Lilly Among Clouds, Gaddafi Gals, The XX, GUS, Action Bronson Tracks der Woche #26/17
Die Tracks der Woche im Süßwarenladen: zart wie Zuckerwatte, prickelnd wie Brausepulver, bittersüß wie dunkle Schokolade, locker-leicht wie Puffreis und on top ein rappendes Gummibärchen.
Lilly Among Clouds – Your Hands Are Like Home
Letztes Jahr war sie noch eine eher unbekannte aber vielversprechende Newcomerin. Und jetzt? Lilly Among Clouds hat in kürzester Zeit zwei entscheidende Etappenziele ihrer Karriere erreicht: Erstens einen fetten Plattenvertrag einsacken und zweitens internationale Konzerte spielen. Mit ihrer ersten EP "Blood & History" hat die Würzburgerin gezeigt, dass sie eine Meisterin auf dem Gebiet "gefühlvoller Pop" ist. Und ihre neue Single "Your Hands Are Like Home" ist da keine Ausnahme: Sehr zurückhaltend und größtenteils reduziert auf das ideale Zusammenspiel von Klavier und Lillys eindringlicher Stimme, gräbt sich die Ballade tief in den Gehörgang. Jetzt fehlt nur noch ein Album, damit die Erfolgsstory weitergehen kann. Das steht für Ende August an und trägt den Titel "Aerial Perspective".
Gaddafi Gals – Fila
Das Zelebrieren von bestimmten Marken ist in der Musikwelt auch hierzulande gefühlt schon immer ein Ding. Erinnern wir uns nur mal daran, wie Dendemann Ende der 90er Jahre Ecko Unltmd abgefeiert und Jan Delay seiner Nike-Air-Sammlung einen ganzen Song gewidmet hat. Aber die aktuell schönste Lobeshymne auf ein Label kommt von Gaddafi Gals. Ihr Debüt "Fila" hat aber noch weit mehr zu bieten als nur eine Werbebotschaft: Ein unfassbar cooler Rap-Part geht in den gesungenen Refrain über, ein verzerrtes Sample wird eingestreut und den krönenden Abschluss bildet eine hinreißende Neuinterpretation des ikonischen Refrains von "Lovefool" der Cardigans. Zu den Gaddafi Gals gehören die grandiosen Ebow und Nalan von Nalan 381. Sonst ist über das Trio aber noch nicht so viel bekannt. In der bayerischen Hauptstadt hängen sie aber gerne ab: Das mit schönen Menschen vollgestopfte Video zu "Fila" wurde größtenteils im Münchner MMA Club gedreht.
The XX – I Dare You
The XX sind ein bisschen wie Pizza: Geht immer und selbst in einer Runde mit den unterschiedlichsten (Musik-)Geschmäckern können sich irgendwie alle darauf einigen. Und weil sie vor einigen Jahren mit ihrem minimalistischen Mix aus Synthie, Hallgitarren und zerbrechlichem Gesang so eingeschlagen haben, hat es nicht lange gedauert, bis auch andere Bands auf diesen Zug aufgesprungen sind. The XX - quasi das Original aus dem Steinofen - haben sich davon aber nicht beirren lassen und Anfang dieses Jahres ihr drittes Album "I See You" veröffentlicht. Ein bisschen haben sich die Londoner aber schon verändert: Auf ihrer Single "I Dare You" klingt Sängerin Romy Madley Croft nicht mehr ganz so schüchtern wie noch 2009. Das tut der perfekten Harmonie mit Duett-Partner Oliver Sim aber keinen Abbruch. Und auch dieser besondere, bittersüße Flair ist immer noch da und gewinnt mit den sirenenartigen Strudeln im Musikbett zusätzlich an Durchschlagskraft.
GUS – Hot Pink California
Kalifornien ist der Sunshine State und deshalb muss per Gesetz jeder Track mit dem Bundesstaat im Titel auch nach Strand, Sonne und Rollschuhfahren am Pier klingen. Das ist Gijs Wisselink aka GUS mit seiner neuen Single "Hot Pink California" schon mal mehr als gelungen. Was noch zusätzlich zur lockeren Stimmung des Songs beiträgt ist, dass der Sänger aus Amsterdam sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt. Im Musikvideo zu "Hot Pink California" übertrifft sich GUS in einer Art Homevideo-Zusammenschnitt mit jeder Einstellung selbst was das Bad-Taste-Level betrifft - und hat dabei jede Menge Spaß. Dabei wäre es aber ein Trugschluss zu glauben, der Sänger müsse mit guter Laune über fehlendes Können hinwegtäuschen. In der Mitte des Tracks legt er nämlich ein Gitarrensolo hin, das klar macht: Hier hat sich jemand ganz viele Videos von Großmeister Jimi Hendrix angeschaut.
Action Bronson – Let Me Breathe
Action Bronson hat zwei große Leidenschaften: Gourmetküche und Rappen. Und die verbindet der rotbärtige New Yorker wie kein Zweiter. In seiner Kochshow "Fuck That’s Delicious" kreieren Profi-Köche so ausgefuchste Gerichte wie Oktopus-Shawarma - während Actions Bronsons Tracks im Hintergrund laufen. Und für musikalischen Nachschlag hat der Rapper in Teddybär-Optik bereits mit seiner neuen Single "Let Me Breathe" gesorgt. Der Titel dient dabei als klare Message an alle, die ihn ständig nerven, wann das neue Album "Blue Chips 7000" endlich kommt. Da ist es in der Musik wie in der Küche: Die wirklich leckeren Sachen brauchen ein bisschen. Das hört man der Single an: Wenn der 33-Jährige auf einen mit Glockenspiel unterlegten Beat Lines wie "Basic bitches everywhere gon‘ dance to it" rappt, ist es tatsächlich schwer, sich dem New-Orleans-Bounce von "Let Me Breathe" zu entziehen.