Tracks der Woche #31/18 Bokito, Buddy feat. Snoop Dogg, Dirty Nice feat. Desta French, Ben Khan, Macklemore feat. King Draino
Gorillas auf der Bühne, ein Hund und sein Protegé, hitverdächtige Pleitegeier, ein Computermaus-Virtuose und das Lieblingsinstrument aller Schlangenbeschwörer - die animalischen Tracks der Woche.
Bokito - How Dare You
Der Name der Band Bokito ist eine Hommage an den gleichnamigen Gorilla, der 2007 im Zoo von Rotterdam ausgebrochen ist und eine Besucherin angegriffen hat. So von wegen: Gebt uns einen kurzen Moment der Freiheit - im Falle der Band ist das die Bühne - und wir werden zum Tier. Live lässt Sänger Moses Moorhouse seinen Bewegungen absolut freien Lauf und streicht sich dabei ganz beiläufig durch seine beeindruckende Lockenpracht. Aber jeder Frontmann ist letztlich nur so gut wie seine Band. Und da fehlt es Bokito wirklich an Nichts: ein klassisches Indie-Ensemble aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard liefert einen vielseitigen Musikteppich. Zusammen haben sich die Fünf zu einem Act entwickelt, den man auf dem Zettel haben sollte. Ihre neue Veröffentlichung "How Dare You" ist mit den dezenten tropical Beats und dem ausgefuchsten Stimmenspiel ein unwiderstehlicher Sommerhit.
Buddy feat. Snoop Dogg - The Blue
Snoop Dogg ist der Inbegriff der Coolness: Immer mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht und gesegnet mit einer Stimme, die die Eiswürfel im Gin Tonic schmelzen lässt. Der Megastar kann sich längst aussuchen, mit wem er zusammenarbeiten will. Wenn Snoop also plötzlich auf dem Track eines jungen Rappers aus Compton zu hören ist, ist klar: Dieser Typ muss einiges draufhaben. Die Rede ist hier vom 24-jährigen Buddy. Als Teenager entdeckt und unter Vertrag genommen von Pharell Williams, hatte Buddy schon mal einen Fuß in der Tür. Selbige tritt er jetzt mit seinem Debütalbum "Harlan & Alondra" ein und füllt den Raum mit seiner unübersehbaren Anwesenheit. Die Single "The Blue" klingt ein bisschen als würde Snoop Dogg dem Nachwuchs das Zepter übergeben: Ganz wie der Altmeister überzeugt Buddy mit einem Mix aus anziehendem Soul und lasziven Rap - und das ohne schweren Schmalz, sondern mit typischer Westcoast-Leichtigkeit.
Dirty Nice feat. Desta French - Luvin U
Dirty Nice ist eine Band, die beweist, dass Pop nicht gleichbedeutend sein muss mit einfallslos. Das Duo fusioniert Einflüsse ungeachtet von Genregrenzen und generiert daraus einen Sound, der extrem gefällig und trotzdem innovativ ist. Bestes Beispiel: ihre Single "Luvin U" zusammen mit der Londoner Sängerin Desta French. Hier gibt es, neben der gelungenen Kombination der beiden Stimmen, muntere Synthies, facettenreiche Elektro-Beats und elegantes Piano - gekrönt von einem catchy Refrain. Ursprünglich haben Dirty Nice den Song für jemand anderen geschrieben, fanden ihn dann aber so gut, dass sie ihn doch für sich behalten haben. Weise Entscheidung, denn mit "Luvin U" haben Charlie Pelling und Mark Thompson definitiv einen Treffer gelandet. Die Identität der beiden Mitglieder sollte übrigens eigentlich geheim bleiben, was aber an den Liveauftritten gescheitert ist - für eine aufwendige CGI-Liveshow wie bei den Gorillaz fehlte den Newcomern einfach die Kohle.
Ben Khan - The Green
Künstler, die viel mit computerbasierten Sounds arbeiten, müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, sie gingen den einfachen Weg. Einfach macht es sich Ben Khan bei seinen Tracks aber nun wirklich nicht: Erstens spielt er alle verwendeten Instrumente selbst ein und zweitens baut er in seinen Songs kunstvoll alle möglichen Geräusche mit ein, die er auf Reisen sammelt. Das Ergebnis: Ein feiner, synthetischer Sound mit viel Substanz, wie auf der neuen Single "The Green", die ein weiterer Vorgeschmack auf sein im August erscheinendes Album ist. Die überwiegenden Jazz- und R'n'B-Elemente geben dem Track eine spürbare Tiefe. Außerdem hat Ben Khan sich quasi selbst gesampelt, in dem er Teile seiner Songs "Do It Right" und "A.T.W. (Against the Wall)" darin verarbeitet hat. "The Green" verlangt Aufmerksamkeit von seinen Hörern und belohnt sie dafür mit einem vielschichtigen Kunstwerk.
Macklemore feat. King Draino - How to Play the Flute
"How To Play The Flute" könnte auch der Titel eines Lernvideos auf Youtube sein, ist aber ein Song von Macklemore und King Draino. Dementsprechend ist der Track durchzogen von einer Flötenmelodie - ein Instrument, das man jetzt nicht direkt mit Hip-Hop verbinden würde. Aber Macklemore ist ja bekannt dafür, auf solche Konventionen nicht viel zu geben. Zu der Singleauskoppelung "How To Play A Flute" aus seinem letzten Jahr erschienen Album "Gemini" gibt es jetzt auch ein absurd lustiges Video. Der Rapper wird darin von besagter Flöte hypnotisiert und begibt sich auf eine Reise durch sein Unterbewusstsein: Macklemore als antiker Gott, Bob Ross und wild tanzender Goth - Freud hätte sicher seine helle Freude an diesen Einblicken. Fragt sich nur - neben vielen anderen Dingen in diesem Song - was es mit dem wiederholten Niesen auf sich hat. Macklemore ist jedenfalls zurück und in alter "Thrift Shop"-Topform.
Sendung: Freundeskreis, 30.07.2018 - ab 10.00 Uhr