Bibi Bourelly X Tua, Toro Y Moi, Ray BLK, Dan Croll, Big Thief Tracks der Woche #25/17
Ein erstaunlicher Remix, ein neuer Sound, ein fast vergessenes 90er-Jahre-Gefühl, ein Imagewechsel und eine musikalische Wundertüte - diese Tracks der Woche sind definitiv für eine Überraschung gut.
Bibi Bourelly - Ballin (Tua Remix)
Bibi Bourelly ist die Berlinerin, die 2015 für Rihanna den Hit "Bitch Better Have My Money" geschrieben und auch bereits mit Künstlern wie Usher und Nas gearbeitet hat. Mittlerweile macht die 22-Jährige unter ihrem eigenen Namen Musik, die sich absolut hören lassen kann. Der Kopfnicker-Track "Ballin" ist auf der im Herbst 2016 erschienenen EP "Free The Real (Pt. #2)" vertreten und hat jetzt neuen Glanz verliehen bekommen. Denn der Rapper und Produzent Tua hat sich eingeschaltet und gekonnt am Sound geschraubt. Tua führt ja sozusagen ein Dreifach-Leben: Solo ist er als düster-poetischer Rapper mit Klavier unterwegs, bei den Orsons bekannt als der "harte" Kerl, der sich manchmal für seine eigene Band zu schämen scheint, und als Produzent ist er der Mann mit dem Blick fürs Detail. Dem souligen "Ballin" hat Tua satte Bässe und Bläser sowie einen elektronischen Abschluss verpasst.
Toro Y Moi - Girl Like You
Für sein neues Album "Boo Boo", das im Juli erscheinen wird, hat sich Toro Y Moi nach eigener Aussage von Frank Ocean und Travis Scott inspirieren lassen. Diese Vorbilder sind etwas überraschend, denn der Musiker aus South Carolina war bisher ziemlich fest im Chillwave-Genre verankert. Aber tatsächlich: Beim Autotune-lastigen Gesang der Single "Girl Like You" lässt sich der Einfluss der beiden Herren deutlich erkennen. Trotzdem ist Toro Y Moi kein Typ, der einfach auf einen Hype aufspringt, geschweige denn sowas nötig hätte. Vier Alben hat er bereits veröffentlicht und für ihn war seine Musik immer eine Art Therapie, in der er verarbeiten kann, was ihn gerade bewegt. Das sorgt dann eben auch mal für einen Richtungswechsel. Und so einen hat "Girl Like You" auch zu bieten: Sphärische Synthie-Sounds werden nach etwas mehr als der Hälfte des Tracks von einem unfassbar coolen Klavier übertrumpft.
Ray BLK - Doing Me
Oldschool-Vibes und einen hinreißenden britischen Akzent - das und mehr hat die Newcomerin Ray BLK zu bieten. Der Rapperin aus London hört man ihre Vorliebe für HipHop aus den 90ern deutlich an. Trotzdem klingt sie nicht wie ein Abklatsch, sondern hat ihren ganz eigenen Flow. Das beweist sie gerade wieder mit ihrer Single "Doing Me", in der sie allen Hatern den Mittelfinger zeigt und sich einfach mal ordentlich selbst feiert. Dabei verbreiten der poppige Refrain und der sonnige Beat eine derart positive Stimmung, dass man beim Hören unweigerlich in seine Haarbürste trällern möchte. Ein eigenes Album steht noch aus, aber immerhin hat es Ray BLK schon mal mit einem Feature auf die aktuelle Platte der Gorillaz geschafft. Der Name der 24-Jährigen ist übrigens ein Akronym für ihr Lebensmotto: Building Living Knowing. Phase 1 davon - der Aufbau einer Fanbase - dürfte spätestens mit "Doing Me" in vollem Gange sein.
Dan Croll - Bad Boy
Beim PULS Open Air hat Indie-Darling Dan Croll gerade erst sehr viele Menschen mit seinem Auftritt glücklich gemacht - besonders ein Pärchen, das sich bei einer kleinen Live-Session verlobt hat. Dass der englische Singer-Songwriter eine Ader für Romantik hat, weiß jeder, der seine Musik kennt: Dan Croll macht gefühlvollen Indie-Pop, der musikalisch in der Tradition von Paul Simon und den Beatles steht und dabei trotzdem modern klingt. Aber scheinbar hat auch der sonst so zurückhaltende Brillenträger einen kleinen Rebellen in sich. Im Video zu seiner aktuellen Single "Bad Boy" mimt er nicht ganz ironiefrei den Rowdy mit allem, was dazugehört: Lederjacke, Motorrad, Festnahme - die ganze James Dean-Nummer. Und dass "Bad Boy" ein klassisches Coming of Age-Thema behandelt, ist kein Zufall, denn bald veröffentlicht Dan Croll sein zweites Album mit dem Titel "Emerging Adulthood".
Big Thief - Shark Smile
"Shark Smile" beginnt mit einer zurückhaltenden Gitarrenmelodie, einem stoischen Drum-Beat und einer honigwarmen Stimme, die irgendwie nach Country und Roadtrip klingt. Wer jetzt denkt, damit hat sich's, der irrt. Denn "Shark Smile" ist einer dieser Songs, die zunächst harmlos klingen und dann plötzlich doch noch ausbrechen. In diesem Fall tauchen aus dem Nichts plötzlich erstaunlich schrille Gitarren auf und dann ist der Song auch ganz unvermittelt schon wieder vorbei. Das geht so schnell, dass man sofort auf Repeat klicken muss. Verantwortlich für dieses - ja, man muss es so sagen - kleine Gesamtkunstwerk sind Big Thief aus New York. Die vierköpfige Indie-Rock-Band hat mit "Shark Smile“ bereits im März beim renommierten SXSW-Festival in Austin für Aufsehen gesorgt. Jetzt gibt es den Song endlich in Studioqualität - und dazu auch gleich noch das neue Album "Capacity".