Tracks der Woche #04/18 Sylvan Esso, Kali Uchis feat. Tylor, the Creator & Bootsy Collins, Grämsn, ZULU, Son Lux
Die Tracks der Woche sind echte Stimmunsgmacher: sie trotzen dem Winterblues, versprühen sexy Retro-Vibes, suhlen sich in Melancholie, erschaffen geheimnisvolle Sphären und entschleunigen den Alltag.
Sylvan Esso – PARAD(w/m)E
Elektro-Pop hat viele Gesichter. Ein Duo, das aus der Masse heraussticht, ist Sylvan Esso. Ihr zweites Album "What Now“ wurde gerade für den Grammy als das Beste Dance/Electronic Album nominiert. Aber anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, legt die Band aus North Carolina mit der neuen Single "PARAD(w/m)E“ gleich den nächsten Hit nach. Die Mischung aus tanzbaren Beats, ansteckendem Refrain und verstecktem Galgenhumor macht "PARAD(w/m)E“ zum perfekten Soundtrack für die kommenden Wintermonate. Ganz nach dem Motto: alles grau draußen, alles nervt – genau der richtige Zeitpunkt für eine bunte Parade durch die Stadt. Bevor Sylvan Esso sich 2013 formierten, war Sängerin Amelia Meath bereits mit ihrer Indie-Folk-Band Mountain Man unterwegs. Zusammen mit Produzent Nick Sanborn tauschte sie A Capella gegen Synthies und Drum Machine und voila: Seitdem verbinden Sylvan Eso diese verschiedenen Einflüsse zu ihrem ganz eigenen Sound.
Kali Uchis feat. Tyler, The Creator & Bootsy Collins – After the Storm
Smooth und sexy – den Eindruck vermittelt bereits das Intro von "After the Storm“. Und das kommt nicht von ungefähr, schließlich schmachtet da kein Geringerer als Funk-Legende Bootsy Collins – ehemaliger Bassist von James Brown – ins Mikrofon. Dass die viel zitierte Chemie aber auch zwischen den beiden anderen Künstlern stimmt, steht außer Frage. Die in Kolumbien geborene Sängerin Kali Uchis und Rapper Tylor, the Creator haben schon länger ein intensives (Arbeits-)verhältnis: Er hatte bei ihrer EP "Por Vida“ die Finger im Spiel, sie hat bereits auf zwei seiner Alben die Vocals beigesteuert. Alle drei zusammen zeigen mit ihrer neuen Single, dass Dreiecksbeziehungen eben doch funktionieren können. "After the Storm“ ist ein hypnotischer Track mit viel Retro-Charme und einem gelungenen Wechselspiel zwischen der samtweichen Stimme von Kali Uchis und ihren männlichen Kollegen.
Grämsn – Kaputt
Grämsn ist der Meister des Understatements: Ein Rapper, der ohne Ich-bin-der-Größte-Attitüde auskommt – obwohl er allen Grund dazu hätte: Als eine Hälfte von Doppel D hat Grämsn den Mundart-Rap-Hype mitausgelöst. Seitdem ist er erfolgreich solo, im Duo oder mit der neuformierten Bavarian Squad unterwegs. Dass der Münchner trotzdem so bescheiden wirkt, liegt wohl auch daran, dass er viel zu vertieft in seine Musik ist, um sich mit dem ganzen Drumherum zu beschäftigen. Gerade sitzt er am Feinschliff seines dritten Albums "Requiem“, das im März erscheinen soll. Die daraus entnommene Single "Kaputt“ zeigt, dass er sein Handwerk versteht und auch in punkto Querverweise vorne mit dabei ist. Auf "Kaputt“ kramt Grämsn die Talkbox hervor, ein Effektgerät das auch schon in 2Pacs "California Love“ eine tragende Rolle gespielt hat. Für den Melancholiefaktor sorgt das träge Piano in den Strophen.
ZULU – Hidden People
Wohin fährt man, wenn man schroffe Felsen, raue Küstenlandschaft, viel Wind und kalten Nebel zeigen möchte? Genau, nach Irland. So hat es zumindest die Indie-Band Zulu gemacht, um das Video für die neue Single "Hidden People“ zu drehen. Darin spielt neben dem einsamen Seemann mit der gelben Regenjacke die beeindruckende Landschaft die Hauptrolle. Die Stimmung schwankt dabei irgendwo zwischen bedrohlich und hoffnungsvoll. Was optisch funktioniert, klappt auch auf der akustischen Ebene: "Hidden People“ ist ein zurückhaltender, aber dafür umso geheimnisvollerer Song. Das Würzburger Trio gibt damit schon mal den Ton fürs kommende Debütalbum an. Waschechte Newcomer sind die Jungs aber nicht: Mit ihrem ehemaligen Projekt Shaky Foundation haben sie bereits 2015 eine LP veröffentlicht. Nur drei Jahren später heißt es noch mal alles auf Anfang - mit neuem Namen und neuem Sound.
Son Lux – Slowly
Als Kind zum klassischen Klavierunterricht gezwungen, in der High-School bei diversen Punkbands gespielt, dann Komposition und Piano an der Uni studiert – in welche Musikrichtung es bei Ryan Lott gehen wird, war nicht von Beginn an klar. Was aber relativ schnell auf der Hand lag: Der Junge hat Talent fürs Komponieren. Als Son Lux veröffentlichte er 2008 sein erstes Album, auf dem so gut wie jeder Musikstil in der ein oder anderen Weise zu finden war. Mittlerweile hat sich Son Lux vom Ein-Mann-Projekt zu einem Trio erweitert: Gitarrist Rafiq Bhatia und Drummer Ian Chang teilen Ryan Lotts Begeisterung für Grenzgänge und Improvisation. Ihr neuer Track "Slowly“ zeichnet sich durch die kühlen, elektronischen Beats und die unvermittelten Breaks aus. Die Kunst dabei: Aufgrund der vielen Wechsel passiert in "Slowly“ eine Entschleunigung, die man so nur selten serviert bekommt.