Tracks der Woche #15/17 Otzeki, Billie Eilish, Broken Social Scene, Lea Santee, Mike WILL Made-It feat. Future
Blut ist auch bei den Tracks der Woche dicker als Wasser: zwei musikalische Cousins, songschreibende Geschwister, eine coole Version der Kelly Family, eine Tochter von musikbewussten Eltern und eine große Feature-Familie.
Otzeki - All the Time
Bands aus Familienmitgliedern können super funktionieren – oder zu Krieg führen. Paradebeispiel für Letzteres sind die Gallagher-Brüder. In welche Richtung es bei Otzeki gehen wird, kann man jetzt noch nicht sagen: Die beiden Cousins Mike Sharp und Joel Roberts stehen am Anfang ihrer Karriere und haben erst letztes Jahr ihre Debüt-EP "Falling Out" rausgehauen. Es scheint aber bisher gut zu klappen. Dass sie sich blind verstehen, sieht man an ihrer Arbeitsweise: Die meisten ihrer Songs entstehen bei Jam-Sessions, aus denen sie dann die besten Parts collagenartig zu Songs verarbeiten – so auch bei der neuen Single "All the Time". Zu Beginn wähnt man sich noch in einer Art Elektro-Western, doch dann baut sich der Song zu einem verspielten, poppigen Track auf.
Billie Eilish - Bellyache
“I thought that I feel better but now I got a bellyache” – Billie Eilish beschreibt hier nicht die Art Bauchschmerzen, die man hat, wenn man sich eine komplette 32cm-Pizza mit extra Käse reingezogen hat. Die Kalifornierin erzählt auf ihrer Single "Bellyache" aus der Sicht einer Psychopathin, wie sie ihre Freunde umgebracht und auf dem Rücksitz ihres Autos abgeladen hat. Den Song hat sie zusammen mit ihrem Bruder geschrieben – Pugsley und Wednesday von der Addams Family wären stolz auf die beiden. Auf Facebook posiert die Sängerin im Bademantel auf einem Friedhof, darüber steht "me n my future friends". Ganz klar: Billie Eilish steht auf Horror. Trotzdem klingen ihre Songs nicht nach Death Metal, sondern nach zartem Pop. Der Refrain von "Bellyache" hat sogar etwas beruhigend Hypnotisches. Ach ja, sie ist übrigens erst 15 Jahre alt! Und weil sie schon jetzt mehr Style als so manche Mittzwanzigerin hat, feiert sie die Vogue bereits als das nächste It-Girl des Pop.
Broken Social Scene - Halfway Home
Vor sieben Jahren haben Broken Social Scene ihr letztes Album "Forgiveness Rock Record" veröffentlicht. Und dann war erst mal Ruhe. Wir dachten schon, wir würden nie wieder etwas von den Kanadiern zu hören bekommen. Seit ihrem weitestgehend instrumentalen Post-Rock-Debütalbum von 2001 hat sich ihr Stil immer wieder verändert, was vor allem an der ständig wechselnden Besetzung lag. Broken Social Scene sind mit plus/minus 17 Mitgliedern eigentlich mehr loser Zusammenschluss von Musikern als feste Bandformation. Die meisten von ihnen standen aber tatsächlich vor kurzem auf der Bühne einer amerikanischen Late-Night-Show, um die neue Single "Halfway Home" zu performen. Ein bisschen wie die Kelly-Family, nur in cool. Wie bei so vielen Musikern ein so harmonisch klingender Indie-Track entstehen kann, bleibt das Geheimnis von Broken Social Scene. Weniger geheim ist, dass es im Herbst auch ein neues Album geben soll.
Lea Santee - Rollin‘
Der Beat gleich zu Beginn von "Rollin‘" erinnert etwas an "Beggin For Thread" der kalifornischen Sängerin BANKS. Aber die freundliche Stimme, die wenige Sekunden später einsetzt, gehört der Österreicherin Lea Stöger. Bei der Sängerin hat es mit der Musik schon früh angefangen: mit acht Jahren Klavier gelernt, mit 15 kam dann noch die Gitarre dazu und kurz darauf begann sie, ihre eigenen Songs zu schreiben. Und was macht man als talentierte Sängerin ohne Band? Sich einen ordentlichen Produzenten suchen – und den hat sie in Manuel Hosp gefunden. Seit 2013 machen die beiden jetzt unter dem Namen Lea Santee Musik. Besonders viel Material findet man trotzdem nicht im Netz. Die kleinen Einblicke – wie das Video einer Live-Session mitten auf dem verschneiten Kitzsteinhorn – lassen aber erahnen, dass da großes Potenzial schlummert. Das bestätigt auch die neue Single "Rollin‘", die nach massentauglicher und trotzdem handgemachter Pop-Musik klingt.
Mike WILL Made-It feat. Future - Razzle Dazzle
Hier ein paar Großbuchstaben, da ein Bindestrich und fertig ist der einzigartige Künstlername. Dabei hätte der amerikanische Musikproduzent Mike WILL Made-It aus Atlanta, der mit bürgerlichem Namen Michael L. Williams heißt, dieses schmückende Beiwerk gar nicht unbedingt nötig. Viel beeindruckender sind die hochkarätigen Künstler, die er sich immer wieder für seine Tracks ins Boot holt. Auf seinem neuen Album "Ransom 2" sind unter anderem auch Lil Yachty, Rihanna und Kendrick Lamar zu hören. Auf "Razzle Dazzle" legt der Erfolgsproduzent mit einem ausgefransten, energischen Banger-Beat die Grundlage. Dazu gibt es noch ein paar Soundeffekte – da darf zwischendurch auch mal rumgeballert werden. Und für die Vocals hat er sich einmal mehr einen fähigen Kollegen gebucht: Rapper Future teilt ordentlich aus und verleiht dem Track seinen düsteren Klang.
Sendung: Freundeskreis, 10. bis 15. April ab 10 Uhr