Neues Album "Charli" Fünf Gründe, warum Charli XCX die Zukunft der Popmusik ist
Charli XCX schafft den Balanceakt zwischen Mainstream-Pop und experimentierfreudigem Untergrund. Damit liefert sie eine zukunftswürdige Vision für Popmusik. Aber die Britin hat noch weit mehr auf Lager.
Fünf Jahre sind vergangen, seit Charli XCX mit ihrem zweiten Album "Sucker" der internationale Durchbruch gelungen ist. Schon damals hat sie begonnen, ihren zuckersüßen Power-Pop mit dunklen Techno- und HipHop-Elementen zu brechen und einen ganz eigenen Sound zu entwickeln, der sie von anderen Mainstream-Acts deutlich abhebt. Nachdem sie als Songwriterin für Selena Gomez, Britney Spears, Gwen Stefani oder Icona Pop gearbeitet hat, steht nun endlich ihr neues Album mit dem schlichten Titel "Charli" an – laut der Britin bezeichnend für das Persönlichste, was sie je veröffentlicht hat. UND auch das Beste:
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Charli
Omg I just listened to my album in the car and cried. It’s so good. I’m so talented. Even just the tracklist written down is a piece of art 🤷🏻♀🙏💕 https://t.co/pNju5z3iHR
Warum bald hoffentlich nicht nur Charli XCX-Ultras, die selbstbenannten Angels, sondern auch der Rest der musikaffinen Welt die Großartigkeit dieser Künstlerin predigen wird, das lest ihr in diesen fünf Gründen:
Grund1: Grenzenlose Popmusik
Charli XCX feiert Popmusik und den hedonistischen Partylifestyle. Kein Wunder also, dass sie einen Hit nach dem anderen veröffentlicht. Popnummern knallen bei Charli XCX, ohne dass sie einem klassischen Songmuster folgen. Ganz im Gegenteil: Sie liebt es, die Grenzen der Popmusik auszuloten und lässt ihre Musik immer wieder von anderen Genres und Stilen beeinflussen. Um genau solche Soundfusionen zu erzeugen, arbeitet die Britin mit den unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Die zahlreichen Kollaborationen auf ihrem neuen Album "Charli" folgen dabei keinem ausgetüftelten Promo-Zweck, um in möglichst viele Fangruppen vorzudringen. Sie lässt sich stattdessen von anderen Artists und deren Eigenheiten inspirieren und gibt ihre typischen hochglanzpolierten Vocals, viel Liebe für Autotune und aufregende Elektrogebilde zurück. So reicht die Soundpalette ihres neuen Albums von der gefühlvoll-verspielten Autotune-Ballade mit der Indieband Haim über zuckersüßen Power-Pop mit Lizzo bis zu dunklen 80s-Synth-Pop-Statements mit Christine & The Queens.
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Charli XCX & Christine and the Queens - Gone [Official Video]
Grund 2: Pop als queere Party mit Freunden
Egal, ob Charli XCX gemeinsam mit Produzentin SOPHIE, Christine & The Queens-Frontfrau Héloïse Letissier, Popstar Troye Sivan oder der Dragqueen Pabllo Vittar zusammenarbeitet – Charli zeigt durch ihre Kollaborationen mit Artists aus der LGBTQI+-Community, wie wichtig Queerness und Facettenreichtum für die Popmusik ist. Die gemeinsamen Musikvideos zu den Songs sind voll Empowerment. In der Hymne "Blame It On Your Love" beispielsweise sehen wir die unterschiedlichsten Formen von Partnerschaft. In einem kurzen dokumentarischen Abschnitt am Ende sagt Charli XCX: "Modern love to me is limitless and it's cute as fuck, too."
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Charli XCX - Blame It On Your Love feat. Lizzo [Official Video]
Grund 3: Charli XCX und das F-Wort
Gemeint ist nicht F*ck, sondern Feminismus. Dafür setzt sie sich ein, indem sie offen über die maskulin-dominierte Musikindustrie spricht. Für die BBC hat sie 2015 in der Doku "Charli XCX: The F-Word and Me" verschiedene Musikerinnen getroffen, um mit ihnen über ihre Erfahrungen mit Sexismus im Musikbusiness zu sprechen. Ihre eigenen hat sie in diesem Zug natürlich auch geteilt. Dazu kommt, dass die Sängerin, Produzentin und Songwriterin nicht nur ihre Musik, sondern auch ihre Videos zum größten Teil selbst konzipiert und gestaltet. Gerade für die visuelle Ebene holt sie sich andere kreative Frauen mit ins Boot, wie zum Beispiel die Augmented-Reality-Make-up-Künstlerin Ines Alpha. Mit ihr hat sie das Cover-Artwork für "Charli" ausgearbeitet, das klassische Schönheitsideale in Frage stellen soll. Aber nicht nur Schönheitsideale, auch Geschlechterstereotype sind für Charli XCX längst überholt. Im Musikvideo zu "Boys" ließ sie 2017 Vampire Weekends Ezra Koenig, Bastian Schweinsteiger, Diplo, Wiz Khalifa, Joe Jonas, Mac DeMarco und viele weitere Promi-Männer in sexy oder übertrieben-niedlichen Szenarien posen.
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Charli XCX - Boys [Official Video]
Grund 4: Charli XCX steht für Body Positivity
Wo andere Mainstream-Popstars auf ein glattgebügeltes Image in den Sozialen Medien setzen, zeigt sich Charli XCX ganz real. Doppelkinn-Selfies oder überschwänglich-ironische Kommentare zu ihrer eigenen Musik sind ihr Markenzeichen. Über ihr neues Album "Charli" schreibt sie, dass es die persönlichste Platte ist, die sie je gemacht hat. Denn sie thematisiert ganz offen, was negative Kommentare mit ihr machen oder wie auch sie unter toxischen Beziehungen gelitten hat. Das gibt ihrer Musik eine authentische Tiefe, die einfach inspirierend ist.
Grund 5: Zurück in die Zukunft
Charli XCX ist ein Kind der Neunziger und hat Ende 2018 gemeinsam mit Troye Sivan den Track "1999" veröffentlicht, der mit dem dazugehörigen Video ein Best-Of des Jahrzehnts darstellt. Popkultur-Referenzen von Games, Werbung oder Filmen wie "American Beauty", "Titanic" und "Matrix" sind genauso verarbeitet wie Musikvideo-Anspielungen an die Backstreet Boys, Eminem oder die Spice Girls. Letztere hat Charli XCX übrigens auch gemeinsam mit Herve Pagez und Diplo gecovert. "Spicey" ist das knallbunte, beatlastige Update vom Spice-Girls-Klassiker "Wannabe". Mit den Codes der Millenials kann Charli XCX wie kaum eine andere umgehen. Doch der ausgecheckte Blick in die Vergangenheit reicht Charli XCX nicht aus. Für den Album-Closer von "Charli" hat sie ein zweites Mal mit Troye Sivan kollaboriert. Mit einem Sprung ins Jahr "2099" beweist sie, dass ihr Sound nicht für die 90er-Revival-Party gemacht ist, sondern sowas von zukunftswürdig ist.
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Charli XCX - 2099 (Feat. Troye Sivan) [Official Audio]
Charli XCX ist die Zukunft der Popmusik – vielleicht genau, weil sie keine Regeln kennt und einfach für das steht, was sie ist: eine tolerante, emanzipierte und kreative Künstlerin, die weiß, was sie will.
Sendung: Plattenbau am 12.09.2019 – ab 19.00 Uhr