Die Nerven im Interview "Gut möglich, dass wir mal eine Kunstausstellung machen"
Die Nerven haben etwas Besonderes vor: Sie machen Musik fürs Theater, für die Aufführung eines Buchs über die RAF. Sänger Julian Knoth hat uns erzählt, warum das aus ihrer Sicht keine Überraschung ist.
Die Stuttgarter Band Die Nerven hat sich etwas ganz Besonderes vorgenommen: Sie macht Musik für ein Theaterstück. Genauer gesagt für die Aufführung eines prämierten Buchs, mit dem mäßig prägnanten Titel "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969". Das hat im letzten Jahr den Buchpreis gewonnen.
Die Kooperation von dem Schauspiel Stuttgart und der Berliner Schaubühne hat Anfang April seine Uraufführung in Berlin, in der nächsten Spielzeit wandert das Projekt nach Stuttgart. Die Nerven sollten ihren Kalender schon auf Vordermann gebracht haben, sie machen dann nämlich jeden Abend live die Musik zum Stück. Ob sie schon komponierte Songs verwenden, mit Lyrics arbeiten oder nicht, das steht noch nicht fest. Über alles andere haben wir mit Sänger und Bassist Julian Knoth gequatscht.
PULS: Habt ihr das Buch alle gelesen?
Julian Knoth: Ich bin noch nicht durch. Ich weiß, dass Kevin es auch noch nicht ganz gelesen hat und bei Max weiß ich es nicht. Aber wir haben auch eine gekürzte Fassung fürs Theaterstück, mit dem Text, der dann tatsächlich auch verwendet wird.
Fasziniert euch die RAF oder ging es eher darum, dass ihr den Intendanten schon kanntet und euch gedacht habt: Gute Idee?
Ich hatte von dem Buch schon gehört und fand erstmal den Titel ziemlich cool. Jetzt beim Lesen habe ich schon das Gefühl, dass es relativ gut passt. Wenn man mal so unsere Texte nimmt und den Text aus dem Buch. Ich finde, es gibt Überschneidungen.
Kannst du kurz zusammenfassen, worum es in dem Buch geht?
Es geht ums Erwachsenenwerden und die Sicht auf diese Welt da draußen. Darum, dass man da drin verloren ist und versucht, sich diese komische Erwachsenenwelt zu erklären, von der man bald Teil ist. Das ist für mich wahrscheinlich der Schlüssel zu diesem Buch. Ein Vergleich, der mir immer wieder hoch kommt, ist "Der Fänger im Roggen". Der Protagonist in der "Erfindung" ist glaube ich 13.
Wenn das Schauspiel Stuttgart gesagt hätte "Macht doch mal 'Kabale und Liebe'", hättet ihr nicht sofort "Ja" geschrien und eure Hände gehoben?
Erstmal fanden wir es total gut, gefragt zu werden. Ich habe auch immer parallel zur Musik Theater gemacht, in der freien Szene. Deswegen hat mich das gleich gehabt. Wir wussten ja, für welches Stück wir Musik machen. Wovon das Buch handelt und wie es geschrieben ist, hat uns auch gleich interessiert.
Euer Projekt ist ein schönes Beispiel dafür, dass Hochkultur und Unterhaltungskultur sich immer näher kommen. Findest du das spannend?
Mich hat nie nur eine Sparte interessiert. Und wir haben uns als Band auch immer so verstanden: Wir sind nicht nur eine Band, die Musik macht. Wir können auch andere Sachen machen und wir trauen uns auch alles zu. Es ist gut möglich, dass es mal eine Kunstausstellung von Die Nerven gibt. Wir sind eher ein Kollektiv, das Kunst oder Musik oder Theater macht. Was dabei rauskommt, ist meistens Musik gewesen, aber eigentlich war das nie so festgelegt.
Ihr seid mit der Band Trümmer befreundet. Die haben auch schon Theatermusik gemacht. Habt ihr euch mit denen ausgetauscht? Herbert Grönemeyer und Campino, die auch musikalisch am Theater gearbeitet haben, waren sicher weniger Vorbilder für euch, oder?
Wir sind befreundet. Aber künstlerisch inspiriert mich das nicht, da sind für mich andere Sachen wichtiger gewesen. Ich verstehe Theater als etwas, wo man gut interdisziplinär arbeiten kann. Ich glaube, wir sind als Band auch automatisch eine Performance-Gruppe.
Herbert Grönemeyer inspiriert mich nicht besonders und Campino auch nicht. Ich finde, die sind da so reindrapiert worden. Und das Gefühl habe ich jetzt bei uns nicht.
Kommentieren
mr_tom, Freitag, 12.Februar 2016, 22:18 Uhr
1. ...wird
wenn aus die nerven die nerven...
dem wie seid ihr dazu gekommen
neben musik schon immer theater
hat die bühnenfassung genommen
zu kleineren im rot vor dem prater
autor hätte den buchpreis erhalten
da beräumt man doch im kalender
somit bald wie tote hosen erkalten
das verlocken ist ein edler spender
besserer musik im falschen system
macht dieses nicht solche angebote
kommt rein, macht 's euch bequem
ihrem widerstand fünf pausenbrote