Tracks der Woche #4/19 Loyle Carner, Lala Lala & WHY?, LGoony, James Blake, GEoRGiA
Frustration in Musik packen, vom Schicksal davonlaufen, Champagner-Korken knallen lassen, einen offenen Brief schreiben oder einfach abtanzen. Die Tracks der Woche zeigen, wie man mit negativen Vibes umgehen kann.
Loyle Carner – You Don’t Know
Als Kind wurde bei Loyle Carner ADHS diagnostiziert, mit 19 starb sein Stiefvater. Kann sein, dass der Rapper genau deswegen häufig in Schwierigkeiten geriet. Doch vor allem durch die Hilfe seiner Mutter steckte er seine überschüssige Energie und Frustration immer mehr in Kochen, Sport und Musik. Musikalisch ist er jedenfalls mittlerweile ganz schön erfolgreich unterwegs. Sein Sound wird von souligen Instrumentals geprägt und seine Texte würden auch als Gedichte funktionieren. Beweise gefällig? Dann checkt mal seinen neuen Track "You Don’t Know" aus!
Lala Lala & WHY? – Siren 042
"This is the punishment/Come one and all!/It’s exactly what i wanted/Don’t call it off!/Here is the punishment/It’s all I’ve got!“ Ihr ahnt es schon: In Siren 042 kommt keine unbeschwerte Story auf uns zu. Passend zu den wenig erbaulichen Lyrics liefern sich Lillie West von Lala Lala und Yoni Wolf von der Band WHY? im Musikvideo eine Verfolgungsjagd mit einer unbekannten Bedrohung. Niemand weiß, was sie genau dazu veranlasst, die Beine in die Hand zu nehmen, doch nach zweieinhalb Minuten ist eines klar: Es nimmt kein gutes Ende mit Yoni. Der Schluss ist ziemlich makaber – wir können aber trotzdem eine positive Message daraus ziehen: Vielleicht lieber den Problemen mutig entgegenstellen, als vor ihnen weglaufen.
LGoony – Zeit
Dass Cloudrap oft ziemlich Banane ist, müsste ja mittlerweile auch den größten Rap-Muffeln aufgefallen sein. Das ist einfach Teil der Ästhetik und kann auch richtig cool wirken. Politische Botschaften gehören dagegen nicht wirklich zu seinen Aushängeschildern. Vielleicht ist es trotzdem ein bewusster Move von LGoony ein Video in Zeiten des Brexit genau in London zu drehen. Der Zwiespalt zwischen ungezügeltem, inhaltslosem Konsum und der desolaten politischen Situation Großbritanniens macht den Charme seines Videos zum Track "Zeit" aus: Während sich die Politiker in Großbritannien streiten und die Wirtschaft bangen muss, lässt LGoony in London die Champagnerkorken knallen.
James Blake – Don’t Miss It
James Blake liefert mit "Don’t Miss It" ein iCloud-Lyric-Video, das wie ein offener Brief wirkt. Der Text liest sich dabei wie ein Gedankenkarussell, in dem man sich immer wieder dieselben Vorwürfe macht, aber auf keinen grünen Zweig kommt. Ziemlich wahrscheinlich, dass der Track etwas Autobiographisches an sich hat, wenn wir James Blakes persönliche Situation anschauen. Im vergangenen Jahr hat der Sänger nämlich bekannt gegeben, dass er unter Depressionen leidet. Kein einfacher Schritt und deshalb umso beeindruckender – das finden auch seine Fans. Doch nicht nur durch den sehr persönlichen Inhalt überzeugt der Track. Man muss schon mit der Lupe in der Musikwelt suchen, um einen ähnlich gefühlvollen und balladigen Song zu finden, der trotz Trap-Drums und Auto-Tune so intim daherkommt.
GEoRGiA – Started Out
Georgia Barnes präsentiert diesmal keinen grimy Elektro-Pop, der hart reinbrezelt, sondern einen Gute-Laune-Track mit einem Mehrgenerationen-Homevideo in der Tanzedition. Hier legen Oma und Opa 'ne heiße Sohle aufs Parkett und die jüngeren Generationen ziehen mit. Tracks mit Tanzvideos haben sowieso eine erfolgreiche Geschichte. Ob bei "Happy" von Pharrell Williams oder "Lonely Boy" von den Black Keys: Wenn Menschen tanzen, als würde niemand zusehen, zieht das Leute in den Bann – auch wenn die Moves ein wenig hölzern aussehen. Und so ist es auch bei "Started Out": Das positive Feeling wandert sofort in die Hüften und man möchte selbst den Dancefloor im 80’s-Outfit unsicher machen. Musik an, Kopf aus und ab dafür!
Sendung: Freundeskreis, 21.01.2019, ab 10 Uhr