Tracks der Woche #19/18 Jungle, Shame, Yellow Days, Akua Naru feat. Eric Benét, Panda People
Die Tracks der Woche haben alles parat für den Sommerlook: Dschungelprints, durchgeschwitzte T-Shirts, besonders geschmeidigen Stoff, ein zeitloses Oldschool-Teil und das perfekte Disco Outfit.
Jungle – Happy Man
2014 hat eine junge Band aus London ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht und damit allen den Kopf verdreht: zu fresh war dieser soulige Indie-Sound, zu cool dieser Falsettgesang, zu hypnotisch dieser funky Unterton von Songs wie "Busy Earnin'" oder "The Heat". Unter dem Decknamen Jungle haben da zwei alte Schulfreunde etwas abgeliefert, was seitdem einigen Künstlern als Inspirationsquelle gedient hat. Mit der neuen Single "Happy Man" kehrt das Original nun zurück. Passend zu den Dschungelprints auf den T-Shirts diesen Sommer, liefert das Duo mit "Happy Man" akustisches Tropenfeeling vom feinsten: Alles läuft ein wenig duseliger wegen der drückenden Hitze, der Beat und der Gesang verbreiten ein Gefühl von sorglosem Taumeln, auch wenn es vielleicht gerade gar nicht mal so toll läuft. Damit überwiegt letztendlich der Vorsatz, einfach mal zufrieden zu sein.
Shame – Friction
Die Melodie kommt fast schon naiv daher und hat deutliche Post-Punk-Anklänge, Frontmann Charlie Steen liefert die Lyrics mit typisch südenglischer Rotzigkeit und die Percussions hängen mindestens so lässig ab, wie die Band selbst – "Friction" ist der achte Song vom Album "Songs of Praise" der Band Shame. Die Newcomer zeigen damit, wie sich großartige Gitarrenmusik in der Ära nach den großen Rock’n’Roll-Legenden anhören kann. Shame sind bekannt für ihre schweißtreibenden Shows, bei denen gerne mal die T-Shirts fliegen – sowohl auf Seiten der Band, wie auch im Publikum. Ihre ersten Gigs haben sie in ranzigen Pubs vor einer Handvoll Gästen gespielt, wovon die Hälfte auch noch die eigenen Freunde waren. Ganz die alte Schule also, die hier gefahren wird. Das scheint auch Billy Bragg imponiert zu haben, der den Jungs letztes Jahr einen Spot auf dem Glastonbury Festival verschafft hat.
Yellow Days – The Way Things Change
Was hat der britische Sänger Yellow Days mit dem antiken Philosophen Plato zu tun? Naja, Platos Theorie von der unsterblichen Seele, die dem Menschen innewohnt und über Jahrtausende massenhaft Wissen angehäuft hat, scheint bei diesem Kerl zuzutreffen. Mit gerade mal 19 Jahren hat George Van Den Broek aka Yellow Days bereits ein unglaublich tiefes Verständnis von der Welt. In seinen Songs beschäftigt er sich sehr reflektiert mit Depression und tiefsitzenden Ängsten, wobei seine Stimme klingt als wäre sie über Jahrzehnte in einem Eichenfass gereift worden. Heraus kommt dann zum Beispiel ein Titel wie "The Way Things Change", der zwischen aufgekratzt und abgeklärt balanciert. Der Refrain, bestehend aus der wiederholten, teilweise auch nur gehauchten Aufforderung "You keep going", wird zum Mantra, die leicht benommen wirkende Instrumentierung sorgt für Geschmeidigkeit und verbreitet dabei ein Gefühl von Unbeschwertheit.
Akua Naru feat. Erci Benét – Made It
"Made It" ist das Schmuckstück des neuen Albums "The Blackest Joy" von Akua Naru. Die Rapperin trägt darauf ihre lyrischen Texte über Schwesterlichkeit und das Leben als Minderheit vor. Auf dem Song gesellt sich ein Oldschool-Beat dazu, der noch einmal daran erinnert, wo Hip-Hop seine Wurzeln hat. Während der Fokus im Mainstream derzeit nicht unbedingt auf den brennenden Politik-Themen liegt, verdeutlichen Tracks wie "Made It", dass Gesellschaftskritik schon immer ein essentieller Teil des Genres ist und es auch 2018 noch Alternativen zu genuschelten Einzeilern gibt. Dazu punktet der Track mit seinem souligen Gospel-Refrain, den R’n’B-Größe Eric Benét beisteuert. Aufgewachsen im US-amerikanischen Connecticut, wohnt Akua Naru mittlerweile in Köln. Sie selbst beschreibt sich als eine Reisende, die fasziniert davon ist, wie Menschen an verschiedenen Orten ihr Leben organisieren.
Panda People – Open Up
Synthie-Pop und Disco – eine Kombination wie Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Beides einzeln schon ganz geil, aber erst zusammen wird’s ein echter Genuss. Eine Band, die dieses Prinzip wie kaum eine andere heimische Gruppe verstanden hat, ist Panda People. Die vier Jungs klingen zwar vielmehr nach New York als nach Erlangen – sind aber tatsächlich in Mittelfranken beheimatet. Auf ihrer neuen Single "Open Up" wabern die Synthies vor sich hin, das Schlagzeug pulsiert dazu, die grazile Stimme von Sänger Lukas drängt sich nicht auf, sondern bereichert den Track auf ganz subtile Art und Weise – das könnte gut und gerne auch ein neuer Track von Animal Collective sein. Völlig unerklärlich, dass Panda People nicht auch schon genauso bekannt sind wie ihre amerikanischen Kollegen, denn den zuckrig-verträumten Sound beherrschen sie allemal. "Open Up" ist die ideale Abkühlung, wenn das Disco Outfit bereits durchgeschwitzt ist und es mal kurz eine Verschnaufpause braucht.
Sendung: Freundeskreis, 07.05.0218 - ab 10.00 Uhr