Tracks der Woche #23/18 Bilderbuch, Darwin Deez, Blackout Problems, Hatchie, Yungblud
Überraschung: Bilderbuch hauen aus dem Nichts ihre neue Single raus! Außerdem in den Tracks der Woche: dem One-Hit-Wonder-Dasein trotzen mit Darwin Deez, Alternative-Rock aus München und zuckersüßer Elektro-Pop.
Bilderbuch – Eine Nacht in Manila
Sommerhit, ick hör dir trapsen ... Bilderbuch sind zurück! Aus dem Nichts haben die Wiener ihre neue Single "Eine Nacht in Manila" veröffentlicht. Die laszive Urlaubshymne treibt den schon auf "Magic Life" vorherrschenden Sound aus Funk, Rock und R'n'B erneut auf die Spitze. Gitarrist Michael Krammer zupft sich ein veritables Porno-Riff aus dem Hipster-Schnauzer, während Sänger Maurice gewohnt schelmisch ins Mic säuselt: "Ich geh nicht schlafen solang du lachst." Irgendwie ist alles etwas zu viel des Guten in dieser "Nacht in Manila". Und trotzdem erwischt man sich spätestens beim dritten Durchlauf beim Mitwippen, ehe man zehn Minuten später schon mit Pina Colada in der Hand durch die Wohnung tänzelt. Wo geht's hier eigentlich am schnellsten zum nächsten Strand? Bilderbuch schalten den Urlaubsmodus ein und wir machen mit.
Darwin Deez – The World's Best Kisser
Eigentlich ist es schon ziemlich frustrierend für eine Band auf einen vergangen Hit reduziert zu werden ... Manchmal ist es aber auch am besten den Elefanten im Raum direkt anzusprechen. Sein Indie-Evergreen "Radar Detector" von 2010 hat den New Yorker Songwriter Darwin Deez immerhin berühmt gemacht und läuft auch heute noch auf mindestens jeder Indie-Party. So ganz konnte er den Erfolg aber nie wiederholen. Das letzte Album "Double Down" ging weitestgehend unter im vollgepackten Indie-Jahr 2015. Jetzt unternimmt Darwin Deez mit "10 SONGS THAT HAPPENED WHEN YOU LEFT ME WITH MY STUPID HEART" einen neuen Versuch, sich aus dem Strudel des One-Hit-Wonder-Daseins freizuschwimmen. Dafür legt er seinen eingängigen Lo-Fi Gitarrensound ab und ersetzt ihn durch verzerrten A-Cappella-Gesang, verspielte Synthies und nerdige Harmonizer. "The World's Best Kisser is a girl who believes in nothing". Nimm das, "Radar Detector"!
Blackout Problems – Difference
Das Debütalbum "Holy" der Münchner Alternative-Rocker ist zwar kaum zwei Jahre alt, trotzdem legen die Blackout Problems mit "KAOS" am 15. Juni schon ihr zweites Album nach. Das Besondere: Die vier Jungs stemmen all das in Eigenregie mit ihrem Label "Munich Warehouse". Die aktuelle Single "Difference" klingt brachialer und auch erwachsener als zuvor. Im Gegensatz zum breit angelegten Rocksound wirken die bisher veröffentlichten Videos sehr klaustrophobisch: Sie spielen nämlich ausschließlich in verschieden farbigen Gummizellen. Die neuen Blackout Problems scheinen überhaupt ziemlich durchdesigned: Videos, Outfits, Layout - alles folgt einem ausgeklügeltem Konzept. Was der Band aber gut zu Gesicht steht. Ach ja, und die Musik macht auch noch Spaß!
Hatchie – Sugar & Spice
Es gibt sie doch noch: die Liebe auf den ersten Blick. Oder eben Klick. Gleich von Anfang an wollen uns die kosmisch großen Shoegaze-Gitarren in Hatchies "Sugar & Spice" umarmen, während sanfte "Ha's" und "Ah's" den Weg zur Strophe leiten: "You bring with you the purest blue". Nach 30 Sekunden ist es bereits um uns geschehen. Die 24-jährige Australierin liegt mit ihrem zuckersüßen Dream-Pop irgendwo zwischen der Leichtigkeit eines faul verlebten Sommertages und der ganzen Schwere des Gewitters, das folgen muss. Zwischen Pop und Alternative-Attitüde. Zwischen Kylie Minogue und Wolf Alice, zwischen Sky Ferreira und Kate Bush. "Sugar & Spice" ist unschuldige Naivität und bittere Erkenntnis zu gleich: "You Don't Call Me Baby Anymore", singt Hatchie im Refrain. Oh mein Gott, wie kann man nur!
YUNGBLUD – Psychotic Kids
Der 19-jährige Dominic Harrison aka YUNGLBUD könnte auch direkt aus einem Tim-Burton-Film in die Welt gestolpert sein. Vor allem, wenn man ihn wie im Video zu "Psychotic Kids" in einer Zwangsjacke herumzappeln sieht, ein breites Grinsen im Gesicht. Seine Musik ist dabei genauso durchgedreht wie facettenreich. "Psychotic Kids" beginnt mit einem klassischen Piano, das dann von einem drückenden Dubstep-Beat abgelöst wird, der dann wiederum in einen Reggae-Refrain mündet. Am Ende löst ein Drum'n'Bass Part, bei dem sich Dominics Stimme mehr als einmal überschlägt, alles wieder auf. Ein Song aus der Kategorie: "Holy sh*t, wie macht der das live?" Ihr glaubt nicht, dass dieser Mix funktionieren kann? Haben wir auch nicht, funktioniert aber. Lasst Euch überzeugen dieses Wochenende auf dem PULS Open Air.
Sendung: Freundeskreis, 04.06.2018 - ab 10.00 Uhr