mit schmissigen Gitarrenriffs, Refrains mit Hymnencharakter und einer Prise elektronischen Klängen haben sich die Münchner innerhalb kürzester Zeit eine beachtliche Fanbase erspielt. Und genau deshalb wurden sie schnell als das deutsche Pendant zu Indie-Größen wie Phoenix gehandelt. Wären die vier Jungs nicht so bodenständig, hätte man befürchten müssen, dass ihnen dieses ganze Lob zu Kopf steigt. Aber: Die Kytes haben sich davon nicht blenden lassen, sich eine kurze Output-Pause gegönnt und abgewartet, ob sich die Euphorie auch hält. Hat sie. Die Karten für ihre kommenden Shows verkaufen sich wie von selbst. Da werden sie dann wohl auch den neuen Song "Remedy"performen, der mit seiner spielerisch wechselnden Dynamik die unkomplizierte Art der Band perfekt widerspiegelt.
Dead Rabbit feat. Marsimoto, Sylabil Spill & Virusboy – Container
Ihr kennt das von Instagram: Es gibt Leute, die sich ihren alten VW-Bus geiler einrichten als Unsereiner die ganze Wohnung. Dead Rabbit und seine rappenden Feature-Gäste zeigen mit ihrer neuen Single "Container"jetzt wie das nächste Level aussieht: "Alles, was wir zum Leben brauchen, passt in einen Container“, heißt es in der Hook von Virusboy. Und wie richten sich die Herren jetzt ihre fiktiven Container ein? Bei Marsimoto darf die eigene Plattensammlung und das Morgan-Freeman-Poster an der Wand nicht fehlen. Kollege Sylabil Spill, die Punchline-Maschine aus Bonn, schaut in seinem privaten Quader am liebsten Bud-Spencer-Filme. Gemeinsam haben die beiden Parts das bedrohliche Heulen der Sirenen im Hintergrund, gesponsert von Produzent Dead Rabbit. Mit seinen Instrumentals erzeugt der Berliner eine Stimmung, die den eigenen Container zum romantischen Rückzugsort werden lässt.