Tracks der Woche #05/18 Chima Ede feat. OG Keemo, Car Seat Headrest, SAMT, Russ, The Voidz
Die Tracks der Woche strukturieren um: Eine aussichtsreiche Fusion, ein erweitertes Solo-Projekt, die Reaktion auf eine Kündigung, die Durchsetzung der Ein-Mann-Firma und der Ausbau des zweiten Standbeins.
Chima Ede feat. OG Keemo – Beste Leben ja
Doppelt hält besser. Wieso also nur einen vielversprechenden Newcomer vorstellen, wenn man mit einem Feature auch gleich zwei Nachwuchsrapper entdecken kann? Die Rede ist vom Berliner Chima Ede und OG Keemo aus Mannheim. Die beiden Rapper visieren nämlich gerade ihren endgültigen Durchbruch an. Mit der gemeinsamen Single "Beste Leben ja“ machen sie ein für alle Mal klar, warum sie das nächste große Ding im deutschen Rapgame werden: Sie kombinieren treffsichere Trap-Beats mit außergewöhnlicher Wortgewalt - ohne Einbußen im Flow. Das kann nun wahrlich nicht jeder. Chima Edes fünf Track starker Tonträger "Sand“ ist noch taufrisch und wird gerade für seine musikalische Vielfältigkeit und lyrische Tiefgründigkeit gelobt. Kompagnon OG Keemo hat sich mit seiner EP „Neptun“ Ende letzten Jahres ebenfalls gut in Szene gesetzt. Sieht verdammt nach unaufhaltsamem Dream-Team aus.
Car Seat Headrest – Nervous Young Inhumans
Den Contest um den absurdesten Bandnamen dürften Car Seat Headrest schon mal gewinnen. Und auch die Songtitel der Indie-Band aus Seattle sind nicht weniger kryptisch: so zum Beispiel die neue Single "Nervous Young Inhumans“ oder der etwas ältere Track "(Joe Gets Kicked Out of School for Using) Drugs With Friends (But Says This Isn’t a Problem)“. Die Musik dahinter ergibt dafür umso mehr Sinn. Mit „Nervous Young Inhumans“ kredenzen uns Car Seat Headset nämlich feinsten lo-fi-Indie, der soundtechnisch an die glorreichen 90er-Jahre erinnert. Die cleverenLyrics zwischen Coming-of-Age und Liebeslied passen da hervorragend ins Konzept. Kopf der Band Will Toledo hat nach jahrelangem Einsiedlertum 2015 den entscheidenden Schritt gewagt und sein Solo-Projekt zur Band umfunktioniert. Alles richtig gemacht.
Russ – Flip
Rapper Russ legt großen Wert darauf, dass er komplett unabhängig von Anderen ist. Soll heißen: Seine Tracks werden von der ersten Textzeile bis zum letzten Schliff im Studio komplett von ihm selbst gemacht. So auch seine neue Single "Flip“, in der seinen Neidern nicht nur die kalte Schulter, sondern auch den in die Luft gestreckten Mittelfinger zeigt. Ganz nebenbei ist "Flip“ ein Paradebeispiel für einen echten Banger – kein Wunder also, dass Russ und seine Crew im zugehörigen Musikvideo mehr mit ausgelassenem Feiern als mit böse in die Kamera schauen beschäftigt sind. Zu den umfassenden Skills kommt, dass der 25-Jährige einen beachtlichen Output vorweisen kann: Vor der Veröffentlichung seines ersten Studioalbums "There’s Really A Wolf“ im Mai 2017 hatte Russ nämlich schon ganze neun Mixtapes rausgehauen. Der 25-jährige Rapper aus Atlanta ist ein echtes Duracell-Häschen.
The Voidz – Leave It In My Dreams
Wenn ein Künstler immens viele gute Ideen hat, oder musikalisch auch mal was anderes probieren möchte, wird gerne mal eine zweite Band ins Leben gerufen. Wie bei Julian Casablancas, Frontsänger bei The Strokes, der mit seinem Zweitprojekt The Voidz schon 2014 ein Album veröffentlicht hat. Darauf ist die unverkennbare Stimme des 39-Jährigen aber nur stellenweise der Star. In erster Linie stehen die Jungs für experimentellen Rock, der mal in die Noise-Richtung, mal in die psychedelische Schiene rutscht. Und es geht wieder los: Nach einer geheimen Show in Los Angeles und einem Auftritt im brasilianischen Fernsehen, wird jetzt ganz offiziell die neue Single vorgestellt: "Leave It In My Dreams“ klingt wie ein sorgenfreier Spaziergang am Strand. Für einen hübschen Twist sorgen die exzentrischen Gitarrenriffs in der zweiten Hälfte des Tracks.
SAMT – Sugar
Was tun, wenn der Schlagzeuger plötzlich aussteigt, obwohl es gerade richtig gut läuft? Erstmal zwei Jahre lang Pause machen. Angeblich hauptsächlich Margaritas schlürfend und Backgammon spielend an der Copa Cabana. Und dann? Einfach zu dritt unter neuem Namen und mit neuem Sound – ein bisschen poppiger, ein bisschen elektronischer – weitermachen. Damit wurde aus Swallow Tailed die Band SAMT. Dass die drei Münchner die letzten beiden Jahre wirklich so untätig waren, wie sie behaupten, ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Wie hätte sonst bitte der neue, zuckersüße Track "Sugar“ entstehen sollen? Und das Vorhaben im Monatstakt einen neuen Song zu veröffentlichen? Ganz abgesehen davon, haben SAMT Musik für eine neue Web-Serie beigesteuert. Der Arbeitselan ist also längst wieder geweckt, die Synthies sind einsatzbereit und die Effektgeräte laufen auf Hochtouren.
Sendung: Freundeskreis vom 29. Januar 2018 ab 10 Uhr