Tracks der Woche #36/17 Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, Sepalot feat. Lylit, Arkells, Lizzo, LCAW feat. Sophie Hintze
Manege frei für die Tracks der Woche: ein Wortakrobat, ein Beat-Zauberer, Genre-Jongleure, eine außergewöhnliche Tänzerin und ein Drahtseilakt zwischen Leichtigkeit und Melancholie.
Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – Gelernt
Käptn Peng ist bekannt für seine surreale Lyrik, die wie ein Blätterteigstrudel aus vielen köstlichen Schichten besteht. Seine treue Band, die alleine für das Wortspiel im Namen schon Probz verdient, begleitet seinen Sprechgesang – darf man Rap sagen? – enthusiastisch mit skurrilen Instrumenten. Alles wirkt zufällig und chaotisch, aber das täuscht: Was Käptn Peng und seine Kumpanen da machen, hat Methode. Und so folgte dieses Jahr mit "Das Nullte Kapitel“ der lang ersehnte Nachfolger vom 2013 erschienenen Album "Expedition ins O“. Darauf finden sich Tracks mit dem typischen Käptn-Peng-Flair, bestehend aus einem witzig geschriebenen Text und einem gefälligen Beat. Mit der Single „Gelernt“ aber geht der Berliner einen anderen Weg und haut ein feministisches Statement raus – ohne dadaistischen Klamauk. Mit "Gelernt“ zeigt Käptn Peng, dass er bei all dem Spaß trotzdem noch so wütend sein kann wie 2012 auf "Kündigung 2.0“.
Sepalot feat. Lylit – I Kiss Goodbye
Mit Abschieden kennt sich Sepalot aus: Letztes Jahr hat er mit seiner HipHop-Combo Blumentopf nach grandiosen 24 Bühnenjahren sein letztes Konzert gespielt. Da gab es sicherlich auch das ein oder andere Abschiedsbussi. Ob ihn dieses Erlebnis zu seiner aktuellen Single "I Kiss Goodbye“ inspiriert hat? Jedenfalls ist jedes Ende auch ein Anfang – im Falle von Sepalot ein sehr gut vorbereiteter, denn er ist bereits seit 2008 auch nebenher solo unterwegs. Dieses musikalische Doppelleben zeigt schon, dass der DJ aus Freising bei München niemand ist, der sich auf seinem Erfolg ausruht. Für seine brandneue Single hat sich Sepalot stimmliche Verstärkung von der österreichischen Soulsängerin Lylit geholt: "I Kiss Goodbye“ klingt extrem smooth, aber nicht eintönig – dafür sorgt der Beat-Bastler mit spritzigen Samples. Und damit nicht genug: Im Oktober kommt der zweite Part seines Split-Albums "hide&seek“.
Arkells – Knocking At The Door
Piano, satte Bläser und die einprägsame Stimme von Leadsänger Max Kerman – so pompös beginnt der neue Track "Knocking At The Door“ der Band Arkells. Und es wird noch besser: Kerman wechselt mühelos zwischen klaren Höhen und einem kratzigen Röhren, das an Kollegen wie Aaron Bruno von Awolnation erinnert. Weibliche Backgroundstimmen sorgen für die zusätzliche Prise Soul und bringen zusammen mit den Bläsern das Motown-Feeling zurück. Und trotzdem klingt das Ganze auch irgendwie noch nach Rock. "Knocking At The Door“ ist ein aufwendiger, dynamischer Song. Da sich die Welt ja darauf geeinigt hat, dass die Musik von Nickelback absolut unzumutbar ist, sind die fünf Jungs von Arkells ausgezogen, um den guten Ruf von kanadischer Rockmusik wiederherzustellen.
Lizzo – Water Me
“Come Water Me” – das denkt sich nicht nur so manche vergessene Pflanze auf den Fensterbrettern von Studenten-WGs. So lautet auch die Zeile aus dem Refrain der neuen Single "Water Me“ von Melissa Jefferson aka Lizzo. Darin erinnert uns die US-Künstlerin an eine Weisheit, die uns schon unsere Oma mitgegeben hat: "Iss‘ was Ordentliches, damit du was wirst“. Viele Songs der Rapperin drehen sich um ein positives Körpergefühl unabhängig von der Kleidergröße. Und dass man auch mit ein paar Pfunden mehr eine beeindruckende Tanzeinlage hinlegen kann, beweist die Sängerin im zugehörigen Musikvideo. Mit dem Wechsel zwischen Gesang und Rap und den optimistischen Beats kreiert Lizzo eine poppige Interpretation von HipHop. Seit einiger Zeit ist die 31-Jährige mit verschiedenen Crews unterwegs, als Solo-Künstlerin hat sie bereits zwei Alben auf dem Markt. Trotz dieser Routine hat sie an ihrer aktuellen Single ganze sieben Monate gearbeitet.
LCAW feat Sophie Hintze – Staring At The Sun
In den letzten Jahren waren die Charts voll von talentierten Produzenten, die gefühlvollen Popsongs einen Deep-House-Touch verpasst haben. Solche Karrieren beginnen meistens auf Soundcloud – und genau da hat auch LCAW angefangen und mit seinen Remixen Millionen Plays eingeheimst. Den Münchner unterscheidet von seinen Kollegen aber Eines: Statt großer Balladen möbelt LCAW am liebsten gitarrenlastige Indie-Songs auf. Bei seiner aktuellen Single "Staring At The Sun“ ist er seiner Vorliebe für kraftvolle weibliche Stimmen treu geblieben: Auf einem funky angehauchten Musikbett ertönt die Stimme der New Yorkerin Sophie Hintze, die zwischen Leichtigkeit und Melancholie balanciert. Der Track ist übrigens eine Eigenkreation des 22-Jährigen. Auch wenn nicht viel von seiner klassischen Ausbildung – Klavier und Cello – zu hören ist, spürt man sie doch in seinem handwerklichen Geschick.
Sendung: Freundeskreis, 4. September 2017 - ab 10 Uhr